Auf Befehl des Königs
teilzunehmen, das ich Euch zu Ehren ausrichten lasse?"
Orrick überlegte, was er antworten sollte, entschied sich dann aber für eine offene und direkte Regelung. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und räusperte sich. Er musste freimütig von Mann zu Mann sprechen.
"Euer Gnaden, sowohl Ihr als auch ich wissen um Eure Beziehung zu Marguerite. Wir beide kennen den Grund, warum die Ehe zwischen der Lady und mir arrangiert wurde. Ich sehe keine Veranlassung, dieses Schauspiel noch länger in der Öffentlichkeit fortzuführen. Alle Hochzeitsgäste verstehen Euren Hinweis, den Ihr damit gegeben habt."
Henrys Gesicht verfärbte sich dunkelrot, und Orrick fürchtete, er habe es mit seiner Offenheit zu weit getrieben. "Ist das Eure Meinung?" Orrick nickte. "Und wie lautet diese Botschaft, wenn ich bitten darf?"
"Dass Ihr der König seid und Euer Wille geschehe."
Orricks diplomatische Art, mit der er ausdrückte, dass der König jeden bestrafte, der seine Grenzen überschritt, tat ihre Wirkung. Der Zorn in Henrys Augen erlosch.
"Es steht Euch frei, jederzeit mit Eurem Gefolge abzureisen, Orrick." Der König wandte sich zum Gehen. "Der Tag wird kommen, an dem Ihr mir für meine Wohltat dankbar sein werdet."
In der Annahme, der Monarch beziehe sich mit der Erwähnung einer Gunst darauf, dass er ihm die Peinlichkeit eines Hochzeitsmahls und die Katastrophe einer misslungenen Hochzeitsnacht ersparte, verneigte Orrick sich tief und folgte seinem König in die Halle zurück. Dort erteilte er seinen Männern Anweisungen zum baldigen Aufbruch. Dann stellte er sich der größeren Herausforderung: Marguerite.
Sie stand wie versteinert, nur ihre zitternden ineinander verschränkten Hände verrieten ihren inneren Aufruhr. Das schöne Gesicht war aschfahl, die Augen ausdruckslos. Dies sagte ihm alles, was er wissen musste. Er nickte seiner Mutter zu, die seine stumme Bitte verstand. Endlich führte er seine frisch angetraute Gemahlin aus der Halle in ihre Gemächer.
Marguerite blieb an der Stelle stehen, an welcher er ihren Arm freigegeben hatte. Sie würdigte ihn keines Blickes, als er der Dienerschaft Befehle gab. Nichts deutete darauf hin, dass sie überhaupt verstand, was um sie herum vorging. In gewisser Weise war er erleichtert, dass der Schock sie immer noch lähmte. Er musste noch einiges erledigen, bevor er mit seinem Gefolge Woodstock und den neugierigen, sensationslüsternen Blicken der Höflinge den Rücken kehren konnte. Orrick trachtete einzig und allein danach, allem zu entfliehen. Erst dann wollte und konnte er weitere Pläne in Angriff nehmen.
"Mutter", rief er, "sorge bitte dafür, dass Lady Marguerites Reisekörbe auf unsere Fuhrwerke verladen werden. Ich nehme an, ihre Zofen haben das meiste bereits gepackt."
Lady Constance war froh, gebraucht zu werden, und verteilte die Arbeit unter den Bediensteten. Marguerite dagegen stand immer noch starr und teilnahmslos inmitten der hektischen Betriebsamkeit. Orrick empfand Mitleid für sie, konnte nur ahnen, was in ihr vorging, nachdem sie erkennen musste, dass sie sich in dem geliebten Mann so schrecklich geirrt hatte und diese Schmach im Beisein so vieler hämischer Menschen ertragen musste, die ihre Niederlage voller Schadenfreude genossen.
"Marguerite", sagte er leise. "Habt Ihr eine Zofe, die Euch nach Silloth begleitet?"
Sie blieb stumm. Er wollte sie schon bei den Schultern nehmen und wachrütteln, als eine junge Frau sich näherte und einen Knicks machte.
"Monsieur, ich bin Edmee, Lady Marguerites Zofe. Ich begleite Euch gerne."
"Gut. Hilf deiner Herrin, Reisekleidung anzulegen. Wir brechen in einer halben Stunde auf."
"Sehr wohl, Monsieur", antwortete Edmee und wollte gehen, aber Orrick hielt sie zurück.
"Sprichst du englisch?"
"Nein, Monsieur. Nur normannisch und französisch."
"Aha. Nun geh deiner Herrin bei den Vorbereitungen zur Hand."
Orrick schüttelte den Kopf – ein weiteres Problem. Abgesehen von seiner Mutter und ihren Gesellschaftsdamen sprach in Silloth niemand französisch, manche seiner Leute sprachen neben englisch noch einen alten gälischen Dialekt. Aber die gebildete Marguerite war gewiss des Englischen mächtig.
Es blieb keine Zeit, sich Gedanken über Nebensächlichkeiten zu machen. Im Vertrauen darauf, dass seine Anweisungen ausgeführt wurden, kehrte er in seine eigenen Gemächer zurück. Kurz darauf brach er samt Frau, Mutter und Gefolge Richtung Norden in seine Heimat auf.
Hätte Orrick geahnt, wie beschwerlich der
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