Auf Befehl des Königs
Glut im Herd vermochte er ihre Gesichtszüge nur schwach zu erkennen. Er trat beiseite und lud sie mit einer Geste ein, sein Zimmer zu betreten. In aller Ruhe zündete er eine Kerze an, stellte sie auf den Tisch und wartete darauf zu hören, was sie ihm zu sagen hatte. Orrick stellte sich ans Fenster und sah sie schweigend an.
Zum ersten Mal seit Wochen sah er sie wieder mit offenem Haar. Es fiel ihr seidig über die Schultern und verbarg ihre weiblichen Rundungen. Sie trug nur einen leichten Hausmantel über dem Hemd, unter dem ihre nackten Füße hervorlugten. Seine lange unterdrückte Sehnsucht erwachte ungestüm.
Marguerite setzte zum Sprechen an, schluckte und versuchte es erneut. Vergeblich. Schließlich holte sie tief Atem, und Orrick wusste, die Stunde der Wahrheit war gekommen.
"Ich habe Angst, mich Euch anzuvertrauen, Orrick. Jedes Mal, wenn ich denke, ich hätte mich dazu entschlossen, schnürt mir ein unbestimmtes Grausen die Kehle zu und nimmt mir den Mut."
Bei ihren Worten drängte es Orrick, sie in die Arme zu schließen, andererseits wusste er, dass sie noch immer nicht davon überzeugt war, das Richtige zu tun. "Denkt Ihr, ich würde Euch wehtun?"
"Nein, nicht körperlich. Es gab viele Gelegenheiten, in denen Ihr Grund gehabt hättet, mich für das, was ich gesagt und getan habe, zu züchtigen, und Ihr habt es nicht gemacht. Nein, in dieser Hinsicht ist mir nicht bange."
Orrick setzte sich auf sein Bett, um sie mit seiner Körpergröße in der kleinen Kammer nicht einzuschüchtern. "Sagt mir bitte, wovor Ihr Angst habt."
"Ich fürchte mich davor, mich wieder zu irren und erneut zum Narren gehalten zu werden, Orrick."
"Ihr solltet mich mittlerweile gut genug kennen und wissen, dass ich Euch niemals so behandeln würde. Ich habe Euch meine Liebe gestanden. Haltet Ihr mich wirklich für einen Pharisäer?"
Er unterdrückte ein Lächeln bei ihrem Zögern und hätte beinahe eine Bemerkung darüber gemacht, dass sie trotz ihrer Angst eine Aussprache suchte.
"Nein, ich halte Euch nicht für einen Heuchler." Sie schüttelte den Kopf. "Aber ich habe schon einmal ein falsches Urteil gefällt."
"Ihr seid nur nicht mit dem richtigen Mann zusammen gewesen", widersprach er gleichmütig.
"Aber er ist der König", entgegnete sie, als wolle sie damit sein schlechtes Benehmen ihr gegenüber entschuldigen.
"Was Eure Liebe angeht, war er nur ein Mann, Marguerite." Sie nestelte an den Bändern ihres Hauskleides, wich seinem Blick aus und schwieg. "Euch bekümmert noch etwas anderes. Sagt es mir." Orrick stand auf, trat zu ihr, nahm ihre Hände und strich mit den Daumen über ihre Handflächen, um ihr die Befangenheit zu nehmen.
"Ich fürchte, Ihr werdet mich verstoßen", sagte sie leise. "Wenn Ihr erkennt, dass Ihr bei diesem Handel den Kürzeren gezogen habt, werdet Ihr mich verbannen, und dann ist mein Leben vollends zerstört. Das würde ich nicht ertragen."
"Dies wird niemals geschehen. Wenn Ihr bei mir bleibt, werde ich Euch beschützen und in Ehren halten. Dieses Gelöbnis habe ich vor Gott und dem König abgelegt, und ich schwöre es Euch hiermit abermals. Ich werde Euch niemals ächten. Ich werde Euch treu sein, bis der Tod uns scheidet."
Er würde es laut in die Welt hinausschreien, wenn sie es von ihm fordern würde. Sie nickte stumm, als nehme sie ihn beim Wort, und entzog ihm ihre Hände. Sie wandte sich ab und sprach so leise, dass er beinahe glaubte, sich verhört zu haben.
"Ich will deine Gemahlin sein, Orrick. In jeder Beziehung." Sie ließ den Mantel von den Schultern gleiten und kehrte sich ihm wieder zu.
Das Verlangen in ihm wuchs machtvoll, doch so sehr er sie begehrte, musste er sich zunächst davon überzeugen, dass sie sich der Endgültigkeit dieses bevorstehenden Schrittes wirklich bewusst war.
"Wenn du dich jetzt zu mir bekennst, Marguerite, darf nichts mehr zwischen uns sein. Wir stehen vor einem völligen Neubeginn für unsere gemeinsame Zukunft. Bist du aufrichtig bereit, diesen Schritt mit allen Konsequenzen zu tun? Ansonsten werden wir uns trennen."
"Ich habe meine Entscheidung getroffen, Orrick. Ich stehe dazu."
Diesmal zögerte sie nicht, seine ausgestreckte Hand zu ergreifen. Orrick zog sie zu sich heran. Genau wie in seinen Träumen schlang sie ihre Arme um ihn und schmiegte sich an ihn. Er spürte jede ihrer Rundungen, vernahm ihr klopfendes Herz an seiner Brust. Sanft flüsterte er ihren Namen, und sie sah zu ihm auf.
Sein Mund näherte sich dem ihren, und er
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