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Auch keine Tränen aus Kristall

Auch keine Tränen aus Kristall

Titel: Auch keine Tränen aus Kristall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Werkzeuge, die er in seinen Taschen getragen hatte, und auch alles andere, was auch nur einigen Wert gehabt hatte. Ebenso verschwunden waren seine persönlichen Habseligkeiten, sein Ausweis und der Kreditstab, so dass er sich zumindest künftig keine Sorgen würde zu machen brauchen, damit die Dienstleister auf sich aufmerksam zu machen. Seine Weste und seine Tasche hatte man ihm gelassen, aber das war auch alles.
    Geduldig rekonstruierte er die weit-entfernten-und-lange- zurückliegenden Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass er sich jetzt mit schmerzendem Schädel in einem unbekannten Röhrenkorridor befand. Da war der Masengail-Wein gewesen und die nette Fremde. Teah hatte sie geheißen. Den ganzen Namen hatte sie nicht genannt. Ein Gespräch und mehr Wein, viel mehr Wein. Und dann der Vorschlag, dass er, da er doch über keine Bleibe für die Nacht verfügte, die Nacht mit ihr verbringen solle. Und Andeutungen von nicht auf Fortpflanzung gerichtetem Sex.
    Ein Weg durch einige ungewöhnlich dunkle und schlecht gepflegte Straßen - und dann senkte sich Finsternis über ihn. Das unbestimmte Gefühl, bewegt zu werden. Und dann das Erwachen, benommen von Schmerzen, gepeinigt auf der Seite liegend, an der linken Ecke einer Röhrenstraße auf Etage 40, Unterabschnitt 892.
    Man hat mich beraubt, dachte er hysterisch und fing zu lachen an. Sein Pfeifen erfüllte den schmalen Korridor und hallte von den Mauern wider. Unsere sorgfältig geplante, wunderbare Gemeinschaft, in der jeder Thranx seinen oder ihren Platz und seine Verpflichtungen kennt, mit entschieden festgelegten Gesetzen, denen man auch Folge leistete - das alles führte zu dem.
    Er fragte sich, was die alte Ilvenzuteck, so erfüllt von Tradition und Sitte, von dieser Situation gehalten hätte. Aber in der isolierten, ordentlichen kleinen Wabe Paszex hätte so etwas nie vorkommen können. Wahrscheinlich würde das alte Wrack vor Schrecken ohnmächtig werden. In ihm empörte sich ein kleines, klar denkendes Fragment seines Ichs über die Beleidigung, die er gerade, wenn nicht ausgesprochen, so doch gedacht hatte. Seine eigenen Schwestern und seine Familie hätten sich von ihm losgesagt, wenn er so etwas in ihrer Gegenwart geäußert hätte.
    Erstaunlich - man braucht nur sein Ziel teilweise zu erreichen und dann um den Rest seines Traumes und seiner Habseligkeiten und fast seines Lebens gebracht zu werden, und schon ist man über die wahre Natur der Welt aufgeklärt, dachte er. Dann lachte er wieder.
    Ein paar Thranx, die von der Spätschicht nach Hause kamen, passierten ihn auf der anderen Korridorseite, wobei sie die Augen abwandten. Er rief ihnen nach, doch sie eilten nur noch schneller dahin.
    Das Gelächter verhallte, sein Pfeifen verstummte. Er war allein auf dem schwach erleuchteten Korridor, zwischen zwei lautlosen Ladenfassaden.
    Zwei Tage lang wanderte er ziellos durch die Wabe. Ohne dass er dies geplant hätte, fand er sich am Ende wieder in dem ZentralTransport-Terminal.
    Wenn schon sonst nichts, so dachte er stumpf, konnte er immerhin eine Sprechverbindung zurück nach Paszex anschreiben lassen.
    Seine Familie würde ihn ja wahrscheinlich wieder aufnehmen. Und hoffentlich Fal auch. Der Traum, der ihn nach Ciccikalk getrieben hatte, der ihn so weit geschoben hatte, war verblasst zu einem hartnäckigen Schmerz irgendwo in seinem Nacken, wo die Räuber ihn niedergeschlagen hatten.
    Sein Aussehen bekümmerte ihn nicht länger. Die Reaktion anderer Bürger auf seine Anwesenheit war ihm Beweis genug, dass er zu etwas nicht ganz Vorzeigbarem geworden war. Er hatte zwei Tage nichts zu essen gehabt, aber Wasser stand an öffentlichen Brunnen zur Verfügung. Sein Magen zog sich zusammen, und er würde bald vor Hunger ohnmächtig werden.
    Ich werde das Gespräch nicht führen, dachte er geschwächt. Ich werde die Niederlage nicht zugeben, werde nicht nach Hause zurückkehren. Eher sterbe ich in Ciccikalk. Besser ein Narr, der bei dem Versuch stirbt, als ein lebender Versager. Und doch bewahrte er sich genügend Vernunft, um zu begreifen, wie unsinnig dieses Gelöbnis klang. Wenn nicht sehr bald etwas passierte, dann würde er die Mitteilung senden müssen, das wusste er. Er würde die Absurdität aufgeben, die ihn seit der Lehrzeit geplagt hatte, und würde geläutert dorthin zurückkehren, wo er zu Hause war.
    Der Thranx vor ihm war ausnehmend gut gekleidet. Seine Körperweste und seine Halstasche waren aus wertvollem, aber unauffälligem importierten

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