Auf Couchtour
und bist in die Lounge stolziert. Dein Pech. Elvis Presley nickte mir freundlich zu. Ich schenkte ihm gebührende Beachtung und zwei Pfund. Ein Engel an der Himmelstür weiß, was sich gehört.
Die Lounge war eine prächtige Halle, die in allen erdenklichen Nuancen von Blau erstrahlte. Die Decke wölbte sich halbrund. Hunderte von kleinen Lampen simulierten einen Sternenhimmel. Aus den hochglanzpolierten Fliesen schossen Säulen empor, die mit Efeu berankt waren. Riesige weiße Polstermöbel in Wolkenform prangten vor einer verglasten Wand mit Blick in einen von Schneeglöckchen übersäten Garten. So viel Luxus hatten wir nicht erwartet. Wir näherten uns einem schier endlosen Tresen mit messingartiger Oberfläche. Wir spiegelten uns darin, allerdings nicht vorteilhaft. Unser Bild war waagerecht verzerrt. Ich sah aus wie ein Breitmaulfrosch. Wir stellten die Koffer ab und schauten uns um. Keine Menschenseele zu sehen, weder Personal noch Gäste. Kein Wunder. Wer, außer einem Scheich, konnte sich einen Aufenthalt hier leisten? Baumarktkunden! Wir! Auf den Tresen war eine goldene Glocke montiert. Sie wirkte ganz verloren auf der langen Bahn. Wir genierten uns zu klingeln und entschieden per Schnick, Schnack, Schnuck, wer es tun sollte.«
»Lass mich raten – ich.«
»Du hattest Schere, ich Brunnen. Schere fällt nun mal in den Brunnen. Du machst immer die Schere. Was kann ich dafür?«
»Ja, ja.«
»Die Glocke klang wie ein Triangel: Bing. Wir hörten Schritte, gemächlich, aber derb – Männerschritte. Der bewegliche Punkt am Ende des Tresens nahm langsam Gestalt an.«
»Antonio Banderas.«
»Alias Diego Delgado, yes.« Charline leckt sich die Lippen. Der Appetit wird ihr gleich vergehen.
»Bei näherer Betrachtung fiel uns auf, dass die Figur tanzte und deswegen nur langsam vorankam. Vor, zurück, eine Drehung, Gefuchtel mit den Armen. Was sollte das? Wir blickten verwundert in seine Richtung. Er sang! Sexbomb , von Tom Jones, der ihm über halterlose Kopfhörer den Ton angab. Diego fixierte uns und wiederholte immer wieder: Sexbomb , mit einem spanisch gelispelten S vorweg. Sssssss. Er machte uns verlegen. Ich fragte mich, ob in so einem exklusiven Ambiente keine Kleidervorschriften fürs Personal existierten? Diego trug sein weißes kragenloses Hemd bis zum Bauchnabel aufgeknöpft und kniff sich zum Showdown in die Brustwarzen, während er ein letztes Mal Sexbomb keuchte. Es war schamlos.«
»Igitt.«
»Du sagst es. Wir wurden synchron rot und zwar am ganzen Körper. Diego fasste das als Kompliment für seine Darbietung auf. Er zog sich die Stöpsel aus den Ohren und säuselte mit seinem spanischen Akzent: ›Meine Sönheiten, wie darf ich Ihnen zu Diensten sein?‹
›Wie darf ich das verstehen?‹, wolltest du wissen. ›Wie Sie möchten‹, entgegnete er zweideutig und knurrte dich obszön an. Du bist cool geblieben und hast unsere Buchungsbestätigung auf den Tresen geknallt, mit der Bitte, uns unseren Zimmerschlüssel zu geben. Doch so leicht ließ sich Diego nicht abwimmeln. Er fragte nach unseren Ausweisen und studierte die Daten, besonders unser Alter. Er hatte sich mehr an dir festgebissen und mich nur als PlanB vorgesehen. Daher beachtete er mein Foto kaum. Er machte Kopien und erfasste unsere Personalien in einem Rechner unterhalb der Glocke. Während er tippte, lispelte er unsere Namen vor sich hin: ›Breitsnabel und Angelito‹ (das heißt wohl Engel auf Spanisch – oder dicke Begleiterin einer schönen Frau –, keine Ahnung).
Wir forderten abermals unseren Zimmerschlüssel. Diego bestand darauf, uns zu begleiten, da das Hotel angeblich sehr groß war. ›Zwei Sönheiten‹ wie wir, konnten sich da leicht verlaufen! Statt sich unserer Koffer anzunehmen, stöpselte er sich die Kopfhörer wieder ein und führte uns, seine Hüften zur Musik schwingend, zum Fahrstuhl. Innerlich flehten wir beide darum, der Fahrstuhl möge dieselben Ausmaße haben wie die Empfangshalle. Pustekuchen. Die Türen öffneten sich und offenbarten eine winzige Kabine, die bei drei Fahrgästen mit Gepäck Körperkontakt garantierte. Diego ließ uns den Vortritt, um uns in aller Ruhe von hinten zu betrachten. Wir hätten am liebsten einfach den Knopf gedrückt, um ihn auszusperren, aber er hatte den Schlüssel und wedelte damit, bevor er sich tänzelnd zu uns gesellte. Wir quetschten uns an die Rückwand. Dummerweise stand mein Körper mehr von der Wand ab als deiner. Ich hielt die Luft an, um meine Ausmaße zu
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