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Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Auch unter Kuehen gibt es Zicken

Titel: Auch unter Kuehen gibt es Zicken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Michalke
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ist laut im Golf. Wir erzählen zu viert, gleichzeitig, hängen Schnappschüsse aus unserem Leben in die Luft. Manche sind sensationell. Auf manchen ist nicht wirklich was erkennbar. Und ein paar sind dabei, die müssen erst noch gemacht werden.
    »Und gibt’s ’n paar fesche Jaagersburschen bei dir oben?«
    »Naa«, sage ich und biege scharf rechts ab auf den Weg rauf zur Klarau.
    Im Rückspiegel seh ich Lenes Nase als weißen Fleck an der Scheibe.
    »Pass auf, wir gehn gleich ganz da hoch, ich hab’s dir gesagt.«
    Ganz geheuer ist ihr das nicht.
    »Und andere Burschen auch nicht?«
    »Naa ...«
    »A-haaa!!«, macht Lia und grinsend wackelt ihr Zeigefinger.
    Hana verdreht die Augen. Alm und Liebe und ich – das ist doch noch nie gut gegangen.
    Lenes blasser Blick geht immer weiter nach rechts unten.
    »Wir stürzen nicht ab.«
    »Nein, du fährst hier bestimmt oft.«
    Einparken vor der Mistgrube, Motor aus. »Jetz’ sama da.«
    »Hier wohnst du?«
    »Das sieht ja aus wie auf’m Poster.«
    »Können wir auch hier einziehen?«
    Die Mädel schleppen Rucksack, Ikeatasche, eingerollten Schlafsack, Kissen, Hundebett und Kuchenplatte in die Hütte.
    Der Billy knurrt und bellt, seit wir um die letzte Kurve gefahren sind, also sperr ich ihn in die Schlafkammer. Cansin, die feine Afghanendame, geht einen Kreis durch die Stube. Kapriziös, elegant, wunderschön und alles, was man sonst noch ist, wenn man das ist. Sie und Billy wären ein gutes Paar: der Prinz von Zamunda und Lady d’Arbanville.
    Auf einmal ist es still in der Schlafkammer. Und auch die Hündin hebt aufmerksam die Nase. Sie schaut zum Fenster.
    Eine Gänsehaut zittert über meine Arme.
    Das Feuer im Ofen duckt sich.
    Was ist das?
    Jemand fliegt durch die Hütte. Ein unsichtbarer Besuch. Vergesst nicht, dass ich da war.
    Cansin kläfft hysterisch, Billy tobt wie ein Löwe im Käfig und wirft sich gegen die Tür.
    »Halt die Klappe«, sag ich. »Es is gut. Nix passiert.«
    Da kommt Fiona, meine Nachbarin, aus ihrem Stall gelaufen.
    »Schau mal bitte.«
    Ich hab ein frisches T-Shirt an. Weiß. Und meine letzte saubere Jeans.
    Fionas Blick sieht seltsam aus.
    Keine Zeit zum Umziehen. Keine Zeit, Fragen zu stellen.
    Drüben im Stall poltert es. Ein halbwüchsiges Koibal läuft drin rum. Atem pumpt. Schweißnasses Fell. Aufgerissene Augen. Blutverschmiertes Gesicht. Das rechte Horn ist abgebrochen.
    »Die Stella«, sagt Fiona.
    »Was is passiert?«
    »Die ist grad so zum Stall gekommen.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Eigentlich ist die Stella so eine zutrauliche.«
    Aber sie lässt sich nicht einfangen.
    Sie lässt uns nicht näher kommen. Nicht auf zwei Meter. Ich hol den Halfterstrick. Die Gummisohlen meiner Turnschuhe rutschen auf den Holzplanken. Voller Dünnschiss, voller Angst und Schock.
    Mist, denke ich. Was ist denn da passiert.
    Ich folge dem verschreckten Tier in eine Ecke.
    »Langsam«, sagt Fiona.
    Wir bewegen uns in Zeitlupe. Ich würde gern den Halfterstrick in die linke Hand nehmen. Damit ich die rechte frei hab, um das lose Ende um Stellas Kopf zu schlingen. Die Bewegung ist zu viel. Stella springt zurück. »Pass auf!«, schreit Fiona. Aber zum Glück passiert nichts. Stella hält schnaufend in der anderen Stallecke an.
    »Kuuhdi, keiner tut dir was.«
    Das glaubt sie nicht. Und der Strick in meiner Hand beweist ihr das Gegenteil. Sie hat Schmerzen. Nur das Horn, hoffe ich. Aber wer weiß. So voller Adrenalin kann eine Koim sogar mit einem gebrochenen Bein laufen.
    »Kuuuuhdi, alles gut.«
    Sie lässt den Kopf ein wenig sinken. Gut. Ich bleib stehen. Einfach warten. Wie einen Vorhang muss ich die Angst wegschieben. Solang die Angst da ist, geht gar nichts.
    »Stella, geh heeer«, singt Fiona.
    Und Stella schaut sie an. Das ist gut.
    »Geh heeeer.«
    Sehr gut macht sie das. ’s Koibal kennt den Singsang. Schnauft ruhiger. Fiona hält ihr die Schüssel mit Kraftfutter hin. Zu viel. Panik. Zurück!
    Aber ich hab schon die Hände um ihren Hals, den Strick drübergeworfen und beide Enden in meiner Hand. Festhalten jetzt. Wir schlittern bis zur Tür. Stella rennt, als wär da keine Tür. Stopp!! Nicht alles noch schlimmer machen. Umdrehen!
    Stella rammt die Vorderbeine in den Boden. Sie reißt den Kopf hoch, bringt ihn irgendwie an der Wand vorbei zur Seite. Ich halte den Strick fest. Sie schleift mich zwischen ihrem Körper und der Wand mit. Und irgendwie kommen wir zum Stehen. Im Eck. Der Weg nach vorn ist versperrt. Und an der Seite steht

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