Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
Vom Netzwerk:
gleich, ob Sie schon einmal einen Unfall gebaut haben oder nicht. Aber ich möchte nicht der erste sein, mit dem Sie einen machen. Ich glaube, wir haben uns verstanden.«
    »Also gut, ich fahre wie eine Schnecke, damit ihnen nichts passiert. Sie haben anscheinend überhaupt kein Vertrauen zu den Taxifahrern.«
    »Nein, das habe ich nicht. Und es ist immerhin mein Leben, das Sie da spazierenfahren.«
    Dann drehte ich meinen Kopf spontan zu Denise und gab ihr einen Kuß auf die Stirn, da sie mich immer noch wie ein Weltwunder anschaute. Damit hatte sie nicht gerechnet und schaute mich nun noch dümmer an als vorher. Dann setzte ich mich gemütlich zurück und steckte mir eine Zigarette an.
    Denise setzte sich ebenfalls ganz zurück. Während der ganzen Fahrt sprachen wir kein weiteres Wort, denn jeder hing seinen eigenen Gedanken nach.
    Der Fahrer hatte sich am Riemen gerissen und war langsamer gefahren. Im Haus mußte ich dieses mal meinen Mantel selber aufhängen, denn das Mädchen hatte Feierabend. Denise und ich gingen in das Wohnzimmer, und sie holte aus der Bar eine Flasche Sekt. In der Bar war ein kleiner Kühlschrank eingebaut, und so war die Flasche Sekt gut durchgekühlt. Die Bonzen tranken viel Sekt und Champagner, da dies das Getränk der Reichen war. Mir selber schmeckte das Zeug nicht besonders, und ich bekam immer schnell einen Rausch davon.
    Wenn ich einmal etwas zu feiern hatte, rührte ich das Zeug an, aber selber machte ich nie eine Flasche auf. Wir saßen jeder in einem Sessel, und Denise schenkte ein.
    Nach ein paar Minuten stand Denise auf und setzte sich auf die Lehne meines Sessels. Dann legte sie ihren Arm um meinen Nacken und gab mir einen Kuß auf die Stirn, dann auf die Nase und zuletzt auf den Mund. Ich wußte, daß das Spiel seinen Anfang genommen hatte. Auf einmal sagte Denise zu mir:
    »Komm, ich zeige dir meine Bibliothek! Du wirst staunen, wie groß sie ist.«
    Dann nahm sie meine Hand und zog mich hinter sich her. Ich konnte gar nicht so schnell aus dem Sessel springen, wie sie losrennen wollte. Also sagte ich, ohne zu überlegen:
    »Halt Liebling, mach langsam!«
    Sie blieb mitten im Schritt stehen, drehte sich um und schaute mich mit einem sanften Blick an. Ich wollte gar nicht Liebling sagen, es war mir nur so herausgerutscht. Aber sie verstand es anscheinend ganz anders, nämlich total ernst und auf sich bezogen. Dann sagte ich zu ihr, um nicht dazustehen wie ein Idiot:
    »Was ist, du wolltest mir doch deine Bibliothek zeigen?«
    Sie drehte sich wieder um, drückte meine Hand ein wenig fester und zog mich wieder hinter sich her. Ich hatte schon gedacht, sie will mir wegen diesem einen Wort um den Hals fallen und mich vergewaltigen. Als ich in der Bibliothek stand, fielen mir bald die Augen aus dem Kopf.
    So viele Bücher hatte ich noch nie gesehen. Überall standen Regale, die voll damit waren. Alle hatten einen Ledereinband, ob sie klein waren oder groß. Alleine die Einbände waren ein Vermögen wert. In der Mitte des Raumes standen vier gemütliche Ledersessel und ein kleiner runder Tisch mit einer Marmorplatte. Der Boden war mit einem teuren Teppich ausgelegt, und an der Decke hing ein Leuchter, der einen normalen Arbeiter bestimmt zwei Monatslöhne gekostet hätte, wenn er ihn hätte kaufen wollen. Die Beleuchtung war genau abgestimmt, so daß man in diesem Raum optimal lesen konnte.
    Ich hatte noch nie so etwas wie diese Bibliothek gesehen. Die Decke war mit Holz getäfelt, und an der Wand klebte eine Seidentapete.
    Auf einmal fragte mich Denise:
    »Na, wie gefällt sie dir?«
    Ich war noch gar nicht fähig, ihr zu antworten, da ich immer noch erstaunt war über den ganzen Prunk, der in diesem Raum herrschte. Als ich mich gefangen hatte, sagte ich zu ihr:
    »Die ist wirklich nicht schlecht.«
    »Die habe ich selber einrichten lassen, denn mein Innenarchitekt wollte mir eine einrichten, wie sie andere auch haben. Und das wollte ich nicht.«
    »Das kann ich mir vorstellen, daß andere nicht dieselbe haben.«
    »Mir gefällt sie auch wahnsinnig, aber ich habe kaum Zeit, um mich darin aufzuhalten.«
    »Hast du eigentlich die ganzen Bücher gelesen?«
    »Nein, so gut wie gar keins, denn ich sammle sie nur. Ich will einmal von jedem Buch, das es auf der Welt gibt, ein Exemplar haben und damit die größte Bibliothek besitzen, die es überhaupt gibt.«
    »Wenn du so weitermachst, dann hast du bald die größte.«
    »O nein, die habe ich noch lange nicht.«
    Sie war richtig

Weitere Kostenlose Bücher