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Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
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enthielt ein Gebet und eine Andachtsübung. Das erste Gebet war ihrer Namenspatronin gewidmet und mit goldenen Blattornamenten geschmückt. Überwältigt von Orricks Herzensgüte, konnte sie ihre Tränen nun nicht länger zurückhalten.
    "Aber, aber", schalt Orrick zärtlich und betupfte mit dem Ärmel seiner Tunika ihre nassen Wangen. "Pass auf, sonst verwischen deine Tränen noch die Tinte. Es wäre jammerschade um das schöne Buch." Sein gespielter Tadel weitete ihr das Herz.
    Marguerite fasste sich und stellte ihre nächste Frage, um ihrer Gefühlsseligkeit Herr zu werden. "Was ist eine Morgengabe?"
    "Ein alter Brauch, der noch aus keltischer Zeit stammt. Nach der Hochzeitsnacht überreicht der Bräutigam seiner Angetrauten ein Geschenk, mit dem er ihr seine Wertschätzung zeigt und zum Ausdruck bringt, wie glücklich sie ihn macht."
    Marguerite konnte den Wert dieses kostbaren Buches kaum schätzen. "Eine schöne Sitte, Mylord. Bist du denn glücklich?"
    "Unvorstellbar sogar", raunte Orrick an ihrem Ohr. Ungeachtet der Gegenwart des Abts hauchte er einen flüchtigen Kuss an ihre Lippen.
    "Wie zeigt die Braut ihrem Gemahl, wie selig sie mit ihm ist?", flüsterte Marguerite mit belegter Stimme.
    "Nun ja, sie könnte …"
    "Ähem." Godfreys vernehmliches Räuspern störte das turtelnde Paar. "Euch fällt gewiss etwas ein, womit Ihr Euch erkenntlich zeigen könnt, Mylady. Aber wartet damit, bis Ihr wieder in Silloth seid, wenn ich bitten darf."
    Godfrey war damit beschäftigt, das Buch wieder zu verpacken und sorgfältig zu verschnüren. Schmunzelnd hauchte Orrick noch einen Kuss auf ihre Wange, bevor er etwas von ihr abrückte.
    "Mylord, Mylady, ich bin sehr froh, dass es nun um Eure Ehe zum Besten steht. Dennoch drängt es mich, Euch einen Rat auf Eurem gemeinsamen Lebensweg mitzugeben."
    "Gerne, Hochwürden", ermunterte Marguerite ihn. Seine weisen Worte hatten ihr schon am Abend zuvor Trost und Zuversicht gegeben, ruhig blickte sie zu ihm auf.
    "Genießt die Freuden des Ehelebens, aber denkt daran, dass eine Ehe mehr bedeutet als Leidenschaft zwischen Mann und Frau. Es werden noch manch harte Zeiten und vermutlich auch Hindernisse auf Euch zukommen. Nehmt Euch vor, Euch gemeinsam darum zu bemühen, diese Schwierigkeiten zu überwinden."
    Seine Belehrungen klangen ernsthafter, als Marguerite erwartet hatte, und ein Frösteln durchlief sie, als habe ein eisiger Hauch ihren Nacken gestreift. Sie verdrängte die dunkle Vorahnung und dankte dem Priester für seine mahnenden Worte. Orrick überreichte ihr das Geschenk feierlich, und sie bedankte sich herzlich. Nachdem der Abt das Paar gesegnet hatte, traten sie in den Klosterhof, bestiegen die Pferde und begaben sich auf die Heimreise nach Silloth.

20. Kapitel
     
    "Was hältst du von meiner Entscheidung?", fragte Orrick leise.
    "Ich schlage vor, das Bußgeld zu verringern und die Arbeitsstunden heraufzusetzen, um für sein Verbrechen zu bezahlen. Der Winter naht, und es gibt viel zu tun."
    Orrick bestätigte lächelnd. Marguerite bewies in ihrem Urteil große Weitsicht, wenn es darum ging, einen Zinsbauern oder einen anderen seiner Untertanen, der sich eines Vergehens schuldig gemacht hatte, zu bestrafen. Zum zweiten Mal nahm sie an seiner Seite an einer Gerichtssitzung in der Großen Halle teil. Auch Norwyn nickte zustimmend zu ihrem klugen Vorschlag. Normalerweise übernahm der Burgvogt die Aufgabe, Unstimmigkeiten unter den Bewohnern von Silloth und der näheren Umgebung zu schlichten. Doch gelegentlich, dreibis viermal im Jahr, ließ Orrick es sich nicht nehmen, den Vorsitz persönlich zu führen und die Urteile für die Beschuldigten zu verkünden.
    "Vier Kupfermünzen und zehn zusätzliche Arbeitstage bis zur Wintersonnenwende", verkündete Orrick das Urteil mit lauter Stimme.
    "Sehr wohl, Mylord", antwortete der Angeklagte.
    Der Mann verneigte sich respektvoll und trat vor Norwyns Stuhl, um mit dem Verwalter die Zahlungsweise des Bußgeldes zu regeln. Orrick schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. Er hatte sich stundenlang die Klagen und Zwistigkeiten seiner Leute angehört und geschlichtet. Nun hatte er genug von dem kleinlichen Gezänk. Er wollte fliehen. Mit Marguerite. Norwyn erklärte die Gerichtssitzung für geschlossen, alle Anwesenden in der Halle standen auf, als Orrick seine Gemahlin die Stufen der Empore hinunterbegleitete.
    Ohne auf ihre Einwände zu achten, führte er sie den Korridor entlang, die Treppe hinauf zu seinen Gemächern. Einigen

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