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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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echt, glaube ich. Nur ein Trick. Nur ein schräg gestellter Spiegel, der das Leben viel steiler aussehen lässt, als es in Wirklichkeit ist.
    »G’schafft!«, sage ich. Und ich sehe, wie ihr Gesicht wieder Farbe bekommt. Wie ein Sonnenstrahl ihre Augen trifft und ihr Herz einen kleinen Hüpfer macht, direkt über das letzte Steilstück drüber, und schon sind wir auf der Alm.
    Ich parke den Golf vor dem Misthaufen und mach meiner Mutter die Tür auf. Sie steigt aus mit wackligen Knien. Dann dreht sie sich einmal um sich selbst, und sagt: »Mei, is da schee.«
    In der Hütte kläfft jemand. Ich sperr die Tür auf, und ein schwarzes und ein zottliges Fell sausen in kleinen Kreisen um meine Mutter rum. »Ja, der Biiilly, griaß di, haaaallo, Nika. Ja, wo seid’s denn ...«
    Ich lache. Und dann muss ich niesen, weil ich in die Sonne blinzle.
    Sonne.
    Tatsächlich. Der Himmel hat ein blaues Loch. Und meine Mutter hat mir einen Apfelstrudel mitgebracht. Das Leben ist perfekt.
    Wir setzen uns auf die Terrasse und mampfen den butterweichen süßen Sommer in uns hinein. Die Teighülle knurpst beim Draufbeißen. Warme Apfelstücke schmelzen auf unseren Zungen. Das sind die ersten Äpfel aus dem Garten. Wie schön. Wie viel Glück in einem Apfelstrudel stecken kann.Am liebsten würd ich mich in die Schüssel reinsetzen und essen, bis ich platze. Mmmmm!!!
    Doch mit einem Mal kommt ein bestialischer Gestank um die Ecke.
    Ich höre schlagartig auf zu kauen.
    »Riechst du des aa?«, frage ich meine Mutter.
    Sie schüttelt mit vollen Backen den Kopf. Und dann, mit dem Wind, nickt sie plötzlich doch.
    Entsetzlich. Kloake, Hölle, Unterwelt. Uuuaaaah, wo kommt’n das her?
    Hinter mir macht es »Schmatz-schmatz« und »Tapps-tapps«.
    »Nika!«
    Bis zum Bauch getaucht in teerschwarzen Schlamm. Ihr schwarzgrün verschmiertes Maul kaut den letzten Bissen von etwas, und ihre rosarote Zunge leckt genüsslich gelbweiße Krümelreste aus ihrem Bart. Sie tropft. Gülle.
    »Nika! Scheiße!«
    Ihre Augen leuchten mich an.
    Oh, nein.
    Mit zwei Schritten sause ich ums Hütteneck und sehe den verkochten Käse nicht mehr auf dem Misthaufen. Aber ein paar Trittlöcher bis zu der Stelle, wo er war.
    Kääääseeeee!! Nika ist mir hinterhergetrottet und macht sehnsüchtig Sitz.
    Ich habe noch nie so einen glücklichen Hund gesehen. Ihre Augen sehen aus wie Weihnachten. Und sie stinkt, wie noch nie ein Hund auf der Welt gestunken hat. Eine schwarzgrüne Spur aus Hundetatzen zieht sich über die Terrasse. Und jetzt drückt sie sich selig an mich.
    »Nika, pfui Teufel!!« Sie schluckt. Verwirrt tappeln ihre Tatzen auf der Stelle. Wieso pfui Teufel?
    Drei Eimer Wasser. Der stiellose Schrubber. Ein Putzlappen, ein Handtuch, Gummihandschuhe.
    Meine Mutter deckt den Apfelstrudel zu und stellt ihn in den Keller. Auf das oberste Regalbrett. Man kann ja nie wissen.

Ein seltsamer Tag
    Ein Freitag. Jackas’tag. Halbzeit auf der Alm.
    Auf der Ganai wird der Hias heute eine Rede halten. Ich frag mich oft, wie’s ihnen geht, da drüben. An klaren Tagen seh ich die Chiemgauer Berge von meiner Terrasse aus. Heute halt mal wieder nicht. Ich hab’s mir angewöhnt, barfuß durchs nasse Gras zu laufen, während die Nika ihre morgendlichen Runden in der Schlammwiese dreht. Das ist eiskalt, aber danach friert’s mich nicht mehr.
    Ein seltsam dunstiger Nebel hängt um die Hütte herum.
    Sie haben besseres Wetter angesagt. Sommer. Aber noch ist davon nichts zu sehen.
    Heute kommt Besuch. Meine drei Mädel aus Köln. Lang vermisst. Ein groß gefeiertes Wiedersehen wird das werden. Um zehn hol ich sie drunten am Segelflugparkplatz ab. Ich hab sogar Prosecco gekauft.
    Ich beeile mich. Bin extra eine halbe Stunde früher aufgestanden. Das geht leicht, wenn man sich auf etwas freut.
    Eigentlich ist das ein Tag wie immer. Regen, vier Grad plus um halb sieben. Aber der Nebel … ich weiß nicht.
    »Was soll denn daran seltsam sein«, denkt mein Kopf, ungeduldig und vernünftig. »Wetter ist Wetter, und sonst nichts. Also spinn nicht.«
    Bis auf den Nebel. Der Nebel und noch etwas. Etwas, das jetzt in der Früh noch gar nicht da ist. Noch gar nicht passiert.
    Ich hangle mich nach dem Gefühl meiner schlaftrunkenen Hände am Treppengeländer zurück in die Hütte und in den Stall. »Kaiben, aufstehen!«
    Ich greife nach dem Wasserschlauch. Und schon wieder kalt und nass.
    »Aufstehen, Mädel!«, sage ich und ziele mit dem Wasserschlauch auf den ersten Kälberhintern. Klein

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