Auch Du stirbst einsamer Wolf
wir den Zug. Vom Bahnhof von Monte Carlo aus machten wir uns gleich auf den Weg in die nächste Cafébar, blieben aber nicht lange, sondern machten uns auf den Weg in Richtung Hafen, denn dort waren ebenfalls noch einige Bars, die gut waren. Unterwegs zum Hafen blieben wir in verschiedenen Lokalen hängen. Am Hafen setzten wir uns wieder in eine Cafébar. Ich hatte schon einen gewaltigen Stich, und deshalb trank ich ab und zu einen Orangensaft. Peter hingegen schluckte nur und wollte sich anscheinend sinnlos besaufen. Aber er vertrug eine Menge Alkohol, da er bei der Legion das Saufen gelernt hatte. Als wir beide stark angetrunken waren, kamen wir auf die Idee, einen Spaziergang zu machen.
Wir wollten auch nach ein paar Mädchen Ausschau halten, denn mit unseren Weibern hatten wir nichts mehr zu tun.
Meine hatte sowieso gesponnen, und deshalb war es mir so egal, als wenn in Las Vegas ein Fahrrad umfällt. Wir liefen ganz gemütlich am Hafenbecken entlang und schauten uns in der Gegend um. Mädchen gab es fast keine auf der Straße, und so setzten wir uns auf eine Bank. Unser Blick fiel genau auf die Jachten, die im Wasser sanft hin-und herschaukelten. Auf einmal sagte Peter zu mir:
»Mit so einem Ding jetzt eine Spazierfahrt machen, das wäre eine Sache.«
»Das würde mir bestimmt auch Spaß machen.«
»Mit der Gelben da drüben, die sieht echt gut aus.«
Er zeigte auf eine Jacht, die deutlich aus den anderen herausstach, da sie orangegelb bemalt war. Sie sah wirklich sehr hübsch, sportlich und luxuriös aus.
»Ja, die sieht gut aus. Was meinst du, was die gekostet haben muß?«
»Die kann unsereins nicht bezahlen. Das steht fest. Aber wenn man so ein Schweinegeld hat wie die hier, dann kann man sich noch etwas Besseres leisten, wie zum Beispiel den Dampfer da drüben.«
»Ich hätte die größte Lust, in eines der Dinger zu sitzen und damit abzuhauen.«
»Spazieren fahren würde ich auch gerne, aber damit abhauen, wäre nichts.«
»Wir könnten uns doch eine kleine Fahrt leisten mit dem Ding. Das würde keiner merken, wenn wir es uns für eine Stunde ausleihen.«
Am Hafen standen wenige Leute und die, die auf ihren Booten arbeiteten, würden ebenfalls nichts merken. Also faßten wir kurzerhand den Entschluß, in unserem Suff, den wir schon hatten, eine kleine Runde mit dem Ding, das sich so schön gelb abhob von den anderen, zu drehen. Wir wollten es später wieder zurückbringen, und es würde niemandem auffallen, daß das Schiff für eine oder zwei Stunden benutzt wurde. Auf die Idee, daß dies ein Diebstahl sein könnte, kamen wir nicht. Wir sprangen von der Bank auf, rannten zu dem Boot, nahmen einen leichten Anlauf und sprangen auf die Jacht. In meinem Halbrausch wäre ich fast daneben gesprungen und ins Wasser gefallen, wenn ich mich nicht noch im letzten Moment hätte festhalten können. Als wir auf der Jacht waren, benahmen wir uns, als wenn sie die unsere wäre. Wir machten sie startklar, und niemand sagte etwas zu uns. Im Gegenteil, die Leute, die auf den anderen Jachten arbeiteten, winkten uns zu und wir ihnen zurück. Komischerweise war die Kajütentüre nicht verschlossen. Es war aber niemand auf der Jacht, und so machte ich mir keine Gedanken darüber. Wir machten einfach weiter mit unseren Vorbereitungen.
Wir machten die Leinen los und starteten den Außenbordmotor. Keiner von uns beiden hatte irgendwie Hemmungen, mit dem Ding zu fahren. So etwas Verrücktes hatte ich mein Leben lang noch nie gemacht und ich hätte auch nie geglaubt, daß ich es je machen würde. Elegant steuerten wir die Jacht aus dem Ankerplatz hinaus und um die anderen Boote herum. Als wir an einer Jacht vorbeikamen, auf der Leute arbeiteten, wurde uns noch zugewunken und eine gute Fahrt gewünscht.
Die dachten anscheinend alle, daß dies unsere Jacht wäre und kamen nicht auf den Gedanken, daß wir sie soeben geklaut haben. Außerhalb des Hafens stellte ich den Motor ab, zog die Segel hoch, und Peter saß gemütlich am Ruder und pfiff vor sich hin. Als das Segel oben war, legte Peter die Jacht in den Wind, denn er kannte sich hervorragend aus, und ich setzte mich zu ihm ans Ruder. Die Jacht hatte eine Fahrt drauf, als wenn sie eine Regatta gewinnen wollte. Wir waren ungefähr schon zwei Kilometer vom Hafen entfernt, als ich zurück-schaute und mich fast der Schlag traf.
Aus dem Hafen war ein Küstenwachboot ausgelaufen und hielt genau Kurs auf uns zu. Ich sagte zu Peter:
»Schau mal da hinten!«
Peter drehte
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