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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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der eine lange Leitung, aber er war kurz davor, mich zu daten, ich spürte es. Nur nicht locker lassen und sukzessive die Schlinge enger ziehen. ›Charline ist heute Abend mit deinem Kollegen Aaron verabredet‹, fuhr ich fort. ›Jetzt, jetzt!‹, drängelte ich mit Blicken. Troy holte Luft für den Satz, den ich hören wollte. Ich formte meine Lippen zu dem bevorstehenden ›Ja‹, da tönte es plötzlich von hinten: ›Was ist Aaron eigentlich für ein Typ? Ist er nett?‹ Ich hätte dich erschlagen können.« Charline lacht. »Geschieht dir recht. Ich bin auch mal wieder dran. Was hat er geantwortet?«
    »Na ja, viel wusste er nicht zu berichten. Aaron arbeitete an der Front und er im Innendienst. Er meinte, Aaron sei erfolgreich und sehr beliebt, besonders bei den Damen. Dabei guckte er in den Rückspiegel und grinste dich an.«
    »Bin ich schon wieder rot angelaufen?«
    »Das wäre untertrieben. Dein Kopf produzierte in diesem Moment mehr Hitze, als ein offenes Feuer auf dem Rücksitz es getan hätte.«
    »Oh nein.«
    »Doch. Rache ist süß, und du weißt, ich steh auf Zucker. Apropos süß. Wir hielten vor unserem Hotel, dem Heavens Door in der Victoria Street. Es stach mit seinem himmelblauen Anstrich aus einer dicht gedrängten Häuserreihe heraus. Der Baldachin vor dem Eingang war mit Wolken und einer golden schimmernden Inschrift bedruckt.
    Es sah wirklich aus wie die Tür zum Himmel. Wir quiekten und klatschten vor Begeisterung. Troy machte mit, wenn auch aus einem anderen Grund. Ich tastete an mir herunter und suchte meine Jackentasche. Sie war weg. Wohin? Die Jacke hatte sich beim Einsteigen so verdreht, dass die Tasche nun ziemlich genau unter meinem Hintern lag. Ich saß auf dem White Tower. Wer kann das schon von sich behaupten. Bist du zufrieden?«
    »Ja.« Charline reißt die Arme hoch. Ich bin’s ihr schuldig.
    »Vor lauter Troy, Troy, Troy, hatte ich es nicht bemerkt. Ich überlegte, ihm die Schokolade trotzdem zu schenken. Schließlich war mein Dankeschön für ihn jetzt mit einer ganz persönlichen Note versehen. Der Towerbrei würde ihn in alle Ewigkeit an mich erinnern. Hoffentlich hatte die Tüte dem Druck standgehalten. Allein die Vorstellung, ihm meine guten Absichten zu präsentieren, fand ich äußerst amüsant. Ich schnallte mich ab und drehte meine Jacke zurecht. Du bist ausgestiegen. Bevor ich den Zustand meines Geschenks überprüfen konnte, legte mir Troy seine Hand aufs Knie. Ich erstarrte. Ich fühlte mich wie ein Lukas, dem einer den ultimativen Hammerschlag verpasst hatte: ›Ding, Dong‹, dröhnte es unter meiner Kopfhaut. ›Möchtest du heute Abend mit mir ausgehen?‹ Der Satz klang aus weiter Ferne an mein Ohr. Mir blieb die Spucke weg. ›A‹, entgegnete ich trockenen Mundes. Das J klebte mir am Gaumen. Wie peinlich. Troy verstand mich. Er freute sich und hauchte mir einen Kuss auf die Wange. Vor Schreck schlug ich meine Knie zusammen – der Schenkelschlussreflex, ich konnte nichts dafür. Troys hochgerissene Augenbrauen wiesen mich darauf hin, dass ich dabei war, seine Hand zu zerquetschen. Ich ließ locker, so gut es ging. Er schüttelte seine Finger aus und summte Amazing Grace . Kurz vor dem Refrain hast du ans Seitenfenster geklopft.
    Wir luden die Koffer aus. Troy verabschiedete sich mit einem Kavalierstart bis zum Abend, acht Uhr.

Sexbomb
    Es war jetzt 16.30 Uhr. Viel Zeit blieb uns nicht mehr, unsere welken alten Leiber herzurichten.«
    »Welke alte Leiber, ich glaube, du spinnst.«
    »Mal ehrlich, wir federn schon ziemlich gut nach.«
    »Du vielleicht, ich nicht.«
    »Na gut, dann eben nur ich. Trotzdem dauert es immer eine Weile, bis wir zwei fertig sind. Wenn du die Zeiten mal mit früher vergleichst, ist das ein gravierender Unterschied.«
    »Aber nur, weil wir anspruchsvoller geworden sind.«
    »Wenn du es so nennen willst. Für mich hat sich der Aufwand von einer kleinen Auffrischung zur kompletten Restauration gewandelt. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Ich hatte übrigens Hunger, Bärenhunger. Das einzig Essbare in Reichweite steckte in meiner Jackentasche. Ich kramte die Tüte mit dem ehemaligen White Tower hervor. Was ich da sah, war sogar mir zu unappetitlich. Ich musste wohl oder übel bis heute Abend warten. Mein Magen knurrte verstimmt. Wir betraten den blauen Teppich unter dem Baldachin. Am Eingang begrüßte uns ein stämmiger Portier in Livree. Ich fragte dich, welchem Prominenten er ähnlich sieht, bedacht unauffällig. Du hast abgewinkt

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