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Auf Bewährung

Auf Bewährung

Titel: Auf Bewährung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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gelernt: Lies es einmal durch, um dir ein allgemeines Bild zu verschaffen, und dann noch einmal, um dir all die kleinen, grausigen Einzelheiten anzusehen. Und dann lies es noch ein letztes Mal, mindestens eine Stunde nach dem ersten Mal, aber nicht in der korrekten Reihenfolge, um es aus einem neuen Blickwinkel zu betrachten.
    Beth konzentrierte sich wieder. Sie hatten sowohl den Rechner in Diane Tollivers Büro als auch den in ihrem Zuhause durchsucht, doch nichts Überraschendes zutage gefördert. Auf dem Arbeitsrechner hatten sich Massen von juristischen Dokumenten, Analysen und Geschäftskorrespondenz zu Dutzenden von komplizierten Deals befunden. Auch eine Durchsuchung des Stadthauses der Frau in Old Town Alexandria hatte keinerlei Spuren oder Hinweise erbracht. Jetzt konnten sie ihre Suche ausweiten. Morde geschahen fast nie zufällig. Familie, Freunde, Bekannte, Rivalen, ehemalige Liebhaber: Aus diesen Reihen rekrutierten sich die Mörder für gewöhnlich.
    Beth schaute sich das einzig Interessante an, das sie auf Diane Tollivers Bürocomputer gefunden hatten: die E-Mail, die sie Freitagabend an Roy Kingman geschickt hatte. Die Nachricht war kryptisch, und Beth hatte gehofft, dass Kingman sie würde erklären können, doch als ihre Detectives ihn angerufen und danach gefragt hatten, hatte er behauptet, keine Ahnung zu haben.
    Anhand der Sicherheitsprotokolle der Tiefgarage hatten sie überdies festgestellt, dass Diane Tolliver die Kanzlei Freitagabend um zwei Minuten nach sieben verlassen hatte; doch kurz vor zehn war sie noch einmal zurückgekommen und um zwanzig vor elf wieder gefahren. Die Putzkolonne war um halb acht gekommen und gegen halb zehn gegangen. Sie hatten nichts Ungewöhnliches bemerkt.
    Was machten Leute in ein paar Stunden am Freitagabend? Sie aßen zu Abend. Die Tatsache, dass Diane Tolliver gefahren war, verriet, dass der Ort zu Fuß nicht zu erreichen war. Gegenwärtig gingen die Detectives die Kreditkartenabrechnungen der Frau durch, um zu sehen, in welchem Restaurant sie gewesen war. Das würde zwar nur funktionieren, wenn sie auch die Rechnung bezahlt hatte, aber zumindest musste man dieser Spur nachgehen.
    Wir müssen genau hinschauen, und zwar auf A –.
    Das war die Nachricht, die sie an Kingman geschickt hatte und von der er behauptete, sie nicht zu verstehen. War das die ganze Nachricht, oder hatte irgendwer sie gekürzt? Womöglich war sie beim Schreiben auch unterbrochen worden. Aber falls ja, von wem? Und das um diese Zeit? Aber Montagmorgen hatte sie noch gelebt. Beth runzelte die Stirn, als sie daran dachte, dass ihre Schwester mit Kingman um die Häuser zog. Könnte Kingman einen Hirnstamm durchtrennen? Ja, das könnte er vermutlich.
    Diane Tolliver hatte auch noch weitere Nachrichten am Wochenende verschickt, alle von daheim: Routinenachrichten an ihre Freunde und zwei Bestellungen bei Onlinehändlern. Ihr BMW 735 stand an seinem Stammplatz in der Tiefgarage, und laut der Aufzeichnungen des Kartenlesegeräts war sie um Punkt sechs Uhr morgens hereingefahren. Ihr Wagen war selbstverständlich ebenfalls untersucht worden, ohne Ergebnis.
    Tollivers Handtasche hatte man hingegen nicht gefunden; also konnte man auch einen Raubüberfall nicht ausschließen. Aber sie war vergewaltigt worden, und das könnte das Hauptmotiv sein. Und dann hatte der Täter sie umgebracht, um seine Tat zu verdecken. In die Kanzlei war jedoch niemand am Wochenende gegangen, einschließlich Diane Tollivers.
    Nach dem zu urteilen, was Beth inzwischen erfahren hatte, kam Tolliver üblicherweise so gegen neun. Warum also war sie dann am Montag so viel früher gekommen? Die Detectives verhörten jeden Mitarbeiter der Anwaltskanzlei, um festzustellen, wo die jeweiligen Personen am Montagmorgen gewesen waren. Beth hoffte jedoch dank des Spermas vor allem auf einen Treffer in der Gendatenbank.
    Sie konnten niemanden finden, der am Wochenende mit Diane Tolliver gesprochen hatte. Ein Nachbar hatte berichtet, er habe sie Sonntagmorgen so gegen neun in aller Eile wegfahren sehen, jedoch nicht mit ihr gesprochen. Diane Tolliver hatte in einem eigenen Haus mit eigener Garage gelebt. Sie hatte kommen und gehen können, ohne mit irgendjemandem zu interagieren, und das hatte sie offenbar auch an dem Wochenende vor ihrem Tod so gehalten.
    Schmutziges Geschirr in der Spüle und Müll deuteten darauf hin, dass sie am Wochenende auch zu Hause gegessen hatte. Ein Putzdienst kam dreimal die Woche, doch nicht am Wochenende.

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