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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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ich nach und fuchtelte dabei mit meinen Händen durch die Luft. ›Hier, meine Sönheiten, Numero 42.‹ Er schwenkte seinen Arm nach rechts. Wir drehten uns um und folgten seiner Geste. Seltsamerweise lag unser Zimmer direkt gegenüber dem Fahrstuhl. Na toll. Die Unverfrorenheit in Person schloss uns die Tür auf und kam doch tatsächlich mit rein, lümmelte sich aufs Bett und breitete die Arme aus. ›Platz genug für drei, meine Sönheiten‹, flötete er, in freudiger Erwartung auf sein Trinkgeld aus Fleisch und Blut. Nun war das Maß voll – endgültig. Du hast deine Hände in die Hüften gestemmt und wolltest gerade deinem Ärger Luft machen, als Tom Jones dich zügelte.«
    »Sag jetzt nicht, der kommt auch noch dazu!«
    »Nicht körperlich, nur stimmlich. Sexbomb , dröhnte es in ohrenbetäubender Lautstärke. Diegos Handyklingelton. Wer hätte das gedacht? Sichtlich fuchsig ging er ran.
    Er sprang auf, antwortete ein paarmal knapp mit ›Ja‹ und stürmte aus dem Raum. Natürlich nicht, ohne uns vorher im Vorbeiflug zum Abschied anzutätscheln. Weg war er. Wir dankten unserem Retter und spekulierten, wer der Anrufer gewesen sein könnte.«
    »Sein Chef?«
    »War auch im Traum dein erster Gedanke. Aber wer würde für seinen Chef diesen Klingelton auswählen?«
    »Es sei denn, es ist eine unverschämt heiße Chefin!«
    »Stimmt, interessanter Aspekt. Meine Vermutung ging eher in Richtung Geliebte, die mal wieder damit drohte, seiner Frau alles zu sagen, wenn er nicht auf der Stelle antanzte.«
    »Seine Frau war bestimmt hässlich.«
    »Grotesk! Ein Mannsweib mit Haaren auf den Zähnen und einem Damenbart von der Oberlippe bis zum Kinn. Wenn Diego abends nach Hause kam, verpasste sie ihm erst mal zwei Schläge mit der Bratpfanne – einen zur Begrüßung und noch einen auf Verdacht, falls der Schwerenöter etwas angestellt hatte, und das war so sicher wie das Amen in der Kirche.«
    »Oje.«
    »Charline, ich bitte dich. Es gibt einfach Menschen, bei denen sind Worte vergebens. Diego konnte man zweifelsohne als den Anführer dieser Spezies bezeichnen. Außen Prahlhans, innen Schlappschwanz. Es musste einen Grund für sein unverschämtes Verhalten geben. Wer zu Hause nichts zu melden hat, holt das in der Regel nach, sobald der heimische Herd außer Sichtweite ist. Alles Erfahrungswerte.«
    »Wollen wir uns nicht langsam mal fertig machen, für unsere Dates, meine ich.«
    »Charline, wir waren so was von spät dran. 18 Uhr und noch kein Koffer ausgepackt, geschweige denn entschieden, in welchem Outfit wir glänzen würden. Das Theater mit Diego hatte uns über eine Stunde gekostet, die uns jetzt fehlte. Wir schenkten der exklusiven Ausstattung unseres Zimmers keine Beachtung – bis auf …«
    »… die Minibar!«, johlen wir beide gleichzeitig. Ich freue mich über jeden Beweis, der mir offenbart, dass Charline und ich im Geiste miteinander verknüpft sind – astrein.
    »Du bist mit einem Metternich-Piccolo im Bad verschwunden, ich machte mich derweil auf meiner Seite des Bettes über eine Packung Eiskonfekt her. Meine Güte, hatte ich einen Kohldampf. Ich entschied mich übrigens für die Fensterseite. Sollte Diego uns im Schlaf heimsuchen, wärst du als Erste dran. Meine neuen Klamotten stellten mich vor die Qual der Wahl. Ich wollte einerseits leger, andererseits aber auch kess und sexy aussehen. Ich bin bestimmt zwanzig Mal zu dir ins Bad reingepoltert, um dich nach deiner Meinung zu fragen. Du weißt ja, Mode und ich, da prallen Welten aufeinander. Du warst enorm geduldig, hast dir für jede meiner grauenhaften Kombinationen den Schaum aus dem Gesicht gewischt und mich durch den Dusch-Nebel begutachtet. Nach meiner x-ten Präsentation sind wir übereingekommen, dass du etwas für mich aussuchen würdest, wenn ich dich endlich mal in Ruhe fertig duschen ließe. Bei uns ging es zu wie im Hühnerstall bei Fuchsbesuch: Hektik, Panik, lautes Gegacker. Es grenzte fast an ein Wunder, dass wir uns um halb acht fix und fertig gegenüberstanden. In der Realität unmöglich, auf Couchtour – kein Problem. Wir nutzten die Zeit, uns mit Komplimenten zu überschütten, für den Fall, dass unsere Verabredungen unsere Mühen nicht ausreichend würdigten. Wir hinterließen ein Mordschaos und einen Duft-Mix aus wilder Rose und Moschus, als wir uns mit einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel verabschiedeten. Nur der Vollständigkeit halber: Wir sahen großartig aus.
    Auf direktem Weg dauerte die Strecke von unserem

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