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Auch ein Waschbär kann sich irren

Auch ein Waschbär kann sich irren

Titel: Auch ein Waschbär kann sich irren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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konnte mir aber allerhand verderben, und deshalb schluckte ich meinen Zorn hinunter. Ich bot ihm eine Zigarette an und sagte:
    »Lassen Sie mich aus dem Spiel. Ich hatte hier eigentlich eine Privatsache zu erledigen, und einer meiner Kollegen sitzt in Yuma und schreibt über die Zuchtstiere. Es würde mir Schwierigkeiten machen, wenn es herauskäme, daß ich hier bin.«
    Collins nagte an seiner Oberlippe. Plötzlich hellte sich sein Gesicht auf. Er wandte sich an den Leutnant:
    »Vielleicht war er auch gar nicht in Arizona?«
    Nun wurde auch der Blick des Leutnants wachsam.
    »In der Tat«, sagte er gedehnt, »da stimmt etwas nicht. Ich sollte vielleicht doch...« Ein eintretender Polizist unterbrach ihn.
    »Hallo, Leutnant — Telefon, draußen im Wagen.«
    Der Leutnant gab dem Sergeanten, der mit ihm hereingekommen war, ein Zeichen und machte eine Kopfbewegung in meiner Richtung.
    »Lassen Sie ihn nicht fort, Jenkins. Ich bin gleich zurück.«
    Ich wandte mich an den Reporter.
    »Nun machen Sie mir doch keine Schwierigkeiten, Collins. Außerdem interessiert mich der Fall Rogers genauso wie Sie, vielleicht sogar noch mehr. Wenn Sie den Mund halten, machen wir halb und halb.«
    Er grinste unverschämt.
    »Und wenn ich nicht den Mund halte, gehört der ganze Artikel mir allein. Ich bin zum Glück mit Leutnant Stevenson ganz gut befreundet, und vorerst weiß außer mir noch niemand von Rogers.«
    »Wir fressen doch beide aus dem gleichen Napf. Wenn’s ‘rauskommt, fliege ich.«
    Er zuckte ungerührt mit den Schultern. »Ihr Pech, Warner. Von Großzügigkeit kann ich nicht leben. Ist da irgendein Zusammenhang zwischen Bill Nicholas und Benjamin Rogers?«
    Manchmal gibt es keine bessere Lüge als die Wahrheit.
    »Bill Nicholas«, sagte ich lächelnd, »wurde umgebracht, weil er Rauschgifthändlern auf der Spur gewesen ist. Er arbeitete natürlich mit Rogers zusammen, und nun haben sie auch Rogers ermordet. Das können Sie ruhig in Ihrem Artikel schreiben, es ist die reine Wahrheit.«
    »Na ja«, brummte er naserümpfend, »ich versteh’ schon, daß Sie mir nichts sagen wollen. Ich nehm’s Ihnen auch nicht einmal besonders übel. Natürlich war der tote Nicholas nichts anderes als ein billiger Trick, diesen armen Hund von Detektiv nach San Fernando zu locken, weil er glaubte, dabei ein paar Zechinen erben zu können.«
    Der Leutnant kam wieder herein.
    »Los«, wandte er sich an mich, »kommen Sie mit. Befehl vom Präsidium. Ich soll Sie dort abliefern.«
    Noch während er sprach, hatte er plötzlich einen Revolver in der Hand. Er hatte das so geschickt gemacht, wie ich es bisher nur im Kino gesehen hatte.
    »Nehmen Sie mal die Hände hoch.«
    Ich hob gehorsam meine Hände, und er durchsuchte mich nach Waffen. Dann mußte ich meine Hände nach vorn strecken, und er legte mir eine Handfessel an, wobei er sagte:
    »Schon mancher ist an seiner eigenen Klugheit erstickt. War ja ganz raffiniert ausgedacht mit Arizona und Ihrem Anruf von hier aus und so. Und beinahe wäre ich sogar darauf hereingefallen. Kommen Sie jetzt mit und machen Sie keinen Wirbel.«
    Ich folgte ihm hinaus. Hinter mir ging mit unbewegtem Gesicht und erhobener Pistole der Sergeant, und zuletzt kam der Reporter.
    Olivia stand neben dem Gartenweg und schaute mit großen Augen auf meine gefesselten Hände, die ich nirgends verbergen konnte. Ich war froh, als ich im Auto saß.
    Einer der Polizisten stieg in meinen Wagen und fuhr damit hinter uns her.

6

    Leutnant Stevenson lieferte mich beim Chef der Detektivabteilung ab. Er hieß David C. Smith, und ich kannte ihn dem Namen nach. Es war ein gedrungener Sechziger mit Stiernacken, breitem Gesicht, kleinen flinken Augen und vorstehendem Unterkiefer. Er sah aus wie eine alte englische Bulldogge.
    Vor seinem Schreibtisch saß Colonel Lennox. Er stand auf, als mich der Leutnant in das Zimmer hineinschob.
    Smith blieb sitzen. Er hatte seine graue Jacke über die Stuhllehne gehängt, auf seinem Schreibtisch lag eine zerknüllte blaue Krawatte, und sein Hemd stand vorn weit offen, so daß ich das silberne Medaillon auf seiner graubehaarten Brust sehen konnte.
    »Fesseln weg«, sagte er.
    Der Leutnant nahm mir die Handfesseln ab.
    »Allein lassen«, schnarrte Smith.
    Der Leutnant grüßte kurz und verschwand.
    Smith musterte mich mindestens zwei Minuten lang, wobei er sich einige Male mit seiner fleischigen Hand über die kurzgeschorenen Stoppelhaare fuhr.
    »Verrückt geworden?« fragte er plötzlich.
    »Nahe

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