Auf Befehl des Königs
empfangen, aber ihre Knie zitterten so sehr, dass sie fürchtete, sich nicht auf den Beinen halten zu können.
"Die Reisevorbereitungen für deine Rückkehr zum König sind also getroffen?"
"Es sollte unsere gemeinsame Reise sein, Orrick. Der Ruf erging an uns beide."
"Der Gedanke widerstrebt mir, dich in sein Bett zu begleiten", entgegnete er schneidend. "Den Monarchen mag das zwar amüsieren, aber ich denke nicht daran, ihm als Hahnrei seine Hure zuzuführen."
"Ich gehe nicht zu ihm zurück, Orrick. Warum willst du mir nicht glauben?" Marguerite schüttelte traurig den Kopf.
"Der König schrieb, dass er angesichts meiner Geringschätzung seines Geschenks an mich, die deine Briefe an ihn beweisen, gerne bereit ist, dich zurückzunehmen."
Orrick schleuderte ihr ein Bündel entgegen, das sich entfaltete und vor ihren Füßen zu Boden flatterte. Ihre Zeilen. Im Schein des Mondlichts erkannte sie die Schreiben, welche sie an Henry gerichtet hatte, in der Hoffnung, er würde sie holen. In ihrer Verzweiflung hatte sie ihm viele Lügen und Übertreibungen geschrieben. Bevor sie die Wahrheit gefunden, noch ehe sie ihre Liebe zu Orrick entdeckt hatte.
"Ich war damals hoffnungslos verzweifelt. Das weißt du."
"So verzagt, dass du mit mir geschlafen hast, um mich zu beschwichtigen. So wie du mit dem König jetzt wieder das Bett teilen wirst, wie du selbst zugegeben hast. Du hast nicht aufgehört, mich zu hintergehen und zu betrügen."
Lady Constance hatte ihm offenbar wortgetreu alles hinterbracht, was sie ihr gestanden hatte.
"Ich habe nicht den Wunsch, mich ihm hinzugeben, Orrick. Aber wenn ich dich damit retten kann und alles, was dir am Herzen liegt, dann tue ich es."
"Selbst im Wissen, dass du damit alles zerstörst, was zwischen uns war?"
Marguerite nickte, hoffte aber inständig, dass es nicht so weit kommen würde. Sie glaubte an die Barmherzigkeit des Monarchen appellieren zu können, um diesen hohen Preis nicht zahlen zu müssen. Aber sie liebte Orrick so sehr, dass sie bereit war, alles aufs Spiel zu setzen, um Schaden von ihm abzuwenden. "Begleite mich auf diese Reise, Orrick. Zwinge mich nicht zu vergessen, wer ich jetzt bin, und wieder die zu werden, die ich einmal war."
"Welch edle Geste der Opferbereitschaft." Orrick spuckte die Worte verächtlich aus, ohne sie anzusehen. "Ich nehme nicht an, dass es dir so furchtbar schwer fällt, wieder in den Genuss königlicher Aufmerksamkeiten zu kommen und deine Position erneut einzunehmen, auf die du so intensiv vorbereitet worden bist." Nun heftete er seinen kalten Blick auf sie und beendete seine Rede mit einer Stimme, die vor Verachtung troff. "Du machst doch nur zu gerne die Beine für ihn breit. Oder hat der König dich etwa auch im Stehen, gegen eine Tür gelehnt, genommen, wie dein barbarischer Ehemann es getan hat?"
Marguerite war entsetzt. Wie konnte er nur das, was zwischen ihnen gewesen war, so in den Schmutz ziehen! Diesen Hass, diese Verachtung hatte sie nicht von ihm erwartet. In solch einer Verfassung hatte sie Orrick noch nie erlebt, diese Seite an ihm war ihr erschreckend fremd; er war keiner Vernunft zugänglich.
"Vor ein paar Monaten hätte ich diesen Wunsch vielleicht noch gehabt, Orrick. Aber das war, als ich die Wahrheit über Henry noch nicht erfahren hatte. Bevor ich wusste, dass ich dich liebe."
"Ich habe doch mit eigenen Augen gesehen, wie sehr du dich über die Einladung des Königs gefreut hast", hielt er ihr vorwurfsvoll entgegen. "Deine Genugtuung, dein Glück, weil er dich wiederhaben will."
"Ich gestehe, dass ich mich geschmeichelt fühlte."
"Pah! Endlich sagst du die Wahrheit. Er braucht nur den kleinen Finger auszustrecken, dir irgendeinen Tand zu schenken, und du läufst mit offenen Armen zu ihm." Orrick trat mit geballten Fäusten näher. "Du verkaufst dich sehr billig, Mylady."
Marguerite sprang auf und ging ihm entgegen.
"Ich gestehe freimütig, dass seine Einladung mich einen kurzen Moment mit Triumph erfüllte. Doch das ging sehr schnell vorüber."
Kopfschüttelnd entfernte Orrick sich, als könne er ihre Nähe nicht ertragen. Diese Zurückweisung hatte sie befürchtet, als sie in jener Nacht in Abbeytown zu ihm gegangen war. Schon damals hatte sie Angst gehabt, er würde sich von ihr abwenden, wenn er all ihre Fehler und Sünden erfuhr. Als habe sie das alles vorhergesehen, trafen ihre Befürchtungen nun ein.
"Mein halbes Leben war es mein Bestreben, die Aufmerksamkeit des Königs zu gewinnen und zu behalten.
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