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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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einem anderen genommen worden, doch ihre Liebe besäße nur er, schwor sie inbrünstig. Obgleich sie in diesem Abschnitt ihres Berichts nicht ganz die Wahrheit sagte, fühlte sie sich immer noch zu Henry gehörig. Auf einmal erinnerte sie sich an Orricks erregtes Flüstern – Du gehörst mir … in meinem Bett wirst du an keinen anderen denken.
    Ihr Herz lehnte sich entschieden gegen diesen dreisten Besitzanspruch auf. Andererseits hatte er, ohne gewalttätig zu sein, ihren Körper in einer Art und Weise beglückt, die ihr Angst machte. Während Orrick mit ihr vereintegewesen war, hatte sie keinen einzigen Gedanken an Henry verschwendet. Sie hatte nur gefühlt. Ein Schauer überkam sie, als sie erkannte, dass das Erschreckende weniger daran lag, nicht an Henry gedacht zu haben. Weit gefährlicher war, wie dieser Mann es fertig gebracht hatte, ihr jede Kontrolle über ihren Verstand und ihr Handeln zu nehmen.
    Marguerite legte die Feder beiseite, drückte die Fingerkuppen an die Schläfen und besann sich zurück auf die Zeit vor einem Jahr. Damals hatte sie sich bei Henry darüber beklagt, dass sie ihm zu wenig bedeute. Ach, wie sehr wünschte sie sich, nie gefordert zu haben, er möge ihr mehr Zuwendung schenken. Könnte sie nur das Rad zurückdrehen, ihre Klagen ungeschehen machen und ihr Geständnis über ihr gemeinsames Kind zurücknehmen.
    Nun blieb ihr nichts anderes übrig, als dem Geliebten begreiflich zu machen, dass sie ihren Hochmut und ihr törichtes Begehren zutiefst bereute. Sie verbrachte Stunden an ihrem Schreibpult und war mit dem Ergebnis zufrieden – zwei Briefe an ihren Onkel und eine Freundin bei Hofe, denen sie jeweils eine Abschrift ihres Briefes an Henry beilegte. Sie wagte nicht, ein direktes Schreiben aus Silloth an den König zu richten, deshalb wollte sie ihm ihre Nachricht durch zwei Vermittler überbringen lassen, zwei Menschen ihres Vertrauens, auf deren Unterstützung sie zählen konnte.
    Schließlich rief sie Edmee zu sich und wies sie an, die Briefe dem Burgvogt auszuhändigen, der einen Boten damit beauftragen sollte, sie in die Residenz des Königs zu bringen. Kurz darauf sprachen der Burgvogt und Lord Orricks Kammerdiener bei ihr vor, beide mit roten Gesichtern und verlegenen Verbeugungen. Der Burgvogt gab eine umständliche Erklärung ab, welche Schwierigkeiten es bereite, die Briefe zu befördern. Da er nur englisch sprach, machte Marguerite ein verständnisloses Gesicht. Selbst wenn sie gewollt hätte, war es mühsam, das Englisch zu verstehen, welches diese Bauern hier im Norden redeten, einen schwerfälligen ungehobelten Dialekt. Der Kammerdiener begriff endlich die Situation und übersetzte für sie.
    "Mylady, Norwyn ist nicht befugt, ohne Lord Orricks Erlaubnis einen Boten an den Königshof zu schicken. Unser Herr ist nämlich nur in äußerst dringenden Notfällen dazu bereit, Kontakt mit dem Monarchen oder seinen Beamten aufzunehmen."
    "Zweifelt ihr an meinen Absichten und meinem Bedürfnis, diese Mitteilungen", – sie wies auf die gefalteten und versiegelten Briefe – "an meine Verwandten zu schicken, um sie von meiner wohlbehaltenen Ankunft auf Silloth zu unterrichten?"
    "Mylady", sagte Gerard nun, nachdem er ihre Frage gedolmetscht und die Antwort des Burgvogts erhalten hatte. "Norwyn will sich Euch keineswegs widersetzen. Er möchte Euch nur zu verstehen geben, dass er Euch diese Bitte ohne Lord Orricks Genehmigung nicht erfüllen kann."
    Sie beobachtete die Verlegenheit der beiden Männer mit Genugtuung. "Nun, dann besteht keinerlei Grund zur Sorge, da Lord Orrick mir versichert hat, ich könne jederzeit und so oft mir danach ist, Briefe an meine Familie schreiben."
    Sie wartete, bis ihre Worte dem Burgvogt übersetzt waren, und lächelte siegesgewiss. Diese Tölpel würden nicht wagen, ihr zu widersprechen und ihr zu verwehren, die Nachrichten weiterzuleiten. Die beiden Gefolgsleute wechselten einen Blick, keiner glaubte ihrer Aussage, aber keiner brachte den Mut auf, ihr das ins Gesicht zu sagen.
    "Wenn das so ist, zeigt mein Sohn sich Euch noch großzügiger, als ich erwartet habe." Lady Constance betrat das Gemach, nickte dem Burgvogt zu und fuhr englisch fort: "Wenn Lord Orrick seiner Gemahlin dieses Versprechen gemacht hat, Norwyn, müsst Ihr Euch danach richten."
    Marguerite hielt den Atem an, als Lord Orricks Mutter sie und die Schreiben scharf musterte, die Norwyn an sich genommen hatte. Mit einem unwirschen Wink entließ sie die Untergebenen. "Nach

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