Auch Du stirbst einsamer Wolf
zweites Polizeiboot auslief. Das Boot, das uns abschleppte, verlangsamte seine Fahrt und machte dann halt, denn es wartete auf das andere, das langsam näher kam. Die drei Männer mit ihren Maschinenpistolen beobachteten uns genau und ließen uns nicht eine Minute aus den Augen. Ich war mittlerweile voll davon überzeugt, daß sie ohne zu zögern abdrücken und uns erschießen würden wie ein paar Hasen, die man versuchte zu jagen.
Das zweite Boot legte an unser Schiff an. Die Polizisten mit gezogenen Waffen zielten auf uns, als wenn wir die größten Verbrecher der Welt wären. Keiner von den Bullen kam auf die Jacht, sondern man befahl uns, auf das Polizeiboot hinüber-zuspringen und dabei keine falsche Bewegung zu machen, denn sonst würden wir nicht lebendig im Hafen ankommen. Ich hatte Angst, daß einem dieser Revolverhelden zufälligerweise der Ballermann losging und mich das tödliche Stückchen Blei, das da herauskam, treffen würde. Sie hatten keine normalen Waffen, wie sie sonst üblich sind, sondern Trommelrevolver, wie man sie in Krimis und Wildwestfilmen sah. Als wir auf dem Boot waren, mußten wir uns sofort mit dem Rücken auf das Deck legen und die Arme hinter dem Kopf verschränken.
Über jedem von uns beiden stand ein Bulle mit gezogener Waffe und zielte auf uns.
Der, der bei mir stand, sagte:
»Wenn du Dummheiten machen willst, möchte ich dir gleich davon abraten, denn ich habe einen sehr nervösen Zeigefinger, und das Ding kann ganz schnell losgehen.«
Diese Warnung hatte mir voll und ganz gelangt. Ich versuchte, mich nicht zu bewegen, nicht daß er dachte, dies wäre eine Dummheit, denn ich traute diesem Typ zu, daß er abdrückte, ohne mit der Wimper zu zucken. Der Bulle verstand keinen Spaß, das konnte man ihm von weitem ansehen, und ich wollte nicht wissen, wie viele er schon umgelegt hatte. Er war ziemlich schnell mit seinem Colt und glaubte anscheinend, er sei ein Sheriff, wie man sie in Filmen sah. Ganz ruhig blieb ich auf dem Rücken liegen und machte die Augen zu, damit ich nicht dauernd in die Mündung des Colts schauen mußte. Wenn ich weiterhin in das teuflische Ding geschaut hätte, wären mir vielleicht die Nerven durchgegangen und ich hätte eine Dummheit gemacht.
Dieser schießwütige Schweinehund wartete wahrscheinlich nur darauf, daß ich eine falsche Bewegung machte, damit er abdrücken konnte.
Dann waren wir im Hafen und legten an. Wir mußten aufstehen und die Hände in die Luft strecken. Ich sah, daß auf der Quaimauer sehr viele Neugierige standen und uns beobachteten. Dort standen auch noch unzählige Bullen, und ich dachte, daß die ganze Polizei von Monaco am Hafen war, um uns zu verhaften. Man zielte immer noch mit den Revolvern auf uns, und wir wurden aufgefordert, zum Polizeiauto zu gehen, das schon auf uns wartete. Dort mußten wir mit gespreizten Beinen und erhobenen Händen stehen bleiben, und wir wurden von einem Bullen schnell abgetastet.
Jeder vierte Bürger in Monaco soll ein Bulle sein, hat mir einmal Salem gesagt und deshalb war es kein Wunder, daß so viele am Hafen standen. Dann legte man uns Handschellen um, und wir wurden in den Wagen gesetzt. Mit Blaulicht und Sirene wurden wir zur Wache gefahren, die nicht weit vom Hafen entfernt war, da wir schnell wieder hielten und aussteigen mußten. Wie der Abschaum des Abschaums wurden wir mit Gebrüll und Geschubse von den Polizisten in die Wache gebracht. Man hätte uns wenigstens wie anständige Menschen hineinbringen können und nicht mit solchen Ausdrücken, wie man sie uns an den Kopf warf. In der Wache wurden wir in eine Zelle gesteckt. Davor stellte sich ein Bulle auf und beobachtete uns. Nach dieser Prozedur kam ich mir richtig elend vor und wäre am liebsten auf der Stelle gestorben.
Zum Überlegen blieb nicht viel Zeit, und Peter sagte zu mir:
»Wenn sie dich verhören, dann sagst du immer, daß wir alles gemeinsam gemacht haben. So können wir nichts Falsches sagen und sie kommen damit nicht weiter. Wenn sie einmal merken, daß wir beide immer dasselbe sagen, dann lassen sie uns in Ruhe. Und sage bloß nichts von den anderen Schiffen, denn sonst kommen wir nie wieder aus dem Knast raus. Wir sagen beide, daß wir nur eine Spazierfahrt machen wollten.
Das war auch alles, was wir angestellt haben. Hast du mich verstanden?«
»Ja, hab ich.«
Dann ging schon die Türe zur Zelle auf, und ich wurde herausgeholt. Von zwei Polizisten wurde ich in Empfang genommen, und ich mußte mich total
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