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Auch Santiago hatte einen Hund

Auch Santiago hatte einen Hund

Titel: Auch Santiago hatte einen Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Lindenthal
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durchbrochen von flachen Tümpeln. Sie scheinen ein wahres Vogelparadies zu sein! Ich entdecke eine Menge von Vögeln, die ich gar nicht alle kenne und die hier ganz offensichtlich Urlaub vom Menschen machen. Da störe ich nicht länger (obwohl: die Siesta lasse ich mir an diesem paradiesischen Ort nicht nehmen), verhalte mich still, bewundere die Natur - und ziehe weiter.
    Am Nachmittag ziehen Wolken auf, aber es bleibt schwül und heiß, das gewohnte Szenario der letzten Tage also. Kurz vor Erreichen der Ortschaft GUENROUET - dort werde ich mich mit Wasser und Proviant für das Biwak eindecken - erlebe ich einen berührenden Moment: Ein Schild am Straßenrand weist mich darauf hin, dass ich gerade den Weiler LE PÈLERIN durchquere. Demnach gingen vor mir schon Pilger hier durch, sicher über Jahrhunderte! Und sie müssen so zahlreich gewesen sein, dass heute noch ein Ortsname an sie erinnert. (Gab es hier einst etwa ein Hospiz?) Davon kann heute keine Rede mehr sein. Seit meinem Aufbruch bin ich noch keinem einzigen Pilger begegnet und habe auch nichts davon gehört, dass Pilger vor mir auf der Strecke seien; was auf den Jakobswegen weiter südlich und vor allem in Spanien an der Tagesordnung ist, trifft hier nicht zu. Seit gestern sind auch die Begegnungen, die mir vom Start weg so viel Mut und Kraft gegeben haben, irgendwie abgerissen. Das Alleinsein macht mir nichts aus; könnte aber schon sein, dass Einsamkeit daraus wird und damit zusätzliches Gepäck in den Rucksack kommt. Im Augenblick freilich sehe ich einer einsamen Nacht am „Fingernagel“ geradezu mit Freude entgegen.
    Der Eichenhain ist so, wie ich ihn in Erinnerung habe, nur sind jetzt im Sommer (damals vor drei Jahren war Frühjahr) Spuren vom Picknicken, von Besäufnissen und Grillfesten unübersehbar. Erst nach einer Säuberungsaktion meinerseits ist ein Zustand hergestellt, in dem ich mich in etwa wohl fühle. Vorsichtshalber wähle ich fürs Biwak einen Platz abseits, verdeckt durch Unterholz. Jetzt im Sommer könnten durchaus Grillwütige in mein Paradies eindringen. Nicht dass ich Angst hätte, aber diese Art „Begegnung“ erspare ich mir lieber. Das Wetter scheint zu halten, der Platz direkt am Ufer des Flusses ist traumhaft. Noch ist der Abend jung, mir bleibt sogar Zeit für Kaffee und Lektüre vor dem Abendessen. Mit der Dunkelheit bricht jedoch auch die Dorfjugend ein: Ihr Mopedgeknatter schreckt mich auf und will auch nicht aufhören (klassisches Balzverhalten der männlichen Jugend!), aber ich bleibe zumindest unentdeckt. An Schlaf ist natürlich nicht zu denken. Ich liege wach im Schlafsack, hoffe, dass kein Pärchen bis zu meinem Schlafplatz vordringt, und sehne den Moment herbei, da die Störenfriede wieder abziehen. Um ein Uhr früh legt sich wieder Stille über den „Fingernagel“, meine Nachtruhe kann beginnen. So hatte ich also doch noch meine Begegnung, halt einmal der etwas anderen Art. Im Nachhinein sinniere ich noch, ob ich nicht meinem Grundsatz hätte folgen und mich vorurteilslos zur Dorfjugend gesellen sollen. Ich werd’s beim nächsten Mal versuchen, das nehme ich mir zumindest vor.
    Den heutigen Tag widme ich meiner Mutter: Ich wünsche ihr einen friedlichen und erfüllten Lebensabend.
     
    Zu wem gehöre ich?
     
    Es waren freilich nicht nur Aufregungen, die mir der heranwachsende Ajiz bescherte. Vieles war einfach lustig, vor manchem stand ich anfangs einfach ratlos da. Ajiz war ja mein erster Hund, ein unbekanntes Wesen: Ich hatte mindestens genauso viel zu lernen wie er. Über Hunde im Allgemeinen, am meisten jedoch über Ajiz selbst. Oft kam mir jene Stelle bei Antoine de Saint-Exupery in den Sinn, wo der kleine Prinz den Fuchs fragt, was er tun müsse, um sein Freund zu werden: „Du musst mich dir vertraut machen“, war dessen Antwort. Unsere gegenseitige Annäherung, das gegenseitige Kennenlernen, war ein langsamer, wunderschöner Prozess, klarerweise auch gespickt mit Missverständnissen, Unverständnis und auch Fehlern meinerseits. So brauchte ich z. B. lange um zu begreifen, dass ein Hund in seiner eigenen Geschwindigkeit, in seiner eigenen Zeit versteht und lernt - nicht in meiner. Der Aufbau einer Beziehung, die gegenseitige Bindung ging für Ajiz einfach nicht so schnell vonstatten wie für mich. Dass ich ihn mit meiner Ungeduld oft schlichtweg überforderte - den Fehler machen übrigens die meisten frischgebackenen Hundebesitzer -, tut mir heute noch leid.
    Auf unseren Bergwanderungen im ersten

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