Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auf Befehl des Königs

Auf Befehl des Königs

Titel: Auf Befehl des Königs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T Brisbin
Vom Netzwerk:
denken."
    "Aber du hättest sie nicht behalten und alleine großziehen können."
    "Die Pflegeeltern hielten das Kind für Dominiques Tochter, und ich ließ sie in dem Glauben. Sich nicht um das Kind zu kümmern, seine Existenz zu leugnen, ist weniger verbrecherisch als meine inständigen Gebete, es möge sterben, und meine Enttäuschung darüber, dass mein abscheulicher Wunsch nicht in Erfüllung gegangen ist. Es fällt mir leichter, nicht an sie zu denken, als gezwungen zu sein, mich damit auseinander zu setzen, wie dumm, selbstsüchtig und fehlgeleitet ich war, um den falschen Versprechungen des Königs mehr Bedeutung beizumessen als dem Wohlergehen meines eigenen Kindes."
    Ein eisiger Schauer durchrieselte sie bei dem Gedanken an ihre Gefühlskälte in jenen Tagen. Als Dominique beiläufig erwähnte, Marguerite könne das Kind als das ihrer Schwester ausgeben, hatte sie bedenkenlos zugestimmt. Nichts sollte ihren Plänen im Wege stehen, zu Henry zurückzugehen, seine Liebe und ihre Machtposition wiederzugewinnen. Nicht die geringste Kleinigkeit.
    Nicht einmal das Kind, das sie zur Welt gebracht hatte.
    Die Verzweiflung über ihre späte Einsicht wirkte lähmend auf sie. Bevor sie Orrick und seine Leute kennen gelernt hatte, empfand sie keinerlei Gewissensbisse über ihre niederträchtige Selbstsucht. Erst als sie Orricks Güte, seinen Sinn für Gerechtigkeit und seine aufrichtige Liebe erfahren hatte, kam sie zur Einsicht, welche Gemeinheiten sie in der Vergangenheit begangen hatte. Wenn sie sich ihre Sünden nicht vergeben konnte, wie sollte er es tun?
    Da Orrick ihr keine weiteren Fragen stellte, stand sie auf, trat einen Schritt an ihn heran, hob den Blick in sein Gesicht, um zu ergründen, welchen Preis sie dafür bezahlen musste, dass sie ihm ihre dunkle Seele geöffnet hatte.
    "Da du nun all meine Sünden kennst, kannst du immer noch zu deiner Liebe zu mir stehen, wie du es versprochen hast?"
    Sein entsetzter Gesichtsausdruck gab ihr die Antwort.
     
    Die Reise sollte länger als eine Woche dauern. Die beschwerlichste Wegstrecke führte durch das unwegsame bewaldete Hügelland bis Abbeytown. Danach erreichte die Reisegesellschaft die alte Römerstraße, die bis Carlisle führte. Da ein Großteil der Route durch eigenes Territorium führte, hatte Orrick keinen Zweifel, dass Marguerite wohlbehalten ihr Ziel erreichte. Die Eskorte von zehn Soldaten, angeführt von vier seiner tapfersten Ritter, würde für ihre Sicherheit garantieren.
    Während der letzten beiden Tage und Nächte war Orrick rastlos in seinem Gemach auf und ab gewandert im vergeblichen Bemühen, ihr Bild aus seinen Gedanken zu bannen, wie sie vor ihm gestanden und ihm ihre Missetaten gebeichtet hatte. Er hatte sie in diesen Augenblicken gehasst, da ihm klar geworden war, dass er sie falsch eingeschätzt hatte.
    Nein, er verabscheute nicht sie, er zürnte vielmehr sich selbst, nicht der Mann zu sein, den sie brauchte. Während der Monate, in denen sie sich nach Henry gesehnt hatte, hatte er sich eingeredet, er müsse nur willensstark und ausdauernd genug sein, um abzuwarten. Orrick war damals der Meinung gewesen, wenn der König ihm Marguerite zur Frau gab, würde er sie nie wieder zu sich holen. Er war älter und hielt sich für klüger als sie, er war stolz auf die Selbstbeherrschung, mit der er ihre Launen geduldig ertragen hatte.
    Aber er hatte mit ihren Gefühlen ebenso gespielt, wie Henry es getan hatte.
    Er hatte nicht tatenlos zugesehen, wie ihre Hoffnungen zerbrachen, bis sie zur Einsicht gekommen war. Nein, er hatte ihre Bedürfnisse und Ängste ebenso für sich ausgenutzt. Orrick hatte sie manipuliert, wie der König und ihr Vater es gemacht hatten. Dann hatte er die Früchte seiner Arbeit geerntet und sich daran gefreut, als sie sich ihm hingab – mit Leib und Seele. Er hatte sie benutzt.
    Nicht anders als der König oder all die anderen in ihrem Leben es gemacht hatten. Bei all seiner vermeintlichen Güte, seiner Nachsicht und Geduld, war er nicht besser als die gewissenlosen Schurken vor ihm. Auch wenn er sich einreden konnte, er habe sich aus Liebe zu ihr so verhalten, plagte ihn sein schlechtes Gewissen.
    Statt das Geheimnis zu lüften, von dem er wusste, wie schwer es ihr auf dem Herzen lag, hatte er selbstgerecht geschwiegen und erwartet, dass sie ihm irgendwann die Wahrheit gestehen würde.
    Orrick wandte sich wieder den Pergamentrollen zu, die vor ihm auf dem Tisch lagen, und versuchte, sich auf die Zahlenreihen zu

Weitere Kostenlose Bücher