Auf Befehl des Königs
Zusage, sie zu heiraten.
Ein schmerzlicher Stich durchbohrte sie, als ihr zwei Dinge klar wurden: Sie bedeutete diesem Orrick nur das, was sie ihm an Gold und Titeln einbrachte, und Henry hatte diesen schändlichen Handel für Orrick so verlockend gestaltet, dass er gar nicht Nein sagen konnte. Kein Edelmann, den es nach Macht und Reichtum gelüstete, hätte dieses Angebot ausgeschlagen.
Marguerite atmete tief ein und legte sich eine andere Erklärung für diese Abmachungen zurecht, eine, die ihrem Verstand und ihrem Herzen sinnvoller erschien – Henry tat mit diesen noblen Schenkungen an Orrick lediglich seine hohe Wertschätzung ihrer Person kund. Bald würde der König sich erheben und diesem Spiel ein Ende bereiten, das im Grunde nur eine Demonstration seiner Zuneigung für sie darstellte.
Die plötzliche Stille schreckte Marguerite aus ihren wirren Gedanken und holte sie in die Gegenwart zurück. Sie blickte auf und bemerkte jetzt erst Orrick an ihrer Seite. Wartend hielt er ihr die Hand entgegen.
Ihr Blick flog zu Henry. Nun war der Moment für ihn gekommen, das Wort zu ergreifen. Der König nickte ihr zu und sah ihr tief in die Augen. Sie hatte Mühe, ihr Siegerlächeln zu verbergen, während sie sich andeutungsweise verbeugte.
"Hochwürdiger Herr Bischof", sagte der König, nachdem er sich erhoben hatte. "Beginnt nun mit dem Ehegelöbnis."
4. Kapitel
Zum Glück hatte Orrick ihr bereits die Hand geboten, sonst wäre sie vermutlich bei den Worten des Königs zu Boden gesunken. Alle Anwesenden auf der Empore sahen, wie die Farbe aus ihrem Gesicht wich. Einen Moment fürchtete auch Orrick, sie würde in Ohnmacht fallen. Nun hoffte er, ihr Schockzustand möge während der Dauer der Zeremonie anhalten, da sie sich mit ihrer spitzen Zunge und ihrem aufbrausenden Temperament nur schaden würde.
Verwirrung und Fassungslosigkeit standen in ihren blauen Augen, als er sie vor den Bischof führte. Orrick wiederholte die Worte des Geistlichen, mit denen ihre Ehe besiegelt wurde, und drückte ihr die Hand, als die Reihe an ihr war, das Gelöbnis zu sprechen. Monoton wiederholte sie die Heiratsformeln. Sie zitterte so sehr, dass Orrick seinen Arm um ihre Mitte legte, um ihr Halt zu geben.
Einerseits geschah ihr ganz recht, da sie in ihrer Anmaßung und Überheblichkeit ihn nicht ernst genommen hatte. Andererseits hätte Orrick am liebsten auf dem Absatz kehrtgemacht; er wollte nichts mit diesem teuflischen Handel zu tun haben. Doch sein Pflichtgefühl hielt ihn an ihrer Seite, veranlasste ihn, sie beim Kniefall zu stützen, um den Segen des Bischofs zu empfangen, der sie zu Mann und Frau vor Gott und dem König erklärte.
Aus der Menge erhob sich ein Raunen, die Höflinge wussten nicht, wie sie sich verhalten sollten. Orrick erhob sich von den Knien und half Marguerite aufzustehen. Auch der König stand auf, klatschte in die Hände und rief in die Menge.
"Hurra! Hurra!"
Jubel und Applaus schwollen zu einer Lautstärke, die selbst an Marguerites taube Ohren drang. Orrick wollte sie möglichst rasch wegbringen, um seine und ihre Würde vor dem König und seinem Hofstaat zu wahren. Er winkte seine Mutter zu sich, stellte ihr Marguerite vor und bat Lady Constance, sich seiner Braut anzunehmen. Er wollte Henry um Erlaubnis ersuchen, sich zu verabschieden. Schließlich verspürte er nicht den geringsten Wunsch, sich und seine Familie in Woodstock der Blamage einer enttäuschenden Hochzeitsnacht und dem zu erwartenden Fiasko am Morgen danach auszusetzen.
So näherte er sich Seiner Majestät, bat ihn um eine kurze Unterredung unter vier Augen und begab sich mit Henry in einen Alkoven vor der Halle. Ihm stand ein heikles Gespräch zwischen Monarch und Gefolgsmann bevor, zwischen dem Liebhaber und dem Ehemann ein und derselben Frau.
"Sire", begann Orrick mit einer Verneigung, "ich bedanke mich, dass Ihr Euch dieser Angelegenheit persönlich angenommen habt." Henry versetzte ihn mit einem lauten Lachen in Erstaunen.
"Eure Dankbarkeit wird sich in Grenzen halten, sobald die Lady ihre Sprache wiedergefunden hat."
Orrick hütete sich, auszusprechen, was ihm durch den Kopf ging. Sein einziger Gedanke bestand darin, seine Familie und seine Braut nicht der allgemeinen Lächerlichkeit preiszugeben, falls einer der unmittelbar Betroffenen in Gegenwart der Höflinge die Beherrschung verlieren sollte.
"Ich bitte Euch, mir zu gestatten, Woodstock umgehend zu verlassen."
"Stehenden Fußes, Orrick? Ohne am Festmahl
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