Auf Bewährung
stießen die beiden Schwestern an, und Beth sagte: »Mögen die Perry-Schwestern noch ewig gemeinsam rumhängen.«
Mace’ gute Laune kehrte wieder zurück. »Also darauf trinke ich«, sagte sie.
Beth schaute ihre Schwester über das Glas hinweg an. »Dein Freund Kingman hat also in einem Buch, das die Tolliver ihm geschickt hat, einen Schlüssel gefunden.«
Mace kaute auf einem Stück Olivenbrot und bemühte sich um einen überraschten Gesichtsausdruck. »Wirklich? Einen Schlüssel wofür?«
»Das wissen wir nicht.«
»Fingerabdrücke?«
»Ja.«
»Tollivers?«
»Ja. Woher weißt du das?«
»Ich habe mir gedacht, wenn sie ihn geschickt hat, dann muss sie ihn auch angefasst haben.«
»Warum bist du heute zu diesem Ekelpaket Binder gefahren?«
Mace trank einen tiefen Schluck Wein und stellte ihr Glas dann ab. »Lässt du mich beschatten, Beth?«
»Ich würde das nicht ›beschatten‹ nennen, nein.«
»Und wie würdest du das nennen, verdammt?«
»Ich will dich nur nicht aus dem Blick verlieren.«
» Aus dem Blick verlieren? Nennt man das jetzt so?«
»Beth!«
Die beiden Schwestern drehten sich gleichzeitig um. Der Bürgermeister stand da, sein Gefolge im Schlepptau. Er war jung und gutaussehend, und der allgemeinen Meinung zufolge hatte er bis dato einen guten Job gemacht. Doch er war ein raffinierter Politiker, was hieß, dass die Person, um die er sich am meisten sorgte, ihn jeden Morgen im Spiegel anstarrte.
»Hallo, Herr Bürgermeister. Erinnern Sie sich an meine Schwester?«
Sie schüttelten sich die Hände. Der Bürgermeister beugte sich vor und sagte mit leiser Stimme zu Mace: »Schön, Sie zu sehen. Lassen Sie es mich wissen, wenn ich Ihnen helfen kann. Passen Sie auf sich auf. Und halten Sie sich von Ärger fern.«
Das kam so flüssig und klang so aalglatt, dass Mace vermutete, der Mann wusste noch nicht einmal, was er da gesagt hatte.
Er richtete sich wieder auf. »Sie haben wohl einen Frauenabend, hm?«
»Ja, das könnte man wohl so nennen«, erwiderte Beth.
»Wunderbar. Wie kommen Sie im Fall Tolliver voran?«
»Hat man Sie angerufen?«
»Ich werde ständig angerufen. Inzwischen weiß ich nur, welchen Anrufen ich meine Aufmerksamkeit schenken muss und welchen nicht.«
»Und was waren das für Anrufe?«
»Halten Sie mich einfach auf dem Laufenden.«
»Wir machen Fortschritte«, erklärte Beth. »Sobald ich mehr weiß, werden Sie es erfahren.«
»Gut, gut.«
»Und was diesen anderen Fall betrifft ...«, sagte Beth.
»Ach so. Ja. Tut mir leid. Das kam von einer anderen Gehaltsklasse.« Er drehte sich um und war genauso schnell wieder verschwunden, wie er gekommen war. Sein Stab schlurfte ihm hinterher, jeder mit einem Handy am Ohr, um mit zweifellos enorm wichtigen Leuten zu quatschen.
»Der Kerl wird den Rest seines Lebens im Amt bleiben«, bemerkte Mace.
»Jedenfalls wird er noch auf seinem Stuhl sitzen, nachdem ich schon längst verschwunden bin«, erwiderte Beth.
»So ... sprechen wir noch einmal über dieses ›nicht aus den Augen verlieren‹.«
Beth rollte spielerisch mit den Augen. »Ich dachte, wir wollten heute feiern.«
»Gut, aber dafür brauche ich noch ein Glas Wein. Um zu feiern, dass man mich nicht aus den Augen verliert.«
»Nein, eins reicht. Und selbst dann brauchst du noch jede Menge zu essen und frische Luft, bevor du dich wieder aufs Bike setzt.«
»Und da dachte ich immer, Mom wohnt weit weg in Middleburg.«
»Mace, bitte!«
»Ich werde dich nicht weiter in Verlegenheit bringen.«
»Das habe ich nicht gemeint. Wenn du betrunken fährst, ist es mit deiner Bewährung vorbei.«
»Dann lass uns bestellen, bevor ich völlig besoffen bin und du am Tisch noch einen Alkoholtest machen musst.«
Das Essen war hervorragend, der Service aufmerksam, und die Leute, die kamen, um den Chief zu begrüßen, waren größtenteils höflich ... jedenfalls wenn sie sich nicht gerade über irgendetwas beschweren wollten.
»Du scheinst ja ziemlich beliebt zu sein«, bemerkte Mace. »Stell dir nur einmal vor, was los wäre, wenn du die Uniform tragen würdest.«
»Vielleicht bin ich ja zu beliebt.«
»Was?«
»Schau nicht hin, aber da kommt deine Lieblingsstaatsanwältin.«
»Verdammte Kacke! Und ich habe erst ein Glas Wein getrunken.«
Die beiden Schwestern drehten sich um und sahen Mona Danforth auf sich zukommen.
Kapitel 33
D ie Frau trug ein Kleid, das aussah, als kostete es mehr als Mace’ Ducati. Make-up und Frisur waren perfekt und der Schmuck
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