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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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ich nicht so müde gewesen wäre, hätte ich bestimmt nicht einschlafen können, aber da ich die ganze vorherige Nacht wach war, ging es doch.
    Am nächsten Morgen, als ich aufwachte, dachte ich, daß mich jemand windelweich gehauen hatte, denn mir taten alle möglichen Stellen am Körper weh. Ich traute mich gar nicht zu bewegen, denn ich spürte jeden einzelnen Knochen, den ich im Leibe hatte. Die Türe zur Zelle stand offen, aber alle schliefen noch. Ich legte mich auf den Rücken und versuchte, ebenfalls noch ein wenig zu pennen, als ich auf einmal bolzengerade auf der Decke saß, denn dieser dämliche Aufseher hatte mit seiner Trillerpfeife gepfiffen, als wenn es um einen Luftangriff ginge und die Leute alle in die Bunker gehen müßten, wenn sie überleben wollten. Aber es ging nur um diesen dappigen Appell, wie er ihn nannte.
    Nach dem Frühstück ging ich mich waschen. Ich hatte mir auch vorgenommen, an die Botschaft zu schreiben, damit sie an unserer Verhandlung anwesend wären. Das machte ich zusammen mit Rudi. Dann ließ ich mich zum Chef bringen, und diesem erklärte ich, daß ich die Adresse eines guten Anwalts brauchte. Er gab mir eine, und ich schrieb diesem ebenfalls gleich einen Brief und hoffte, daß er mein Französisch lesen konnte, das ich geschrieben hatte, denn ich konnte zwar gut sprechen, aber das Schreiben war eine Katastrophe. Die Briefe gab ich einem Beamten, der mir versicherte, sie noch am selben Tag zum Richter zu bringen, damit sie zensiert und abgeschickt würden. Da dieser Beamte einigermaßen okay war, vertraute ich ihm, denn ich konnte mir gut vorstellen, daß die Briefe nie abgeschickt würden. Nun begann für Rudi und mich die Warterei, bis sich endlich einmal einer von der Botschaft meldete. Einen Termin für unsere Verhandlung hatten wir noch nicht, und ich hoffte, daß dieser auch nicht kam, bevor sich nicht der Anwalt und die Botschaft gemeldet hatten.
    So vergingen vier lange Tage, als ich auf einmal zu einem Beamten gerufen wurde. Der sagte mir, daß ich mit meinem Kumpel in zwei Tagen die Verhandlung hätte. Ich konnte es gar nicht glauben, denn der eine Beamte hatte gesagt, daß sie nicht so schnell kommen würden, da man von uns nichts wisse.
    Der Anwalt hatte sich noch nicht gemeldet und von der Botschaft auch noch niemand. Normalerweise müßten sie die Briefe schon gekriegt haben, denn der Beamte, dem ich sie gegeben hatte, hatte mir versichert, daß er sie dem Richter persönlich abgegeben hatte. Ich erzählte Rudi, wann wir unsere Verhandlung hatten, und er konnte es nicht fassen.
     
    Aber er meinte, daß wir vielleicht gleich abgeschoben würden und endlich aus diesem Bunker herauskämen. Aber dafür sah ich schwarz, denn ohne Anwalt war die Sache hoffnungslos, denn sie konnten auf dem Gericht mit uns machen, was sie wollten, da wir kein Arabisch sprachen und sie sich für uns nicht die Mühe machen würden, einen Dolmetscher zu besorgen oder die Verhandlung in einer anderen Sprache abzuhalten. Ich hatte gesehen, was in Frankreich los war, und dort hatten sie auf die Gerechtigkeit geschissen und machten mit einem, was sie wollten. Mir brach der Schweiß aus, wenn ich bloß an die Verhandlung dachte, und wer weiß, wegen was sie uns überhaupt anklagten.
24
    Dann war der Tag der Verhandlung da. Wir hatten uns zurecht gemacht und warteten, daß wir geholt wurden. Weder der Anwalt noch die Botschaft hatte sich bei uns gemeldet. Ich hatte nicht die geringsten Hoffnungen, wieder auf freien Fuß zu kommen. Dann wurden wir gerufen, und im Büro standen schon zwei Bullen, die auf uns warteten. Dort machten sie uns Handschellen um und setzten uns in den Wagen, den sie in den Hof gefahren hatten. Kurz darauf setzten sich die beiden Sheriffs in den Wagen, und der Beamte öffnete das Tor. Wir fuhren hinaus, und ich hatte ein ganz komisches Gefühl in mir, als wenn alles schiefgehen würde auf der Verhandlung.
    Wir fuhren nicht lange, als der Wagen auch schon wieder anhielt. Wenn ich eine Chance bekommen hätte, einen Fuchs zu machen, wäre ich bestimmt stiften gegangen. Aber ich bekam sie nicht, denn wir wurden aus dem Wagen geholt und in einen Seiteneingang des Gerichts hineingeführt.
    Im Gebäude wurden uns die Handschellen abgenommen, und wir mußten vor einer Türe warten, hinter der der Gerichtssaal sein mußte. Ich war nervös und wie ich sah, Rudi ebenfalls.
    Wir steckten uns jeder eine Zigarette an, und ich hoffte, daß ich dadurch ruhiger wurde. Aber das war nicht

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