Auch Du stirbst einsamer Wolf
bedankte sich immer wieder bei mir. Aber ich mußte trotzdem Salem anrufen und ihm Bescheid sagen. Ich hatte einfach über seinen Kopf hinweg gehandelt, und das war nicht gerade das Beste. Ich rief ihn gleich an und erklärte ihm die ganze Geschichte. Er hatte nichts dagegen, daß Peter bei ihm in der Wohnung war, aber er bat mich aufzupassen, da man wildfremden Leuten nicht blindlings vertrauen soll. Dann sagte er mir, daß Cristine auf eine Heirat eingewilligt hätte, und er in Zukunft keine krummen Geschäfte mehr machen würde. Ich war ganz überrascht, denn ich hatte nicht gedacht, daß es so schnell gehen würde. Nun, ich wollte das Geschäft weiter machen.
Salem versprach, mir die Adressen zu geben, damit ich wußte, wo und wie ich etwas verkaufen konnte. So wie es aussah, würde ich bald wieder einen Partner haben. Die Wohnung wollte Salem noch nicht auflösen, denn damit wollte er warten bis nach der Heirat, und das konnte noch eine Weile dauern.
Nach dem Gespräch wendete ich mich wieder Peter zu. Mir fiel auf, daß er nichts Richtiges zum Anziehen hatte und deshalb fragte ich ihn:
»Hast du keine anderen Klamotten?«
»Nein, und das ist auch gestohlen, da ich keine Zeit hatte, mich besser anzukleiden.«
»Dann müssen wir dir erst etwas Anständiges besorgen.«
Wir stellten gemeinsam eine Liste auf. Ich mußte die Sachen besorgen, da er sich nicht auf die Straße traute, solange es hell war. Er hatte zwar Geld, aber dieses langte niemals, um sich einigermaßen einzukleiden, und so sagte ich ihm, daß ich die Kosten für seine Sachen übernehmen würde. Die paar Francs, die er noch hatte, sollte er für sich aufheben. Er würde mir das Geld irgendwann zurückgeben können, denn ich hatte mir vorgenommen, ihn zu meinem Partner zu machen. Ich würde die Sache auch ohne Salem schaukeln können. Peter konnte vielleicht schon ahnen, daß ich kein Engel war, aber Genaueres konnte er nicht wissen. Da ich Peter noch nicht vertrauen konnte, behielt ich seine Militärpapiere, die er mir gegeben hatte. Ich mußte irgend etwas gegen ihn in der Hand haben, wenn ich außer Haus ging, um Besorgungen zu machen. Nicht daß er die Wohnung ausgeräumt und sich aus dem Staube gemacht hätte, aber er verstand, daß ich fürs Erste seine Papiere behalten wollte. Ich machte mich auf den Weg, um die Klamotten zu besorgen. In mir war ein ungutes Gefühl, denn ich kannte ihn nicht, aber abhauen konnte er auf gar keinen Fall. Ich suchte ihm anständige Kleider aus. Sie waren nicht zu teuer und nicht zu billig, denn er sollte nicht auffallen, wenn er sich irgendwo bewegte. Als ich alles hatte, stellte ich fest, daß er sich auch rasieren mußte, und so besorgte ich ihm noch eine komplette Ausrüstung. Dann machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause.
Als ich die Wohnungstür aufschloß, und ich keinen einzigen Laut hörte, dachte ich, daß er sich aus dem Staub gemacht hatte. Aber das war nicht der Fall, denn als ich ins Wohnzimmer kam, lag er im Sessel und schlief. Er mußte ziemlich erschöpft gewesen sein, wenn er in einer fremden Wohnung einschlief und doch nicht wußte, ob ich die Bullen holen würde. Ich stellte die ganzen Pakete ab, ging an die Bar und machte mir etwas zu trinken. Da ich ihn nicht wecken wollte, verhielt ich mich leise. Er würde von selbst aufwachen, dachte ich mir. Ich setzte mich mit meinem Drink in einen Sessel und steckte mir eine Zigarette an. Mein Feuerzeug ließ ich anscheinend zu hart auf den Tisch fallen, denn auf einmal schreckte Peter hoch und schaute sich im Zimmer um. Als er feststellte, daß alles in Ordnung war, setzte er sich in den Sessel zurück und meinte:
»Ich habe dich nicht kommen hören. Mir sind einfach die Augen zugefallen, denn ich hab seit zwei Tagen nicht geschlafen.«
»Ich habe alles besorgt, du mußt es nur noch anprobieren.
Die Klamotten müßten aber normalerweise passen, denn ich habe alle Größen bekommen, die du mir angegeben hast.
Rasierzeug ist auch dabei, damit du aus deinem Gesicht die Matte rauskratzen kannst.«
»Kann ich mir auch etwas zu trinken machen?«
»Ja, bedien dich. Es steht alles zu deiner Verfügung. Nur an die Privatsachen von meinem Kumpel darfst du nicht gehen.
Aber ihn wirst du bestimmt auch bald kennenlernen.«
Dann schenkte er sich einen Whisky ein und trank ihn in einem Zug leer. Als er sein Glas wieder nachgefüllt hatte, setzte er sich in den Sessel zurück und meinte:
»Ich hatte schon Angst, daß du mich an die Bullen
Weitere Kostenlose Bücher