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Auch Du stirbst einsamer Wolf

Titel: Auch Du stirbst einsamer Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fritz Mertens
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sich um und meinte:
    »Das ist die Hafenpolizei, und wie es ausschaut, kommen sie genau auf uns zu.«
    Die Hafenpolizei hatte ein riesiges Motorboot, das uns schnell näher kam. Da sie immer noch Kurs auf uns hielten und nicht abdrehten, wußte ich, daß sie etwas von uns wollten, und ich sagte zu Peter:
    »Jetzt sind wir dran. Das war ein glatter Jachtdiebstahl, und die kommen uns jetzt holen.«
    »Ach was, wir erklären denen, daß wir nur eine Runde fahren wollten und sie später wieder zurückgebracht hätten.«
    Wir waren in unserem angesoffenen Zustand noch so naiv und glaubten, daß wir denen erzählen könnten, wir würden nur eine kleine Runde drehen.
    Das Polizeiboot war nun schon sehr nahe und ein Mann, der am vorderen Teil des Schiffes stand und eine Maschinenpistole und Flüstertüte in der Hand hatte, schrie:
    »Halten Sie an, oder wir schießen!«
    Als ich das hörte, lief mir ein eiskalter Schauer über den Rücken, denn ich konnte nicht glauben, daß sie uns wegen einer Lappalie erschießen würden. Der Mann wiederholte es aber ein zweites mal, und ich sagte zu Peter:
    »Verdammt, halt bei Gott endlich an, bevor sie uns vom Wasser fegen! Die meinen es ernst!«
    Peter hielt aber nicht an. An Deck des Polizeibootes waren nun drei Männer mit Maschinenpistolen, die auf uns zielten.
    Ich sagte es Peter, aber der hielt ums Verrecken nicht an, sondern sagte nur:
    »Ach, die schießen doch nicht. Die reden nur Mist, wie sie es immer machen.«
    Kaum hatte er den Satz ausgesprochen, als auch schon die ersten Schüsse knallten. Es waren zwar nur Warnschüsse, aber ich meinte, sie schießen auf uns. Ich fing an durchzudrehen und nahm das Messer, das an der Kajütentüre hing und schnitt einfach das Tau durch, das das Segel oben hielt, denn Peter hielt weiterhin nicht an. Es war wirklich zum Verzweifeln, und ich meinte, er wäre lebensmüde. Das Segel sauste runter und blähte sich seitlich auf. Wir hatten nun fast keine Fahrt mehr, und ich ging in die Kajüte hinunter, schmiß mich in die Koje und vergrub mein Gesicht im Kissen, denn ich wußte weder ein noch aus. Dann spürte ich an einer gewaltigen Erschütterung, daß das Polizeiboot an uns angelegt hatte. Ich zitterte am ganzen Körper vor Aufregung und Verzweiflung. Aber es kam niemand in die Kabine, und als ich mich wieder etwas erholt hatte, ging ich an Deck, um zu sehen, was passiert war. Dort sah ich dann die Überraschung. Wir wurden von dem Polizeiboot in die Richtung des Hafens abgeschleppt. Peter saß gemütlich auf der Ruderbank und rauchte eine Zigarette. Er machte, als wenn nichts passiert wäre, und ich schaute auf das Seil, das zwischen uns und dem Polizeiboot sich straff dahinzog. Ich konnte es einfach nicht begreifen, daß man auf uns geschossen hatte. Auf dem Boot der Polizei standen immer noch die drei Männer mit den Maschinenpistolen und beobachteten uns. Ich ging wieder in die Kajüte zurück, setzte mich auf die Koje und schlug die Hände vor das Gesicht, denn ich wußte, daß ich nun ins Gefängnis kam und kein Weg darum herum ging. Als ich den Gedanken einigermaßen verdaut hatte, ging ich zu Peter auf das Deck und setzte mich zu ihm. Er sagte gleich zu mir:
    »Das Spiel ist aus und dem Deserteur der Legion geht es verdammt dreckig.«
    Daran hatte ich nicht mehr gedacht, daß Peter ein Deserteur war und als solcher gesucht wurde. Sie würden ihn zur Legion zurückbringen, auch wenn Monaco ein eigener Staat war. Dort würden sie ihn in die Mangel nehmen, dann müßte er seine Strafe für den Schiffsdiebstahl absitzen, dann weitere sechs Monate einsitzen, weil er desertiert war, und wenn er entlassen wird, nimmt ihn die Militärpolizei und haut ihm anständig den Frack voll, und zuallerletzt würde man ihn strafversetzen, und das bedeutete, daß er nicht mehr nach Übersee durfte. Sie täten ihn also nach Strich und Faden fertigmachen. Nun saßen wir also richtig in der Scheiße und konnten nichts dagegen machen.
    Das ausgerechnet in Monaco, wo nur Reiche leben und diese auch noch über uns urteilen werden. Wenn wir über Bord gesprungen wären, hätte man uns erschossen, das war uns klar.
    Eine Flucht war also aussichtslos, und deshalb saß Peter da, als wenn nichts passiert wäre. Wir konnten nur noch warten auf das, was auf uns zukam, und das war nicht gerade das Angenehmste. Peter wußte, was ihm blühte, und ich konnte nicht verstehen, warum er so ruhig blieb.
    Wir waren nur noch ein paar hundert Meter vom Hafen entfernt, als ein

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