Auch Du stirbst einsamer Wolf
Minuten später würde er sowieso wieder wie ein Irrer durch die Gegend rasen. So hoffte ich eben, daß ich lebendig an mein Ziel käme. Ich war heilfroh, als der Wagen anhielt und der Fahrer mir zugrinste, als wenn er die »Monte-Carlo-Rallye« gewonnen hätte. Schnell bezahlte ich und stieg aus.
Als ich auf der Straße neben der Fahrertür stand, sagte ich zu ihm:
»Ich habe nichts gegen schnelles Fahren, aber Ihnen sollte man die Lizenz wegnehmen.«
»Das haben mir schon viele gesagt, aber ich habe sie immer noch. Ich fahre schon seit zwanzig Jahren Taxi und hatte noch nie einen Unfall.«
»Das wundert mich aber!«
Dann drehte ich mich um und suchte nach dem Haus von Denise. Es waren lauter kleine Villen, die in Reih und Glied der Straße entlangstanden. Ich glaubte nicht richtig zu sehen, da die Nummer, die ich auf dem Zettel hatte, mit der der Villa, vor der ich stand, übereinstimmte. Solch ein Haus haben nur gutbesaitete Leute. Sollte diese Denise ein dickes Bankkonto besitzen? Nun war ich echt neugierig und lief auf das Haus zu, um nach dem Namen zu sehen. An der Türklingel, auf einem kleinen, goldenen Schildchen, stand in sauberer, schwarzer Gravierung »D. Bounard«. Da ich es immer noch nicht glauben wollte, verglich ich noch einmal die Adresse auf meinem Zettel mit dem Hausschildchen. Aber ich mußte es glauben, da lag kein Fehler vor.
Nun wollte ich wissen, was dies für eine Frau ist. Wie sie ist, das wußte ich ja schon, nämlich verrückt, und von diesem Entschluß konnte mich kein Mensch mehr abbringen. Also klingelte ich und wartete gespannt, wer öffnen würde. Die Türe wurde aufgemacht, und vor mir stand dieses verrückte Weib, das Denise hieß und sagte:
»Ah, da bist du ja. Ich habe schon auf dich gewartet.«
»Ich konnte leider nicht früher kommen, da ich noch etwas zu erledigen hatte.«
Das hört sich immer gut an, wenn man sagt, daß man noch etwas zu erledigen hatte.
»Komm rein, oder willst du vor der Türe stehenbleiben?«
»Nein, das nun auch wieder nicht.«
Dann ging ich ins Haus, und mich setzte es fast auf den Arsch, als ich die Einrichtung sah. Am Boden lagen teure Teppiche, an den Wänden hingen schöne Bilder, die ebenfalls nicht billig aussahen, und die Möbel, die im Flur standen, schienen ein Vermögen wert zu sein. Diese Denise mußte über ein ganz beträchtliches Bankkonto verfügen, dachte ich mir.
Auf einmal kam ein Mädchen herein, in einer Geschwindigkeit, als wenn sie etwas von mir umsonst bekommen würde. Sie hatte eine kleine, weiße Schürze um. Sie war das Hausmädchen. Ich war nicht schlecht erstaunt, als ich das alles sah. Das Mädchen hielt mir den ausgestreckten Arm hin, was nur bedeuten konnte, daß sie mir meinen Mantel abnehmen wollte. Also zog ich ihn aus und gab ihn ihr. Sie verschwand damit, genauso schnell wie sie gekommen war. Ich war noch nie in den Kreisen, wo die Leute Hausmädchen und solche Sachen hatten. Das war für mich alles eine Nummer zu groß.
Diese Denise war also reich, und ich überlegte auf einmal, wie ich an ihr Geld rankommen konnte. Ich mußte sie nur anständig bezirzen, mich mit ihr verloben, warten, bis sie mich an ihr Konto ranließ und dann mit ihrem Geld verschwinden.
Die Sache ist sogar legal, und mir könnte niemand etwas anhaben. Ich brauchte diese dumme Kröte nicht gleich zu heiraten, um an ihr Geld zu kommen. So hatte ich also meinen Schlachtplan entworfen, und ich wollte ihn ausführen.
Denise führte mich ins Wohnzimmer. Es war eingerichtet wie ich es nur von Filmen her kannte. Überall stand das Geld herum, und ich war mittendrin. Dann fragte mich Denise:
»Willst du noch etwas Trinken, bevor wir zum Essen gehen?«
Etwas zu trinken konnte ich gebrauchen, denn ich hatte mich von diesem Anblick der Geldverschwendung noch nicht erholt.
»Ja.«
»Was willst du?«
»Was hast du da?«
»Was du willst, und wenn du einen besonderen Wunsch hast, dann kann man es besorgen lassen.«
So etwas hätte ich mir denken können. Im Film hatten sie auch immer alles und wenn nicht, dann ließ man es besorgen.
Ich hätte mir also die Frage ersparen können. Jetzt mußte ich mir natürlich etwas Besonderes ausdenken, etwas, das sie nicht hatte, denn so schindet man Eindruck, und ich könnte ihr dann sagen, daß ich mir das gleich gedacht hatte.
»Dann gib mir einen Persico bitte.«
Das war ein stinknormaler Kirschlikör, den wir immer in unserer Stammkneipe gesoffen hatten.
»Den habe ich nicht da.«
»Das
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