Auf Bewährung
besucht, um ihnen mein Beileid auszusprechen und nachzusehen, ob sie etwas brauchen. Ich nehme an, das haben Sie auch getan, wo Sie doch so eine wunderbare, mitfühlende Vorgesetzte sind.«
Mit etwas im Gesicht, das man nur als Zähnefletschen bezeichnen konnte, stapfte Mona davon.
Mace beugte sich über den Tisch und küsste ihre Schwester auf die Stirn. »Ich verneige mich vor deiner Fähigkeit, schlichte Worte in Maschinengewehrfeuer verwandeln zu können.«
»Nur hat mir das nichts eingebracht«, sagte Beth.
»Aber es war schön anzusehen. Was ist das übrigens von wegen einem toten Staatsanwalt?«
Beth klärte sie über den Mord an Meldon auf.
»Dann weißt du also nur, dass man die Leiche in einem Müllcontainer gefunden hat, ja?«
»Das und noch ein klein wenig mehr. Wie gesagt, ich habe mit seiner Frau gesprochen. Er hat letzten Samstagabend lang gearbeitet. Sie war überrascht, als er Montagmorgen noch immer nicht zu Hause war, aber nicht sonderlich besorgt, da er manchmal im Büro geschlafen hat. Als sie im Laufe des Vormittags dann noch immer nichts von ihm gehört hatte, hat sie die Polizei angerufen. Schließlich wurde dann heute Nachmittag seine Leiche gefunden.«
»Und die CIA hat damit zu tun?«
»Das steht noch nicht fest. Man hat mir nur gesagt, dass die Anweisung, mich rauszuhalten, aus dem Weißen Haus gekommen sei.«
»Aus dem Weißen Haus? Das hast du Cruella de Vil aber nicht gesagt.«
Beth lächelte. »Nö.« Sie leerte ihr zweites Glas Wein. »Möchtest du noch eine Runde?«
»Und eine Verhaftung wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss riskieren, damit sie mich wieder in den Knast stecken können?«, erwiderte Mace in gespieltem Entsetzen.
»Du kannst mit mir fahren«, erwiderte Beth. »Ich werde sie dein Bike aufladen und zum Haus bringen lassen.«
»Macht es dir etwas aus, wenn ich dieses Angebot ein andermal annehme?«
»Hast du noch was vor?«
»Vielleicht.«
»Und hat das etwas mit Roy Kingman zu tun?«
»Ist das ein Problem?«
»Du kennst meine Meinung dazu.«
»Ich weiß.« Mace stand auf. »Ich habe schon bezahlt, als ich zur Toilette gegangen bin.«
»Das musstest du nicht, Mace.« Beth hielt kurz inne und fügte dann hinzu: »Aber das war süß von dir.«
»Hey, wir müssen das öfter machen. Aber vielleicht könnten wir uns das nächste Mal ja auf ein Fastfoodrestaurant einigen. Das tut meiner Börse nicht ganz so weh. Die Preise sind in den letzten zwei Jahren echt gestiegen.«
Mace wandte sich zum Gehen, doch Beth streckte die Hand aus, packte ihre Schwester mit eisernem Griff und zog sie wieder auf den Stuhl. Mit leiser, scharfer Stimme sagte sie: »Wenn du das nächste Mal Beweismittel von einem Tatort entfernst, dann werde ich dir persönlich die Knarre über den Schädel ziehen, bevor ich dich wegen Behinderung der Justiz verhafte. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?« Sie meinte das todernst. Jetzt sprach Chief Elizabeth Perry, nicht die süße Schwester Beth.
Mace starrte sie offenen Mundes an. Sie wusste einfach nicht, was sie darauf erwidern sollte.
»Meine Techniker haben winzige Rückstände von fluoreszierender Farbe auf dem Schlüssel gefunden. Und wie ich gehört habe, gibt’s beim alten Binder diese Woche Rabatt auf Fingerabdruck-Kits. Ich glaube, ich werde ihm morgen mal einen Besuch abstatten und seinen Laden schließen.«
»Beth ...«
»Du hast die Grenze überschritten, und das, nachdem ich dir das ausdrücklich verboten habe. Ich habe dir gesagt, du sollst das mir überlassen. Aber vielleicht glaubst du ja, ich sei nicht gut genug dafür.«
»Das war nicht der Grund.«
Beth drückte den Arm ihrer Schwester. »Wenn du wegen Behinderung der Justiz verhaftet wirst, dann wanderst du wesentlich länger in den Knast als nur für zwei Jahre. Und dann wirst du nie wieder als Cop arbeiten können. Willst du das?«
»Nein, natürlich nicht. Aber ...«
»Dann hör auf, so einen Mist zu bauen!« Beth lehnte sich wieder zurück und ließ Mace’ Arm los. »Und jetzt mach, dass du rauskommst.« Kaum war Mace aufgestanden, da fügte Beth hinzu: »Und grüß Kingman recht schön von mir.«
Mace rannte förmlich zur Tür hinaus.
Kapitel 34
D rinks in der Dachlounge des Hotel Washington«, sagte Mace, während sie und Roy eine der schönsten Aussichten von D. C. genossen.
»Genau genommen heißt es jetzt W-Washington«, erwiderte er, befreite drei Oliven von einem Zahnstocher, ließ eine davon in seinen Mund fallen und kaute langsam darauf
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