Auf Bewährung
mal gefragt und Glück gehabt. Der Mann hier hatte Freitagabend auch Diane Tolliver bedient.
»Sie war nicht allein, oder?«, erkundigte sich Mace.
»Nein, so ein Typ war bei ihr. Es ist eine verdammte Schande, was mit ihr passiert ist.«
»Können Sie den Kerl beschreiben?«, fragte Roy.
Der Kellner drehte sich zu ihm um. »Glauben Sie etwa, er hatte etwas mit ihrem Tod zu tun?«
»Ausschließen kann man zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nichts.«
»Sind Sie Cops?«
»Privatermittler«, antwortete Mace. »Ihre Familie hat uns angeheuert. Waren die Cops schon hier?«
Der Mann nickte. »Jep.«
»Sie wollten den Mann gerade beschreiben«, hakte Mace nach.
»Ein Weißer. Um die fünfzig, dunkles Haar mit grauen Strähnen, kurz geschnitten, dünner werdend. Nicht so groß wie Sie.« Er deutete auf Roy. »Ungefähr fünf Fuß zehn groß. Trug einen Anzug.«
»Brille? Bart?«
»Nein.«
Mace zeigte ihm das Foto von Watkins’ Führerschein.
Der Kellner schüttelte den Kopf. »Der war es nicht.«
»Haben Sie vielleicht den Namen mitbekommen?«, fragte sie.
»Nein. Miss Tolliver hat die Rechnung bezahlt.«
»Und haben Sie ihn hier schon mal gesehen?«
»Nee.«
»Und wie war ihr Appetit?«
»Ziemlich gut. Miss Tolliver hatte ein Filet mignon und Kartoffelpüree mit Gemüsebeilage. Kaffee, aber kein Dessert. Der Mann hatte einen Lachs mit Salat sowie Muscheln als Vorspeise.«
»Wein? Cocktails?«
»Sie hatte ein Glas Hauswein, einen Merlot. Er hatte zwei Gläser Chardonnay.«
»Sie haben ein gutes Gedächtnis.«
»Nicht wirklich. Als die Polizei kam, habe ich noch einmal auf die Rechnung geschaut.«
»Erinnern Sie sich noch daran, wann Diane Tolliver und dieser Mann gekommen und wieder gegangen sind?«, fragte Roy.
»Sie sind ungefähr um halb acht gekommen und mehr als zwei Stunden später wieder gegangen. Ich erinnere mich so genau daran, weil ich in dem Augenblick auf die Uhr geschaut habe. Mein Cousin wollte nämlich ungefähr um diese Zeit kommen und einen Drink an der Bar nehmen.«
»Und sind Sie auch so sicher, was den Zeitpunkt betrifft, an dem sie wieder gegangen sind?«
»Es war zwar Freitagabend, aber wir haben nur fünfzehn Tische, und es war ziemlich ruhig. Tatsächlich waren an jenem Abend nur zwei weitere Tische besetzt, sodass ich mir das gemerkt habe. Außerdem druckt der Computer Datum und Uhrzeit auf die Rechnung. Und sie sind sofort gegangen, nachdem sie bezahlt haben.«
»Hat einer von beiden vielleicht nervös gewirkt oder verhielt sich sonst irgendwie auffällig?«, fragte Mace.
»Nun, sie sind nicht zusammen gekommen. Sie war zuerst hier. Sie saßen an dem Tisch da drüben.« Er deutete auf eine kleine Nische. »Wegen der Wand da ist man ziemlich ungestört.«
»Sind sie denn zusammen wieder gegangen?«, fragte Roy.
»Nein. Sie ging zuerst, dann er. Und der Mann hat die ganze Zeit über nach unten geschaut, als wollte er nicht, dass jemand ihn erkennt.«
Roy und Mace stellten dem Kellner noch ein paar Fragen, und Roy gab dem Mann seine Visitenkarte für den Fall, dass ihm noch etwas einfallen sollte. Als sie hinausgingen, zog Mace den Bericht des Gerichtsmediziners aus der Tasche und blätterte ihn durch.
»Was?«, fragte Roy.
»Ich weiß nicht ... nichts, nehme ich an ...«
»Dann hat sie also nicht mit Watkins gegessen. Das heißt, es gibt noch einen anderen Mann da draußen.«
»Scheint so«, sagte Mace. »Und sie wollten offenbar nicht, dass man sie zusammen sieht. Abgelegenes Lokal, Tisch in der Ecke, getrennt gekommen und getrennt gegangen.«
»Wir haben meinen Wagen in der Tiefgarage gelassen. Was jetzt? Wir können ja nicht zu Fuß nach Alexandria.«
»Wir können mit dem Taxi zu Altman fahren und mein Bike holen.«
»Glaubst du, wer auch immer uns auf den Fersen ist, weiß, dass du bei Altman wohnst?«
»Möglich.«
»Aber was, wenn sie sich Altman schnappen? Du weißt schon, um Druck auf dich auszuüben.«
»Herbert hat mir erzählt, dass drei Sicherheitsmänner auf dem Grundstück leben. Ich nehme an, nach seinem Zusammenstoß mit der HF-12-Gang ist Abe zu dem Schluss gekommen, dass es gar nicht mal so schlecht wäre, ein paar muskulöse Kerle um sich zu haben. Einer ist ein ehemaliger Navy-SEAL; ein anderer war Scharfschütze im Geiselrettungsteam des FBI, und der dritte ist ein ehemaliger Secret-Service-Mann, der fünf Jahre im Irak gedient hat.«
»Verdammt. Die Kerle sind mir gar nicht aufgefallen, als ich da war.«
»Genau das ist ja der Punkt,
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