Auch Du stirbst einsamer Wolf
ich, denn ich wollte nicht im französischen Knast versauern. Als er dann noch meinte, daß ich mit einem Jahr rechnen müßte, war ich ganz fertig mit der Welt. Die Promenade war schnell zu Ende und ich war richtig froh, als ich in die Zelle zurück konnte, denn wenn mir Benni noch mehr solche Geschichten erzählt hätte, hätte ich in der kommenden Nacht bestimmt Selbstmord gemacht.
Die ganze Nacht schlief ich so gut wie gar nicht, denn ich mußte immer an das denken, was mir Benni gesagt hatte. Ich konnte mir nicht vorstellen, wie ich die sechs Monate, wenn nicht sogar ein ganzes Jahr im Knast verbringen sollte, und das nur wegen einer simplen Segelpartie. Wenn wir das Boot wirklich stehlen wollten, dann hätte ich wenigstens gewußt, warum man das mit uns machte. Aber so konnte ich es nicht verstehen. Es würde sich bei den Verhandlungen schon herausstellen, daß wir die Jacht nicht klauen wollten, dachte ich mir. Aber ich sollte falsch gedacht haben. Gottseidank wußten sie nichts von den anderen Jachten, die wir wirklich geklaut hatten.
Nach drei Tagen Untersuchungshaft hatten wir schon unsere Verhandlung. Salem hatte uns aufgestöbert und einen Anwalt besorgt. Als er im Knast war, um uns zu besuchen, hatte er mir eine Moralpredigt gehalten, die sich gewaschen hatte. Er meinte, wie man nur so dämlich sein kann und einen solchen Mist bauen. Aber er wollte uns helfen, so gut er konnte, und er versicherte mir auch, daß er bei der Verhandlung dabeisein würde.
Am Verhandlungstag wurden wir von einem Polizeiwagen abgeholt, der uns zum Schloß bringen sollte, in dem die ganze Show abgezogen wurde.
Ich hatte ein Gefühl in mir, das nicht zu beschreiben ist, denn es war eine Mischung aus Angst und Unbeholfenheit.
Am ganzen Körper zitterte ich, obwohl es nicht kalt war und ich auch nicht fror. Dann wurden mir die Handschellen abgenommen, und ich mußte zum Richter hinein. Der saß hinter einem Schreibtisch und fragte mich, wie ich zu der Sache stehen würde, und ob ich noch etwas dazu sagen wollte.
Ich erzählte ihm, wie es sich abgespielt hatte, und daß es mir schrecklich leid tat. Der lachte mich aus, und ich konnte wieder gehen. Für ihn war ich schon im voraus verurteilt, das konnte man deutlich sehen. Vom Büro des Richters aus wurde ich in den Gerichtssaal gebracht, wo ich mich auf die Anklagebank setzen mußte. Peter ging ebenfalls zum Richter hinein und ich konnte mir vorstellen, daß es ihm nicht besser erging wie mir, bei diesem Arschloch.
Der Gerichtssaal war ein riesiges Ding. Es war alles in Holz gehalten, an der Decke hing ein teurer Leuchter, der bestimmt ein paar tausend Mark wert war, und man sah an diesem Saal, daß Monaco einen Haufen Geld beherbergt. Dann kam Peter, setzte sich zu mir auf die Anklagebank und sagte: »Diesem Dreckarsch von Richter könnte ich die Zähne in den Hals schlagen. So ein Arschloch, wie das ist, soll über uns ein Urteil sprechen. Ich kann mir schon ausrechnen, was wir bei dem bekommen werden.«
Hinter uns saßen drei Bullen, die auf uns aufpaßten und etwas tiefer vor uns unser Anwalt. Dann mußten wir aufstehen, und die drei Richter kamen herein. Der Staatsanwalt und die Schreiberin, die übrigens ein sehr hübsches Girl war, standen schon an ihren Plätzen.
Der Richter, den wir schon kannten, eröffnete die Verhandlung und wir konnten uns wieder hinsetzen. Da jeder weiß, wie eine Verhandlung vonstatten geht, brauche ich sie nicht zu beschreiben.
Auf jedenfall wurden wir wegen Diebstahls einer Jacht zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, und Peter sollte danach der Legion übergeben werden. Die Verhandlung ging nicht lange, denn uns wurde sowieso nichts geglaubt. Der Anwalt redete sich das Mundwerk franslig, ohne daß es groß nützte.
Der Anwalt sagte zu mir, als die Verhandlung zu Ende war:
»Vor einem Monat habe ich hier noch einen Fall wegen Heroinhandels verteidigt. Das war der Sohn eines dieser Bonzen hier. Der hat nur eine Geldstrafe bekommen. Aber da Sie nicht von hier sind und nicht das Geld haben, das die Leute hier haben, müssen sie sich mit einer solchen Strafe noch zufrieden geben, Herr Mertens.«
Als ich das hörte, wußte ich wieder einmal, daß das Geld die Welt regierte. Mein Anwalt war ein stinknormaler Kommunist und hatte vor dem Richter kein Blatt vor den Mund genommen.
Er hatte alles versucht, um uns aus dem Knast zu holen. Aber es war vergebens, denn wir waren nicht reich.
Mich kotzte die ganze Welt an, und ich hätte diesen
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