Auch sonntags Sprechstunde
meinem Vater - er ist geachtet in seiner Firma.«
»Du mußt es ihnen sagen, und ich werde dir helfen, wenn es irgendwelche Schwierigkeiten geben sollte.«
»Können Sie ihnen nicht sagen, daß mit meinem Magen etwas nicht in Ordnung ist?«
»Ich kann sie nicht anlügen, Margaret. Es ist schwer, ich weiß. Vielleicht die erste wirkliche Schwierigkeit in deinem Leben. Ich bin sicher, daß du es gut machen wirst.«
»Das kann ich mir vorstellen«, sagte sie sarkastisch. »Abend, Vati, rat mal, was los ist. Du wirst Großvater. Und was soll ich überhaupt damit anfangen? Es mit in die Schule nehmen und auf die Schulbank legen?«
»Kommt Zeit, kommt Rat. Sag es erst einmal deinen Eltern.«
»Ich habe Angst. Ein Kind bekommen. Unsere Nachbarin lag vierundzwanzig Stunden lang in schrecklichen Schmerzen, hat Mutter gesagt.«
»Ich werde bei dir sein, wenn es soweit ist.«
»Geben Sie mir was? Damit ich nichts fühle? Bleiben Sie bei mir?«
»Wenn du willst, ja. Du unterschätzt dich vielleicht. Komm nächste Woche wieder und sag mir, wie du vorangekommen bist, und dann wollen wir weiter darüber sprechen.«
7
In der folgenden Woche kam sie auf dem Sozius eines Motorrads mit einem jungen bärtigen Mann an. Aber vorher hatte Mrs. Powell mich aufgesucht.
»Wegen Margaret, Herr Doktor!«
»Ja?«
»Ich hätte nie geglaubt, daß meine Tochter eines Tages... «
»Mrs. Powell!« sagte ich.
»... mit ihren kurzen Röcken und ihren Freunden und ihren Dauerwellen. Glaubt, die Welt schuldet ihr etwas. Schuldet es ihr, genauso benimmt sie sich. Sie denkt nur daran, wie sie reich werden kann, als ob das Geld vom Himmel fallen würde. Wir haben unser Bestes getan, Sie wissen das. Man kann sie nicht immer beaufsichtigen. Sie ist unverschämt zu mir und hört nicht auf ihren Vater. Wenn wir sie fragen, wo sie gewesen ist, sagt sie: >Was geht euch das an? Immer nörgelt ihr an mir herum!< Nörgeln. Vielleicht hätten wir mehr nörgeln sollen, hätten ihr vielleicht mal eine Ohrfeige verabreichen sollen, wie es früher üblich war... «
»Mrs. Powell«, sagte ich. »Werden Sie Margaret helfen? Sie wissen, daß sie Sie braucht, nicht wahr?«
»Daran hätte sie früher denken sollen. Ohne Sinn für Anstand und Manieren. Was werden nur die Nachbarn sagen! Könnte sie nicht Weggehen?«
»Ja, das kann sie.«
»Am besten möglichst bald.«
»Sie ist aber erst sechzehn.«
»Das weiß ich, Herr Doktor.«
»Sie braucht gerade jetzt ihre Mutter. Ich bin sicher, daß Sie sie nicht fallenlassen werden.«
»Ich sie fallenlassen? Sie wollen doch nicht etwa, daß sie zu Hause bleibt?«
»Genau das möchte ich vorschlagen. Es sei denn, Sie wollen unbedingt, daß Ihr Enkelkind unter Verhältnissen aufwächst, die vermutlich nicht die erfreulichsten sein dürften. Es tut mir leid, daß ich nochmals wiederholen muß: sie ist selber noch ein Kind.«
»Und was soll mit dem Baby werden?«
»Ich kann eine Adoption vorschlagen.«
»Und was wird mit Fred?«
»Haben Sie es ihm noch nicht gesagt?«
»Er würde vor Scham sterben. Er ist bei seinen Vorgesetzten so angesehen, wissen Sie.«
»Nun, darüber müssen Sie mit ihm gemeinsam beraten. Und, Mrs. Powell... «
»Ja, Herr Doktor?«
»Seien Sie nicht gar so streng mit Margaret.«
Sie seufzte. »Sie wollen alles haben. Eine gute Zeit, Spaß, wie
Margaret immer sagt. Und wenn sie bekommen, was sie wollen, dann soll man nicht streng sein. Fred wird sie umbringen.«
Aber Fred brachte sie, wie ich mir gedacht hatte, nicht um.
»Was hat dein Vater dazu gesagt«, fragte ich Margaret, als sie zu mir kam.
»Er hat mir die Leviten gelesen, sagte, ich solle mich schämen, ich verdiente, auf die Straße gesetzt zu werden, er habe immer nur das Beste für mich gewollt... Nun, ich will das Beste gar nicht. Nicht, was sie darunter verstehen: ein Haus in der Vorstadt und Grünzeug um das Ganze, und jeden Freitag die Lohntüte. Vielleicht, wenn ich dreißig bin, aber bis dahin lebe ich wahrscheinlich nicht mehr.«
»Und was wirst du tun?«
»Ich bringe es zu Hause zur Welt. Sie strafen sich und mich damit. Ich soll sehen, wie ich sie erniedrigt habe, Schande über sie bringe, sie tauchen mich mit der Nase in... «
»Sei nicht so böse auf sie, Margaret. Es war ein Schock für deine Eltern, aber sie werden sich damit abfinden.«
Ich untersuchte sie und stellte fest, daß alles in Ordnung war und daß sie nur etwas Vitaminzufuhr benötigte.
»Wer ist der Junge?« fragte ich, als sie
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