Auf all deinen Wegen - Lene Beckers erster Fall (Lene Becker ermittelt) (German Edition)
nur:
» Und was war mit Marc, ihrem Verlobten?«
Bill zog seine Jeans hoch, die um seinen dicken Hintern hing.
»Schöner Verlobter. Seine Verlobte im Badezimmer erschießen, wo sie sich vielleicht gerade schön macht. War ja wohl ein verwöhntes Püppchen. Aber gleich das Licht ausblasen? Dazu gehört schon was. Muss er wohl auch gemerkt haben, als es zu spät war, sonst hätte er sich ja kaum gleich danach erschossen.«
Lene strä ubten sich die Nackenhaare. Das fing ja gut an mit der Zusammenarbeit, dachte sie wütend.
» Wie sah der Tatort denn aus? Welche Tatwaffe haben Sie denn gefunden?«
Das war wohl zu direkt gefragt. Lene spü rte, wie er sich wieder zurückzog. Mike Fuller sprang ein. Er hatte während des Gesprächs in einer Akte gelesen. Und sagte jetzt:
» Die Tatwaffe lag neben Marc Snyder, nicht war, Bill?«
Edwards schnaubte, bequemte sich aber dann doch zu einer Antwort.
»Es war eine Dienstpistole. Eine Beretta. Luger Parabellum 8,9 mm. Lag neben Marc Snyder. Wir haben auch Schmauchspuren an seinen Fingern gefunden. Seine Fingerabdrücke waren auf der Waffe. Insofern war der Fall klar. Stimmte ja auch mit den Aussagen des Zeugen überein.«
Lene wurde hellwach. Von einem Zeugen wusste sie noch nichts. Wo kam der plötzlich her?
» Welcher Zeuge war das denn?«
» Ein Fred Masters. Der war unten.«
Mike Fuller fragte nun auch.
»Unten? Was heißt unten?«
» Die Wohnung war so eine schicke Wohnung über zwei Etagen. Unten war dieser Fred, hat gerade telefoniert. Und da hat er sie gehört.« Edwards verstummte.
» Donnerwetter Bill, was hat er gehört? Deine Aktennotiz ist hier noch ziemlich dünn. Lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen.«
Lene war noch vö llig perplex. Es gab einen Zeugen! Das schien alles zu verändern. Sie wurde unsicher. War es doch Marc gewesen, der geschossen hatte?
» Yeah, also, ich hab den gleich verhört. Der hat uns ja auch gerufen, nachdem es passiert war. Hat die ganze Geschichte erzählt.«
Fuller schien jetzt wirklich zornig zu sein.
»Darauf stützt du deine ganze These? Damit sollen wir den Fall abschließen, weil dir jemand etwas erzählt hat? Du hattest mir gesagt, die Wohnung war nicht aufgebrochen, von innen abgeschlossen und der Fall offensichtlich ein Drama zwischen einem Mann und seiner Freundin. Jetzt erfahre ich, dass die beiden verlobt sind …«
Lene konnte nicht anders, sie fiel ihm ins Wort: »Sie wollten in dieser Woche heiraten! Alles war vorbereitet.«
Sie hö rte selbst, wie naiv das klang. Auch andere Paare hatten schon Streit vor der Hochzeit. Aber Fuller nahm es trotzdem auf. Er griff nach dem Telefon und wählte. Er sprach sehr schnell. Lene merkte nur, dass es um einen Termin ging. Er sah sie dabei nachdenklich an. Dann endete sein Gespräch.
» Morgen früh um elf findet die Autopsie Ihrer Cousine statt. Ich möchte Sie gern dabei haben. Wenn Sie nicht wollen, brauchen Sie nicht zuzusehen. Aber ich fände es gut, wenn Sie mitbekommen, was wir finden. Danach ist die Autopsie von Marc Snyder. Können Sie um zehn Uhr hier sein?«
Lene nickte zustimmend. Dann sah er zu Bill Edwards. Lene fühlte, wie zornig er war, die Wut in seiner Stimme mühsam unterdrückend.
» Bill, wir öffnen die Akte wieder. Ich werde sofort den district attorney«, den Staatsanwalt, übersetzte sich Lene, »informieren. Ich weiß nicht, was in dich gefahren ist. Morgen früh um acht will ich diesen Fred Masters hier haben. Ich werde ihn selbst vernehmen. Und bis morgen früh um sieben habe ich deinen vollständigen Bericht auf dem Schreibtisch. Mit allem, was die Spurensicherung gefunden hat.«
Edwards schwitzte nun sichtlich. Er tupfte sich die Stirn mit einem rot-weiß karierten Taschentuch ab. Fuller kochte.
» Ist noch etwas? Und morgen Nachmittag ist eine weitere Untersuchung der Wohnung durch die Spurensicherung.«
Jetzt zuckte Edwards zus ammen.
» Yeah, Chef, eigentlich war die Spurensicherung schon abgeschlossen. Ich habe die Wohnung schon freigegeben.«
» Du hast was? Was ist nur in dich gefahren? Da ist doch gar nichts klar.«
» Aber, Chef, die Fingerabdrücke und …«
» Das reicht doch allein nicht. Das kann doch jeder so drehen. Mach, dass du an die Arbeit kommst. Und bestelle diesen Fred ein. Ich weiß wirklich nicht, was du dir gedacht hast.«
» Bloß weil das so ein weißes, reiches Püppchen ist. Wäre es meine Tochter, würde man da auch nicht soviel Wind machen. Da wär’s ja egal, wer es war. Aber so eine,
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