Auch Du stirbst einsamer Wolf
Idiot von Arzt. Er stellte mir noch ein paar Fragen, und als er mich in das nächste Zimmer schickte, war ich richtig froh, bei diesem Idioten fertig zu sein. Wer weiß, der hat sich so komisch verhalten, und da muß man auf der Hut sein.
Der Arzt, in dessen Zimmer ich nun stand, schien ganz in Ordnung zu sein, denn er gab mir die Hand, als ich eintrat. Das hatte ich nicht erwartet, daß jemand bei der Legion einem die Hand gibt, wenn er ihn noch nicht kannte.
Bei ihm mußte ich kerzengerade hinstehen, damit er meinen Körperbau anschauen konnte. Dann mußte ich auf einem Strich laufen, und er schaute, ob bei mir alles dran war, was ein Mann so im allgemeinen haben muß. Zum Schluß haute er mir noch mit einem kleinen Hämmerchen auf das Knie, und zu guter Letzt mußte ich noch in ein Glas pinkeln, das er beschriftete und zu anderen Gläsern stellte, die er schon hatte. Das war alles, und ich konnte wieder gehen. Im Gang zog ich mich schnell wieder an, denn ich fror wie ein Schloßhund. Als wir alle fertig waren, gingen wir zurück in unsere Behausung. Nun sollte ich nur noch geröntgt werden, und dann mußte ich auf die Auswertung warten.
Am Nachmittag kamen wir auch schon in das Krankenhaus.
Wir fuhren in einem großen grünen Bus dorthin. Dort mußten wir alle den Oberkörper freimachen und in eine Maschine stehen, wo man die Lunge durchleuchtete und ein Bild machte.
Die ganze Sache ging wie am Fließband. Sobald der andere rauskam, ging schon der nächste wieder rein. So waren wir schnell fertig und wieder in der Kaserne. Dort kamen wir gerade richtig zum Abendessen und dem dämlichen Appell, der mir schon auf den Geist ging, da wir ihn am Tage mehrmals machen mußten.
6
Da die ärztlichen Untersuchungen abgeschlossen waren, hatte ich noch mehr Zeit für mich. Ab und zu trieben wir Sport, aber machten dann nur einen Wahnsinns-Dauerlauf, daß einem die Zunge zum Halse heraushing. Kalt duschen machte mir nichts mehr aus. Im Gegenteil, es machte mir Spaß und es war gesund. Das Rauchen hatte ich ein klein wenig eingestellt, da ich einmal bemerkte, daß meine Kondition nicht mehr besonders gut war. Ich rauchte nur noch ein paar Zigaretten am Tag, und so hielt mir eine Packung zwei bis drei Tage. An Rita dachte ich immer öfter, und ich glaubte, daß ich diese Trennung nie überwinden werde. Ich brauchte sie genauso wie die Luft zum Atmen. Für mich war es auch ein Beweis dafür, daß es die Liebe wirklich gibt. Bei Rita hatte ich das ganze Glück und die Liebe gefunden, die ich zum Leben brauchte.
Aber auch die Liebe ist vergänglich. Alles hat einmal ein Ende, auch die Liebe mit Rita. Bei anderen geht das Zusammensein mit ihrem Partner bis zum Tode, und bei mir war es eben um einiges kürzer. Ich war nicht der einzige, der oft an sein Mädchen dachte. Ein Neger, der Jimmy hieß, ließ ebenfalls ein Mädchen zurück, das er sehr gerne hatte. Ich hatte mich mit ihm angefreundet, und ich stellte fest, daß er sein Mädchen sehr liebte, denn er erzählte mir sehr oft von ihr. Jimmy war ein netter Kerl und ein guter Kamerad. Er teilte mit einem alles, was er hatte, und wenn es sein Letztes war. Er war immer arm gewesen, und weil er Hunger hatte, wurde er zum Dieb. Da er nicht ins Gefängnis wollte, meldete er sich zur Legion. Er hatte es sehr schwer in seinem Leben, und in dieser Kaserne hatte er es noch schwerer, denn die sogenannten Kameraden zogen ihn immer mit seinem Mädchen auf. Er beherrschte sich aber immer und haute niemanden in die Fresse. Ich selber suchte mir meine Freunde sehr sorgfältig aus, denn ich wollte mich nicht zu den Kameradenschweinen gesellen. Meine Freunde und ich hielten immer zusammen, wie Pech und Schwefel. Das Idiotischste, was es in diesem Verein überhaupt gab, war, daß man sich nie mit den Händen in den Taschen erwischen lassen durfte. Wenn man erwischt wurde, mußte man fünfundzwanzig Liegestützen machen, oder fünfzehn Klimmzüge an einer Stange, die dafür extra im Hof stand.
Der Vollidiot von Caporal stand dann vor dem, der die Liegestützen oder Klimmzüge machen mußte und zählte genüßlich mit. Dabei freute er sich schon auf den nächsten, den er erwischen konnte, mit den Händen in den Taschen. Ich habe auch schon welche machen müssen, aber mir war es scheißegal, denn man konnte sowieso nichts gegen diese bekloppten Methoden machen. Manche Caporals waren richtige Schweine und andere wieder ganz in Ordnung. Aber die meisten wollten uns nur schleifen und in den Dreck
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