Auf Befehl des Königs
nicht Manns genug, sie zu behalten. Los, kämpfe um sie."
"Was, wenn sie nicht zu mir zurück will?" Aber Orrick begann einzusehen, dass er ein Narr war. Marguerite hatte es nicht verdient, erneut schlecht behandelt und ausgenutzt zu werden.
"Du bist ihr Ehemann. Mach schon, lauf ihr nach und bring sie heim", wiederholte Gavin unbeirrt, "und beglücke sie im Bett." Dann furchte er nachdenklich die Stirn. "Aber vielleicht solltest du ihr auch den Hintern versohlen. Egal was du tust, Hauptsache du holst sie zurück."
Orrick verkniff sich ein Lachen. Dafür war die Angelegenheit zu ernst, aber sein betrunkener Freund hatte eigentlich Recht. Er sah seinen Fehler ein, begriff, dass er alles falsch gemacht hatte. In Situationen, in denen er hätte handeln sollen, hatte er gezögert, war nachsichtig und verständnisvoll und hatte zu lange überlegt, bevor er etwas unternahm. Als Marguerite aber sein Verständnis gebraucht hätte, ließ er sich von seinem Zorn leiten. Plötzlich wurde ihm klar, dass er zwar von ihr verlangte, sich völlig zu verändern, er aber keine Veranlassung gesehen hatte, an sich selbst zu arbeiten, um der Mann zu sein, den sie benötigte.
"Diese blöden Engländer!", knurrte Gavin wieder erbittert.
"Sag mir, mein Lieber, wie vielen Ehefrauen hast du eigentlich schon Gehorsam eingebläut?"
Gavin starrte ihn fassungslos an. "Wir Schotten haben es nicht nötig, unsere Frauen zu schlagen. Ich würde niemals die Hand gegen meine Ehefrau erheben."
Orrick stand auf. Er durfte nicht zulassen, dass Marguerite dem König allein und ohne Schutz begegnete. "Kommst du diesmal mit, Gavin?"
Gavin stand sofort auf und nickte. "Reiten wir los und holen sie?"
"Falls sie bereit ist, mit mir zu kommen."
"Hast du nicht zugehört, was ich dir sagte, Mann? Du bringst sie zurück."
"Einverstanden." Es empfahl sich, dem Freund in diesem betrunkenen Zustand Recht zu geben.
"Na endlich hast du es kapiert. Ich kümmere mich um die Pferde."
23. Kapitel
In Begleitung von François und ihrer neuen Zofe begab Marguerite sich in die Gemächer, die ihr im Palast von Carlisle zugewiesen worden waren. Die Einweihungsfeier hatte sich endlos hingezogen, es war stickig und schwül in der überfüllten Kirche gewesen. Sie sehnte sich danach, sich zu erfrischen und ein wenig auszuruhen, bevor sie zum großen Festbankett zu Ehren des Königs in der Großen Halle erscheinen musste.
In den Korridoren lungerten geckenhafte Höflinge herum, in der Hoffnung, die Aufmerksamkeit des Monarchen auf sich zu ziehen, seine Günstlinge zu treffen oder einem seiner Minister ihre Anliegen vortragen zu können. Marguerite streifte die jämmerlichen Gestalten mit flüchtigen Blicken, las die Gier in ihren Augen und fragte sich, wie sie das so viele Jahre hatte ertragen können.
Während sie um eine Ecke bog, wurde ihr klar, dass alles leichter war, wenn man über Einfluss und Macht verfügte, nicht aber, wenn man verzweifelt danach strebte. Als sie hörte, wie ihr Name gerufen wurde, drehte Marguerite sich erstaunt um. Sie erkannte den Abt, wartete auf ihn und versank in einen ehrerbietigen Knicks.
"Abt Godfrey, welche Freude, ich hoffte Euch hier zu treffen", grüßte sie, erleichtert, ein bekanntes Gesicht zu sehen. "Ich habe schon während des Hochamtes Ausschau nach Euch gehalten, ohne Euch zu entdecken."
"Wir alle müssen dem Ruf des Königs folgen", entgegnete Godfrey. Ihr fiel sein suchender Blick auf. "Wo ist Lord Orrick? Ich wollte mit ihm noch vor dem Bankett sprechen." Marguerite bemerkte, wie François auf die Frage des Abts den Kopf schüttelte.
"Lord Orrick ist in Silloth geblieben. Ich folgte der Einladung des Königs ohne seine Begleitung." Kühne Worte, selbstbewusst gesprochen. Doch in ihr sah es ganz anders aus, in Wahrheit fühlte sie sich einsam und verlassen ohne Orrick an ihrer Seite.
Godfrey furchte besorgt die Stirn, murmelte etwas in sich hinein. Dann führte er sie zu einer Wandnische. Marguerite nickte François und der Zofe zu, die sich schützend vor die beiden stellten, falls sich jemand nähern sollte, der das Gespräch belauschen wollte.
"Mylady, Ihr seht mich besorgt über Eure Anwesenheit ohne Lord Orrick. Das wird gewiss … Manche Gäste … werden sicherlich …" Er wurde sichtlich verlegen und suchte nach den richtigen Worten.
"Manche der Anwesenden werden bestimmt falsche Schlüsse ziehen, da ich ohne meinen Gemahl an den Festlichkeiten teilnehme", beendete sie den Satz für ihn.
"Bei allem
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