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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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Geduld, und als er Atem holte, um seinem Ärger Luft zu machen, meldete sich Gerard aus dem Schatten des Flurs.
    "Mylord, ich könnte dem Mädchen Unterricht geben."
    Orrick überlegte kurz, im Moment war das wohl die einzige Lösung. "Gut, Gerard, einverstanden. Zeig ihr, was sie im Haus wissen muss, und bring ihr ein paar englische Begriffe bei. Norwyn, sie braucht zusätzlich Unterstützung von deiner Seite. Gib Anweisungen …"
    Norwyn hob die Hand. "Bereits erledigt, Mylord. Die Gemächer sind vorbereitet, und ich habe die Mägde eingeteilt, die sich um das Wohl der neuen Herrin kümmern."
    "Gut gemacht. Ich brauche …"
    "Wein und Essen stehen in Eurem Gemach", antwortete Norwyn diensteifrig. "Heißes Wasser für Eurer Bad wird in Kürze heraufgebracht. Und nachdem Ihr geruht habt, können wir die Bücher durchgehen."
    An Norwyns Zuverlässigkeit und Gründlichkeit war nichts auszusetzen. Er war bereits in jungen Jahren bei seinem Vater in die Lehre gegangen und in die Aufgaben eines künftigen Burgvogts eingewiesen worden. Obwohl er den Posten erst seit einiger Zeit innehatte, erwies er sich als tüchtig und umsichtig, die Wirtschaft der Burg zu führen und die Verwaltung von Dorf, Lehnbauern und Ländereien von Silloth zu leiten. Orrick konnte sich also beruhigt zurückziehen.
    In seinem Gemach entledigte er sich seines Kettenhemds, schälte sich aus der verschwitzten Tunika, legte Hosen und Stiefel ab, ließ sich in dem dampfenden Holzzuber nieder und entließ seine Diener. Während er sich im wohltuend warmen Wasser zurücklehnte, fragte er sich bang, was ihn wohl in dieser Ehe erwartete.

5. Kapitel
     
    Marguerite versuchte vergeblich, die Augen aufzuschlagen, doch ihr Körper weigerte sich, ihr zu gehorchen. Bei der geringsten Bewegung taten alle Knochen und Gelenke, Muskeln und Sehnen weh. So überließ sie sich seufzend der Wärme des weichen Daunenbetts, um wieder ins tröstliche Vergessen des Schlafs zu versinken.
    Von lautem Stimmengewirr erneut geweckt, vergrub sie sich diesmal nicht in ihren Kissen, sondern setzte sich auf. Marguerite strich sich das Haar aus dem Gesicht und streckte sich, um die Verspannungen in Rücken und Beinen zu lockern, blickte sich langsam in dem großen Zimmer um, ehe sie begriff, wo sie war.
    Sie befand sich im schwarzen Turm von Silloth Castle. Hier würde sie für den Rest ihres Lebens gefangen sein.
    Marguerite schlüpfte aus dem Bett und trat an das einzige Fenster, welches in einer tiefen Mauernische eingelassen war. Auf der Fensterbank lag ein weiches Polster. Ermattet setzte sie sich darauf und betrachtete die ornamental verschlungenen Bandmuster, welche in die Fensterumrandung eingemeißelt waren.
    Die Mauern der Burg sind zehn Fuß dick, Silloth ist eine der wenigen aus Stein erbauten Festungen im Norden Englands.
    Orricks Stimme, die ihr sein Heim geschildert hatte, kehrte ihr ins Gedächtnis zurück. Alles, woran sie sich erinnern konnte, als sie den unheimlichen, hoch aufragenden Steinquader zum ersten Mal gesehen hatte, war der Eindruck, nie zuvor ein abweisenderes und kälteres Gebäude gesehen zu haben. Hohe Steinwälle, dahinter ein schmuckloser Bau, der düster in den Himmel ragte.
    Die Burganlage wurde aus Stein erbaut, um Sturm und Meer zu trotzen. Eine Burg aus Holz würde den Naturgewalten hier oben auf den Felsklippen nicht lange standhalten.
    Sie näherte ihr Gesicht den in Blei gefassten kleinen Glasscheiben, um draußen etwas zu erkennen, doch die Dunkelheit hüllte das Land ein. Sie musste warten, bis es hell wurde, um die Umgebung ihres Gefängnisses zu sehen. Tränen stiegen in ihr auf und strömten ihr übers Gesicht.
    Warum hatte Henry ihr das angetan? Sie hatte ihm ihre Liebe geschenkt, hatte versprochen, Buße zu tun und sich seinen Wünschen zu beugen. Mit Leib und Seele hatte sie ihm gehört. Sie hatte ihm gestanden, mit ihren Forderungen ihre Grenzen überschritten zu haben. Aber Henry hatte sich nicht erweichen lassen und sie in die Verbannung geschickt.
    Nun war sie mit diesem Lord aus dem Norden verheiratet, der sie in den entferntesten Winkel des Königsreichs verschleppt hatte. Was sollte nur aus ihr werden? Bald würde sie in dieser gottverlassenen Wildnis vergessen sein. Sie hatte ihre Position an der Seite des Königs und bei Hofe verloren. Eine jüngere und schönere Frau würde ihren Platz in Henrys Leben und in seinem Bett einnehmen.
    Der Schmerz in ihrer Brust drohte sie zu zerreißen und brach schließlich in

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