Auf Befehl des Königs
Ritt sein würde, hätte er ihn möglicherweise um ein paar Tage verschoben. Das Wetter schien sich gegen sie verschworen zu haben. Es stürmte und regnete tagelang, machte das Fortkommen beschwerlich und zwang ihn, die Gastfreundschaft einiger Lords, welche auf seiner eingeschlagenen Route wohnten, zu beanspruchen. Dies tat er vor allem wegen der angegriffenen Gemütsverfassung seiner Gemahlin, der er die Nächte unter freiem Himmel nicht zumuten wollte. Seine Ehefrau.
Seit der Abreise aus Woodstock hatte sich nichts an Marguerites verwirrtem Seelenzustand geändert. Seine Mutter berichtete ihm, dass sie Essen und Trinken verweigerte und kein Wort sprach, nicht einmal mit Edmee. Sie ließ alles über sich ergehen, tat gehorsam das, was man ihr sagte, und wirkte abwesend wie eine Schlafwandlerin.
Orrick hatte sein Frühmahl eingenommen, erhob sich und überlegte besorgt, was gegen die Schwermut unternommen werden konnte, die Marguerite befallen hatte. Der Grund ihres Trübsinns lag mit Sicherheit an ihrem ungläubigen Entsetzen, dass die Hochzeit tatsächlich stattgefunden hatte. Damit hatte sie nicht gerechnet. Die Beschwernisse der Reise verschlimmerten ihre Verzweiflung zusehends. Es lag nur noch ein knapper Tagesritt vor ihnen. Orrick hoffte zuversichtlich, dass sich ihre Niedergeschlagenheit nach der Ankunft in Silloth und einer gewissen Zeit der Eingewöhnung bessern würde. Schlimmstenfalls würde er die Dorfheilerin kommen lassen, die ihr einen Arzneitrank zur Aufhellung ihrer Stimmung verabreichen sollte.
Auf seine Anweisung wurde seine frisch angetraute Braut in den Hof der Burg ihres Gastgebers begleitet. Dort half Orrick ihr in den Sattel, wobei er festzustellen glaubte, dass ihre Mitte sich fülliger anfühlte, als ihre schlanke Figur vermuten ließ. Er schwang sich aufs Pferd, führte ihre Stute am Zügel und ritt neben ihr her auf der Straße nach Westen.
Unterwegs besann er sich auf sein lange vernachlässigtes diplomatisches Geschick und seine Redegewandtheit. Mit allen Mitteln versuchte er sie zu einem Gespräch zu animieren, doch alle Bemühungen blieben erfolglos. Orrick stellte Marguerite Fragen über ihre Familie, probierte, ihr Einzelheiten über ihr Leben in der Normandie zu entlocken. Doch selbst das war vergebens. Auch seine Anstrengungen, Silloth, seine Bewohner und die umliegende Landschaft zu beschreiben, bewirkten keine Veränderung in ihrem geistesabwesenden Gesichtsausdruck.
Unverdrossen fuhr Orrick fort, ihr von den Menschen zu berichten, die sie bald kennen lernen würde, und welche Erwartungen an die künftige Herrin von Silloth gestellt wurden, in der Hoffnung, dass wenigstens ein Bruchteil von dem, was er ihr erzählte, in ihrem Gedächtnis haften blieb.
Ohne in Abbeytown Station zu machen, wollte Orrick direkt nach Hause. Kurz vor Sonnenuntergang ritt die Reisegesellschaft durch das Dorf am Fuße der Burganlage. Der begeisterte Empfang seiner Lehnbauern erfreute ihn. Erst beim Anblick der offenen Tore seiner Burg wurde ihm in aller Deutlichkeit bewusst, wie unbehaglich ihm am Hofe des Königs zumute gewesen war. Mit einem Schenkeldruck spornte er sein Pferd an, ritt in den Hof und straffte die Zügel an den Stufen des hohen quadratischen Wohnturms. Er drehte sich zu Marguerite an seiner Seite und stutzte. Die Leere in ihrem Gesicht war blankem Entsetzen gewichen, mit dem sie ihre Umgebung wahrnahm und dann den Blick auf ihn richtete.
Bevor er absteigen konnte, um ihr aus dem Sattel zu helfen, drängte sich ein Mann durch die neugierige Menge, die sich um die Ankömmlinge versammelt hatte. Orrick war zu langsam, um einzuschreiten. Der hünenhafte schottische Krieger hob Marguerite vom Pferd wie ein Kind, hielt sie an gestreckten Armen vor sich und musterte sie von Kopf bis Fuß.
Orrick sprang vom Pferd und eilte an die Seite des Freundes. "Gavin, stelle die Lady augenblicklich auf die Füße."
"Sie scheint mir nicht besonders kräftig zu sein, Orrick. Bist du sicher, dass sie die Richtige für dich ist?" Das verwegene Grinsen seines Ziehbruders zeigte allen, wie köstlich er sich amüsierte, während Marguerite zu Tode erschrocken war. Ihre angstvoll aufgerissenen Augen im bleichen Gesicht bereiteten Orrick Sorgen.
"Lady Marguerite hat eine anstrengende Reise hinter sich. Nimm die Hände von ihr und lass sie zufrieden, damit ich sie in ihre Gemächer begleiten kann."
Gavin stellte sie ab, doch ihre Knie versagten ihr den Dienst, sie fand keinen Halt. Statt sie aber
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