Auf Bewährung
ist?«
»Nein, sollte ich?«
»Sie werden gleich zu uns kommen und dich darüber informieren, dass es hier um die nationale Sicherheit geht und dass die Polizei nicht Teil der Ermittlungen sein wird.«
»Was hat denn der Mord an einem Staatsanwalt mit der nationalen Sicherheit zu tun?«
»Nun ja, das werden wir wohl nie herausfinden.«
» Wir? Uns können die ja den Teppich unter den Füßen wegziehen, aber du bist das FBI.«
»Unter normalen Umständen hättest du auch recht damit.«
Beth hob die Augenbrauen. »Was ist denn so ungewöhnlich an diesem Fall?«
»Ich kann dir nur sagen, dass die Anweisung direkt aus der Pennsylvania Avenue kommt.«
»Aus dem Weißen Haus?«
»Und frag gar nicht erst, wer das ist. Sie werden es dir ohnehin nicht sagen.«
Beth schaute ihn verwirrt an. »CIA? Langley hat hier gar nichts zu sagen. Himmel, die dürfen im Inneren doch gar nicht tätig werden.«
»Vielleicht ist das ja nicht die CIA.«
»Steve, weißt du wirklich nicht, von welcher Behörde sie sind?«
»Nein.«
»Wie zum Teufel kommen die dann an einen abgesperrten Tatort?«
Lanier lächelte düster. »Sie haben uns ihre Führerscheine gezeigt.«
»Willst du mich verarschen?«, knurrte Beth. »Ihre Führerscheine?«
»Der Direktor des FBI hat mich persönlich darüber informiert, dass sie hier sein werden, wie sie heißen und dass ich ihnen uneingeschränkten Zugang zum Tatort gewähren soll, da sie die Ermittlungen übernehmen werden. Deshalb mussten sie mir auch keine Dienstmarke oder so was zeigen.«
»Das ist unglaublich.«
»Ja, das ist es«, seufzte Steve.
»Chief Perry?«, sagte ein Mann Mitte vierzig, offenbar der Anführer der kleinen Gruppe Unbekannter.
»Ja?«, erwiderte Beth in strengem Ton.
»Ich nehme an, der stellvertretende Direktor hat Sie bereits über bestimmte ... Dinge informiert.«
»Sie meinen, dass Sie mir allein aufgrund Ihres Rechts, ein Kraftfahrzeug zu führen, meine Zuständigkeit absprechen? Ja, das hat er erwähnt; aber vielleicht können Sie mir ja noch ein paar Einzelheiten erklären. Wie zum Beispiel, wie Sie heißen und für welche Behörde Sie arbeiten.«
»Das wird nicht passieren«, erwiderte der Mann in höflichem Ton. »Der Bürgermeister wird Ihnen möglichst zeitnah eine Nachricht schicken, und zwar ...«
Beths BlackBerry summte.
»... und zwar genau jetzt«, sagte der Mann und lächelte.
Beth las die Nachricht. Der Bürgermeister war höflich und diplomatisch, aber auch sehr deutlich: Ziehen Sie sich zurück. Sofort!
»Kann ich mit Kopien der Berichte rechnen?«, fragte Beth.
»Nein.«
»Kann ich die Leiche sehen?«
»Das muss ich ebenfalls ablehnen«, antwortete der Kerl.
»Werden Sie mir denn Bescheid geben, wenn Sie den Killer haben?«
»Wir erwarten, dass Sie und Ihre Leute in den nächsten zwei Minuten verschwunden sind.«
Die Männer drehten sich um und gingen wieder.
Beth schaute zu Lanier. »Hasst du Sie genauso sehr wie ich, Steve?«
»Ich hasse sie sogar noch mehr«, antwortete Lanier. »Vertrau mir.«
»Würdest du mir denn zumindest ihre Namen geben? Ich nehme an, sie standen auf den Führerscheinen.«
»Tut mir leid, Beth. Ich habe auch meine Befehle.«
Beth stapfte zu ihrem Wagen zurück. Wenigstens würde sie heute Abend doch noch mit ihrer Schwester essen.
Kapitel 27
A ls es klopfte, hob Roy den Blick. »Ja?«
Die Tür öffnete sich, und ein junger Mann in Cordhose, gestreiftem Hemd und einer billigen Paisley-Krawatte schob einen Postwagen herein. Das war zwar ziemlich altmodisch, doch selbst im digitalen Zeitalter benötigten Anwälte bisweilen Materialien, die auf echtem Papier geschrieben standen.
»Sonderlieferung«, verkündete der junge Mann.
»Leg es einfach auf den Tisch, Dave.«
Dave nahm ein Buch vom Wagen und trat an den Tisch. »Schon unheimlich.«
»Was ist unheimlich?«
»Das mit Miss Tolliver.«
Roy zuckte mit den Schultern. »Ich bezweifle, dass der Mörder wieder zurückkommen wird.«
»Das habe ich nicht gemeint.«
Dave legte das Buch auf den Tisch.
Roy lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Okay. Spann mich nicht auf die Folter.«
Dave tippte auf das Buch. »Das hat Miss Tolliver an Sie geschickt.«
Roy schnappte sich das Buch. »Wann hat sie es in den Postraum gelegt?«
»Ich weiß nicht.«
»Warum weißt du das nicht? Ich dachte, da gibt es Vorschriften.«
»Normalerweise werden wir angerufen und holen das Paket ab. Dann liegt das ausgefüllte Formular schon da, und wir leiten das Buch
Weitere Kostenlose Bücher