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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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dass er ihre Meinung über ihn kannte, schien sie in ihrer Überzeugung noch zu bestärken.
    "Richtig, Mylord. Der König wird gewiss eine passende Braut für Euch finden. Ich bin an ein Leben bei Hofe in Frankreich gewöhnt und würde in einem fremden Land nicht glücklich sein."
    Und zu weit entfernt von Henry. Diese Gedanken blieben unausgesprochen, hallten aber in Orricks Kopf, als habe die Dame sie hinausgeschrien.
    "Wollt Ihr mich mit Eurem Gerede zwingen, Henry zu ersuchen, die Hochzeit abzusagen? Erhofft Ihr Euch das?"
    Sie wandte sich ab, verweigerte ihm zunächst die Antwort, doch dann begegnete sie seinem Blick. "Ich möchte Euch lediglich die Demütigung ersparen, vor dem gesamten Hofstaat zur Hochzeit zu erscheinen, ohne Braut an Eurer Seite. Deshalb will ich Euch davon unterrichten, dass Henry mich wieder zu sich nimmt und diese Eheschließung nicht stattfinden lassen wird."
    Ihre weiche Stimme klang so selbstbewusst, dass Orrick beinahe davon überzeugt war, sie meine es ernst. Einen flüchtigen Augenblick hegte er an ihrer Aussage keinen Zweifel, doch dann begriff er den Zusammenhang, und ein Gefühl des Bedauerns überkam ihn. Sie glaubte daran.
    Marguerite war sich ihrer Sache sicher. Henry würde bestimmt die Hochzeit im letzten Moment absagen, so dachte sie. Entweder wusste sie nichts von den bereits geschlossenen Heiratsverträgen, oder sie wollte es einfach nicht wahrhaben. Sie war offensichtlich nicht im Stande, sich einzugestehen, dass sie nach den Jahren, in denen sie die Gunst des Königs genossen hatte, seine Zuneigung und damit ihre privilegierte Stellung bei Hofe verloren hatte. Es kursierten zwar noch keine Gerüchte über eine neue Favoritin des Herrschers, aber es würde gewiss nicht lange dauern, bis eine neue Edeldame ihren Platz an seiner Seite und in seinem Bett einnahm.
    Was ging in dieser bedauernswerten Frau vor, die plötzlich Henrys Zuneigung eingebüßt hatte? Geliebt, verlassen und an einen fremden Mann verschachert zu werden? Ihr trotziger Blick, ihr eigensinnig gerecktes Kinn ließen Orrick wissen, dass sie sich weder von ihm noch von anderen Mitleid wünschte. Aber nachdem sie ihn gewarnt hatte, lag ihm daran, nun dasselbe für sie zu tun.
    "Auch ich bin der Meinung, dass dies ein Tag der Demütigung sein wird, Marguerite. Allerdings fürchte ich, Ihr werdet davon betroffen sein, nicht ich. Daher kann ich Euch nur raten, Euch mit den Gegebenheiten abzufinden und Euer Herz zu schützen, um keinen Schaden zu nehmen."
    Ihre Lider flatterten heftig, als versuche sie, den Sinn seiner Worte zu verstehen. Orrick fand es an der Zeit, sich zurückzuziehen. Er legte die Hand auf den Türgriff. Sie trat beiseite, um ihn gehen zu lassen.
    Er hatte ihr nichts mehr zu sagen. Er und sie waren nur Schachfiguren und der Willkür des Plantagenets ausgesetzt.
    Gott möge ihnen allen beistehen.
     
    Marguerite strich sich glättend über die Röcke des kostbar bestickten Gewandes und stand reglos, während die Zofen letzte Hand an ihre kunstvolle Frisur anlegten. Sie war daran gewöhnt, bedient zu werden, ohne Notiz davon zu nehmen. Irgendwann schienen die Kammerfrauen zufrieden mit ihrem Werk zu sein, stellten einen hohen, glänzend polierten Spiegel vor sie hin, und Marguerite betrachtete prüfend ihre Erscheinung.
    Ihre Augen hatten einen unnatürlichen Glanz im bleichen Gesicht, was allerdings nur ihr auffiel. Das blassblaue, wallende Seidengewand verlieh ihrer elfenbeinhellen Haut einen transparenten Schimmer und unterstrich das Eisblau ihrer Augen. Eine schwere zweireihige Goldkette war um ihre Hüften geschlungen, worin sich das Licht der vielen Kerzen brach. In ihr langes goldenes Haar waren Seidenbänder, Perlen und Edelsteine geflochten.
    Nur unverheirateten Frauen war es gestattet, das Haar offen zu tragen in all seiner Pracht und Fülle. Würde diese Hochzeit tatsächlich stattfinden, wäre dies das letzte Mal, dass sie ihr herrliches Haar öffentlich zur Schau stellte. Sie dachte an Henrys bewundernde Blicke, auch Lord Orricks Verzauberung war ihr nicht entgangen, und sie wusste genau, wie sie ihre Reize einzusetzen hatte. Sie nickte den Dienerinnen zu, die den Spiegel wegtrugen.
    Ihr Gespräch mit Orrick hatte einen unerwarteten Verlauf genommen. Er erwies sich nicht als der grobschlächtige Barbar, für den sie ihn gehalten hatte. Hoch gewachsen und kraftvoll, sah er ziemlich gut aus in seiner höfischen Kleidung. Das hellbraune Haar reichte ihm bis zu den Schultern, er trug

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