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Auch sonntags Sprechstunde

Auch sonntags Sprechstunde

Titel: Auch sonntags Sprechstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Tibber
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im Bezirk ohne sie aufrechterhalten könnte.«
    »Sie ist wegen Ladendiebstahl bestraft worden.«
    »Mach keine Scherze!«
    »Hör zu!« Sie räusperte sich. »Miss Enid Chalker, Penrose Gardens Nr. 19, verurteilt wegen Diebstahl eines Nachthemds bei Roper.«
    »Das ist sie.« Ich warf einen Blick in meinen Schrank, der mit ihren nützlichen und angenehmen Geschenken angefüllt war.
    »Sie hat dem Richter gestanden, daß weitere vierundsechzig Diebstähle ähnlicher Art auf ihr Konto kommen.«
     

15
     
    Robin kam gut erholt zurück, aber sein Hemdkragen schien um eine Nummer zu groß geworden zu sein.
    »Wo bist du denn gewesen?« fragte ich. »An einem dieser Naturkurorte, wo man nur von Zitronensaft lebt?«
    »Beim Angeln.«
    »Dazu hätte ich keine Lust.«
    »Wenigstens hat man etwas, womit man beschäftigt ist.« Er nahm einen Stapel Briefe zur Hand. »Und was gibt es hier Neues?«
    »Nichts Besonderes. Es war nur eine schreckliche Hetzerei. Ich habe noch Herberts Vertretung mit übernommen. Lucy Gunner macht weitere Fortschritte... «
    »Ich weiß.«
    »Wieso?«
    »Ich war gestern abend bei ihr.«
    »Du sehnst dich offenbar sehr nach deiner Arbeit zurück, was? O ja, noch etwas. Erinnerst du dich an Mrs. Finch?«
    »Poets Road 27? Wieso? Was ist mit ihr? Sie war in Ordnung, als ich sie das letzte Mal sah.«
    »Wann war das?«
    »Kann mich nicht genau erinnern. Vor zwei oder drei Wochen.«
    »Was hast du bei ihr festgestellt?«
    »Fettleibigkeit, wenn ich mich recht erinnere. Krankhafte Fettleibigkeit. Ich glaube, ich gab ihr Appetitzügler. Und was ist daran so Geheimnisvolles?«
    »Nichts Geheimnisvolles. Nur ist mein Glaube an dich als Arzt erschüttert worden. Beträchtlich sogar.«
    »Um Himmels willen«, sagte Robin ungerührt, »sie hatte einfach Übergewicht, und ich habe versucht, es zu reduzieren. Wenn irgend etwas mit ihr passiert ist, dann mußt du es mir sagen. Ich bin so früh am Tag nicht zum Scherzen aufgelegt.«
    Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und klopfte nachdenklich mit dem Bleistift auf den Tisch, nicht ohne mich an der Situation zu ergötzen.
    »Mrs. Finch«, sagte ich langsam, »hat einem Kind das Leben geschenkt. Einem Knaben, der etwas mehr als vier Pfund wiegt und augenblicklich im Städtischen Krankenhaus im Brutkasten liegt.«
    »Mrs. Finch!« sagte Robin. »Die Frau vom Milchmann?«
    »Eine glückliche Familie«, sagte ich. »Du warst es, der keinen Scherz wünschte.«
    »Es ist ein Scherz. Ich finde ihn nicht sehr komisch.«
    »Mr. Finch findet ihn auch nicht komisch; ich werde hoffentlich hier sein, wenn er zu dir kommt. Wenn du mich brauchst, dann rufe.«
    »Ich kann es einfach nicht glauben. Ich habe Mrs. Finch doch kürzlich noch untersucht.«
    »Du wirst es glauben müssen, wenn sie >Robin< nach Hause holen.«
    »Robin! Das auch noch!« Er schlug sich mit der Hand an die Stirn. »Ich fürchte, ich darf mich in der Poets Road nicht mehr sehen lassen.«
    »Mach dir nichts draus. Sie haben bereits den Schock überwunden und halten es jetzt für einen Mordsspaß.«
    »Sie vielleicht, aber ich nicht. Und was gibt es noch, wenn wir schon dabei sind...?«
    Ich berichtete von Miss Nisbets Indisposition am Abend vorher, von Sylvias Manuskript und von Miss Chalkers vierundsechzig Ladendiebstählen.
    Aus irgendeinem Grunde hielt er letzteres für außerordentlich komisch.
    »Ich kann daran nichts Komisches entdecken. Sie hat sechs Monate bekommen, und ich kann nicht einmal irgendwelche strafmildernde Umstände Vorbringen, außer ihrer vereiterten Zehe.«
    Robin öffnete einen Brief und warf ihn mir über den Tisch, an dem wir jeden Morgen die Korrespondenz lasen.
    »>Victor und Sophie Trilling geben sich die Ehre... <, betrifft mich leider nicht.«
    Sophie Trilling hatte Wort gehalten und Sylvia und mich zu ihrer Party eingeladen.
    »Vielleicht gehe ich hin«, sagte ich, dann las ich die kleine handschriftliche Notiz, die an der Ecke der Einladungskarte stand.
    »Oh, nein, wir werden nicht hingehen.«
    »Warum nicht?«
    »Die Gäste werden gebeten, Masken und Kostüme mit historischem Charakter zu tragen. Kostüme! Einige Leute haben wirklich nichts zu tun. Sie kann uns gleich wieder aus ihrer Liste streichen.«
    Sylvia dachte anders.
    »Das klingt sehr lustig«, sagte sie. »Ich denke an Marie-Antoinette oder vielleicht an Lady Hamilton... «
    »Wenn du willst, kannst du hingehen.«
    »Möchtest du nicht mein Lord Nelson sein?«
    »Bestimmt nicht. Schwarzer Anzug - oder ich

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