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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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Wohnturms entlang. Auf einem kleinen umfriedeten Platz machten Männer und Halbwüchsige Wehrübungen mit Waffen und Pferden. Offenbar der Turnierplatz, den sie vom Fenster ihres Gemachs aus nicht sehen konnte. Sie trat näher und sah einige Krieger, die mit Schwert und Schild übten, darunter auch Lord Orricks schottischen Freund.
    Der Hüne kämpfte mit nacktem Oberkörper, nur mit engen Hosen bekleidet. Das lange rote Haar hatte er mit einer Schnur im Nacken zusammengebunden. Er bewegte sich geschmeidig wie ein wildes Tier, ein erfahrener Soldat und gewiss ein gefürchteter Gegner in der Schlacht. Marguerite blieb an der Umzäunung stehen und schaute ihm eine Weile zu. In kurzer Zeit besiegte er drei Kampfpartner, ohne auch nur die geringsten Ermüdungserscheinungen zu zeigen. Dann bemerkte er sie, grüßte mit erhobenem Schwert zu ihr herüber und lenkte die Aufmerksamkeit der anderen Männer auf sie.
    Marguerite ging ein paar Schritte zurück. Mit einem huldvollen Nicken verbeugten sich die Zuschauer vor ihr. Sie erwiderte den Gruß mit einer huldvollen Neigung des Kopfes und rief den Männern in Französisch zu, sich nicht stören zu lassen. Die meisten wandten sich wieder dem Kampfplatz zu, auf dem der Schotte sich seinem nächsten Herausforderer stellte. Plötzlich drang eine Stimme aus dem Publikum an ihr Ohr, die laut genug war, dass auch andere sie hören konnten.
    "Ich würde alle meine ersparten Goldmünzen dafür geben, sie einmal in meinem Bett zu haben", sagte der Mann zu seinem Nachbarn. "Ich wette, sie ist ihr Geld wert."
    Sein Kumpan lachte. "Tja, aber eine wie die will nichts von dir wissen. Die macht die Beine nur für den König breit … zur Not noch für einen Edelmann." Die Männer lachten laut, und die Umstehenden bejahten feixend.
    Marguerite zuckte unter der Schmähung zusammen. So dachten also Orricks Leute über sie. Während sie sich voller Abscheu abwandte, fing sie den Blick des Schotten auf.
    Hatte er ihr Entsetzen bemerkt? Ahnte er, dass sie verstanden hatte, was die Männer über sie sagten? Die Kerle hätten nicht gewagt, abfällig über sie zu reden, wenn sie wüssten, dass sie ihrer Sprache mächtig war. Zorn stieg in ihr auf, beschleunigte ihren Herzschlag und ihren Atem. Sie könnte sie auspeitschen lassen für ihre verächtlichen Bemerkungen.
    Allerdings müsste sie dann Orrick gestehen, dass sie gelogen hatte. Zudem würde sie den Vorteil verlieren, zu erfahren, was über sie gesprochen wurde. Noch bevor sie begriff, was geschah, reagierte Gavin.
    Mit langen Schritten war er bei den beiden Männern, packte sie mit jeweils einer Hand am Kragen, hob sie über den Zaun und stellte die verdutzten Kerle auf dem Kampfplatz ab. Schnell schlug er den einen und dann den anderen mit kraftvollen Fausthieben nieder. Er beugte sich über die stöhnenden Männer und redete halblaut auf sie ein. Marguerite konnte seine Worte nicht hören, wollte es auch nicht, wusste aber, dass er von ihr sprach.
    Sie wollte nicht länger Zeuge dieser blutigen Szene sein. Fürchtete, dass der Schotte ihr falsches Spiel durchschaut hatte, wandte sich ab und entfernte sich. Erst nach einigen hastigen Schritten bemühte sie sich, ihren inneren Aufruhr zu verbergen, und setzte ihren Weg langsamer fort. Im Haus aber stürmte sie die Stufen hinauf, suchte Zuflucht in ihrem Gemach und setzte sich atemlos in den Alkoven.
    Warum verstanden diese Menschen nicht? Weshalb dachten sie schlecht von ihr? Sie war keine Hure, sondern die Geliebte des Königs. Die Gefährtin seines Herzens. Nicht irgendeine Dirne, die für Gold und Schmuck die Beine breit machte. Sie war dazu erzogen, die Partnerin eines Königs zu sein. Daran war nichts Schmachvolles.
    Marguerite trat an den Tisch, goss Wein aus dem Krug in einen Kelch und trank ihn bis zur Neige. Ihr Blick fiel auf das Bett, und Orricks Worte, bevor er letzte Nacht wütend aus dem Zimmer gestürmt war, kamen ihr ins Gedächtnis zurück.
    Zum zweiten Mal seit ihrer Ankunft in Silloth fühlte sie sich besudelt und schwor sich, so etwas kein drittes Mal geschehen zu lassen. Diese Leute hier waren Bauerntölpel und Leibeigene, die keine Ahnung hatten, wie Menschen königlichen Geblüts lebten und fühlten. Was wussten sie schon von den Sehnsüchten eines Königs nach einer Frau, die seine Träume teilte, seine Liebe und, ja, auch sein Bett. Dass dieser Pöbel mit hässlichen Worten und bösartigen Unterstellungen die Schönheit ihrer Beziehung zu Henry in den Schmutz zog,

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