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Auch Santiago hatte einen Hund

Auch Santiago hatte einen Hund

Titel: Auch Santiago hatte einen Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Lindenthal
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ans Aufgeben aus meinem Kopf verbannt - und wenn es hagelt! Dann, ja erst dann, sehen wir weiter. Vielleicht höre ich auf, wenn ich dieses wichtige Ziel erreicht habe, vielleicht auch nicht, vorläufig schließe ich nichts aus.
    Seitdem ich mein Ziel so klar definiert habe, geht es mir besser, ertrage ich dieses grässliche Wetter und stapfe weiter, ein einsamer roter Punkt (mein Regenponcho ist rot) in der trostlosen Landschaft. (Das hat überhaupt nichts mit der CHARENTE zu tun, die ich übrigens sehr reizvoll finde, aber jede Landschaft ist bei diesem Wetter trostlos.) Erst zu Mittag lässt der Regen etwas nach, doch der Boden ist vollgesoffen mit Wasser. Gott sei Dank findet sich für die Mittagsrast ein Geräteschuppen am Rande eines Dorfes, schmutzig, aber trocken. Am Nachmittag - das Land wird unmerklich flacher, meine Oberschenkel spüren es als Erste - stoße ich auf eine gut markierte Mountainbike-Route, der ich auf den letzten Kilometern bis AUBETERRE folge, unbehelligt von Zweirädern, denen es anscheinend noch zu nass und zu schlammig ist. (Sind sie also doch zu etwas gut, die Biker, besser gesagt ihre Wege... )
    AUBETERRE, ein wunderschöner Ort am Übergang von der CHARENTE in die DORDOGNE, liegt wie in einem Amphitheater an einem Abhang hinunter bis zum Ufer der Dronne. Seit dem 12. Jahrhundert ist es eine wichtige Station auf dem Jakobsweg, davon zeugt im Oberdorf die Jakobskirche aus dieser Zeit mit ihrer reich verzierten, wunderbar erhaltenen Fassade, an der starker maurischer Einfluss erkennbar ist. Unten, am Fuß des Schlossberges, befindet sich die zur Gänze in den Felsen gehauene Johanneskirche. Laut Führer soll es im Ort eine Pilgerherberge geben, doch keiner, den ich danach frage, hat jemals etwas davon gehört.
    Das ist mir nicht neu, da muss ich halt suchen - und vor allem ja nicht aufgeben! Insgesamt dreimal steige ich von der Jakobskirche ins Zentrum hinunter und wieder zurück, finde schließlich das leer stehende Pfarrhaus unweit der Kirche, das von allen Befragten als der am ehesten für eine Pilgerherberge in Frage kommende Platz bezeichnet wird. Doch die Tür bleibt verschlossen, niemand da. Meine Ausdauer - auch im körperlichen Sinn, dreimal die Steigung, und das mit Rucksack - wird endlich belohnt, als ich im Tourismusbüro die äußerst nette und hilfsbereite Pascale treffe. Unermüdlich telefoniert sie, bis sie den Schlüssel fürs Pfarrhaus auftreibt, und erspart mir dann noch eine vierte Bergtour, indem sie mich in ihrem Auto hinaufbringt. Danke! Zur Feier des Tages - heute ist voraussichtlich der letzte Sonntag meiner Pilgerreise - kaufe ich mir einen guten Rotwein aus der Gegend und bestelle mir im Restaurant unten im Zentrum eine Pizza. Also noch einmal hinunter und wieder hinauf, diesmal jedoch ohne Rucksack, und ich tu’s gerne.
     

    Die Jakobskirche in Aubeterre
     
     
    Der Kinohund
     
    Seit meiner Jugend bin ich begeisterter Kinogeher. Dieses interessante und äußerst bildende Laster (ein Leben ohne Kino kann ich mir nur sehr schwer vorstellen, will ich eigentlich gar nicht) hat sich bis heute nicht nur gehalten, sondern weiterentwickelt und bildet einen soliden und wichtigen Teil meiner Lebenskultur. Daran hat auch die Tatsache nichts geändert, dass ein Hund in mein Leben getreten war. Nun, da ich Ajiz, vor allem solange er noch jung war, als Alleinstehender nicht jedes Mal zu Hause zurücklassen wollte, wenn ich wieder meinem Laster frönte, musste ich mir etwas anderes überlegen. Und da gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder ich finde jemanden, bei dem ich Ajiz regelmäßig - nicht nur ausnahmsweise, hin und wieder - lassen kann, oder er bleibt für die Dauer meines Kinobesuchs im Auto. Da ist er zwar auch allein, aber in einem kleineren Raum, der schnell seinen und meinen Geruch annimmt und sicher rasch zu seiner „Hundehütte“ wird - zumindest für die Dauer des Films, so an die eineinhalb bis zwei Stunden, das muss gehen. Schnell hat sich die zweite Variante als die einfachere und weniger aufwändige durchgesetzt. Nur einmal, es war an einem kalten Winterabend, fand ich bei meiner Rückkehr auf meiner Windschutzscheibe den empörten Brief eines tierliebenden Mitbürgers vor, der mich der Tierquälerei bezichtigte, weil ich meinen armen Hund bei dieser Kälte allein im Auto (selbstredend mit etwas geöffnetem Seitenfenster) zurückgelassen hatte. Es wurde sogar mit Anzeige gedroht! Ich war dem anonymen und militanten Tierschützer nicht

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