Auch Du stirbst einsamer Wolf
habe ich mir gleich gedacht, und deswegen habe ich extra noch gefragt.«
»Ich kann aber welchen besorgen lassen.«
»Nein, das ist nicht so schlimm. Dann trink ich eben einen Whisky.«
»Scotch oder Burbon?«
Dieses Weib mußte immer fragen, und ich hätte mir denken können, daß sie beide Sorten da hatte. Die Sache ging mir langsam aber sicher auf den Geist.
»Scotch, bitte.«
Wenn sie jetzt noch fragen sollte, welche Marke, dann hau ich ihre Scheißbar zusammen. Sie fragte aber nicht mehr, sondern reichte mir kurz darauf meinen Drink. Ich kam mir richtig unsicher vor, denn ich wußte nicht, wie ich mich verhalten sollte. Also nahm ich mir vor, so zu sein, wie ich es immer war. Ich setzte mich mit meinem Glas einfach in einen Sessel, kippte den Whisky in einem Zug runter und streckte ihr das leere Glas wieder hin. Als wäre sie mein Dienstmädchen, sagte ich zu ihr:
»Schenk mir noch einen ein.«
Sie sagte nichts, sondern nahm das Glas, ging zur Bar, goß wieder etwas hinein und brachte es mir. Dann setzte sie sich mir gegenüber in einen Sessel und fragte mich:
»Wohin gehen wir zum Essen?«
»Das weiß ich nicht. Ich kenne mich in Nice nicht aus, und außerdem hast du mich eingeladen, und so mußt du das Lokal aussuchen.«
»Okay, da hast du recht.«
Auf einmal war ich richtig stolz, weil ich die Situation so gut meistern konnte. Wie ein King saß ich im Sessel und tat so, als wenn ich mein ganzes Leben in diesen Kreisen verbracht hätte.
Das machte ein wenig Eindruck auf Denise, denn sie fragte mich:
»Gefällt dir mein Wohnzimmer?«
»Ja, man kann’s lassen. Warum?«
»Ach nichts, ich meinte nur so.«
Nun hatte ich ihr einen Schuß verpaßt. Sie dachte bestimmt, daß ich irgendein Trottel von Millionärssohn wäre, der nichts wie Faulenzen im Kopf hat und sich deswegen in Frankreich an der Cote d’Azur herumtrieb. Dabei war ich gar nicht reich, und wenn man es genau betrachtete, war ich sogar arm. Wenn sie gewußt hätte, wer ich war, hätte sie mich bestimmt sofort an die Luft gesetzt. Dann unterhielten wir uns über belanglose Sachen, wie das Wetter, nur um die Zeit totzuschlagen. Auf einmal schaute sie auf die Uhr und meinte: »Ich glaube, wir können uns jetzt auf den Weg machen. Ich kenne ein ganz tolles Lokal. Bis wir dort sind, ist genau die richtige Zeit zum Essen.«
Dann drehte sie sich um und ging aus dem Zimmer. Ich blieb einfach sitzen und wollte erst aufstehen, wenn mir das Mädchen meinen Mantel brachte. So macht man das am besten. Es fällt dann auch nicht auf, daß man normalerweise seinen Mantel selber von der Garderobe holte. Und siehe da, da kam auch schon das Mädchen mit wiegenden Hüften hereinspaziert und hatte meinen Mantel über dem Arm. Ich stand auf, ging auf sie zu, und sie hielt mir den Mantel so hin, daß ich nur noch hineinschlüpfen mußte. Wenn ich sie aufgefordert hätte, ihn zuzuknöpfen, hätte sie es bestimmt gemacht.
Auf einmal kam Denise wieder angewackelt und meinte:
»Ich habe uns ein Taxi bestellen lassen, denn ich will nicht mit dem Wagen fahren. Wenn wir etwas getrunken haben, ist es zu gefährlich.«
Nun wurde ich frech und fragte sie:
»Hast du keinen Chauffeur?«
»Nein, ich fahre immer selber.«
Die Frage hatte gesessen, auch wenn sie es sich nicht anmerken ließ. Sie wollte immer Komplimente hören, das hatte ich mittlerweile schon mitbekommen. Aber den Gefallen machte ich ihr nicht, auch wenn ich sonst öfters welche gebe.
Dann klingelte es an der Tür. Dies konnte nur das Taxi sein.
Wir setzten uns beide auf die hinteren Sitze, und Denise sagte dem Fahrer die Adresse. Der Fahrer nickte nur und fuhr gleich los. Dann sagte Denise zu mir:
»Es ist ein wunderbares Lokal. Ich gehe öfters dort essen.
Mein Mädchen hat uns vorhin einen Tisch bestellt.«
Das hörte sich schon wieder an, wie es die in den Filmen immer sagten. Ich stellte mich darauf ein, in einem Bonzenlokal zu essen. Wenn dies ebenfalls so war wie im Film, dann konnte ich mir vorstellen, was dort los war. Ich wollte mir eine Zigarette anstecken, stellte aber fest, daß ich mir vorhin die letzte Kippe herausgenommen hatte. Also sagte ich zu Denise:
»Gib mir bitte eine Zigarette!«
Sie kramte in ihrer Handtasche und hielt mir eine Packung Royal hin, denn sie rauchte nur dieses schwache Kraut. Ich nahm mir eine raus, und sie gab mir auch gleich Feuer dazu.
Ich stellte fest, was mir am Mittag entgangen war, daß das Feuerzeug aus Gold sein mußte. Ich konnte mir nicht
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