Auf Couchtour
schmälern. Erfolglos. Er rückte vor, vor und noch weiter vor. Ich konnte seine Wimpern zählen, so nah kam er. Sein Atem pustete mir einen Mittelscheitel. Es wurde echt brenzlig! Um die Situation zu entschärfen, feixte ich: ›Falls Sie das Bedienerpult für den Fahrstuhl suchen, es ist direkt hinter Ihnen an der Wand.‹ Das brachte ihn aus dem Konzept. Er fuhr herum und drückte die Vier. Die Tür schloss sich. Vier Etagen waren bestimmt schnell überwunden. Diego ließ seinen Hintern rhythmisch kreisen – immer noch zu Sexbomb . Als der Fahrstuhl stoppte, stieß er sein Becken mehrfach ruckartig vor und drehte seinen Kopf über die Schulter, um zu sehen, ob wir es bemerkt hatten. Wir bestätigten es ihm mit unseren verkrampften Mienen. Wo sollten wir auch anders hingucken. So viele Möglichkeiten bot die Kabine nicht.«
»Meine Güte, Rita, warum hast du uns den denn aufgehalst? Wie kommst du überhaupt auf so einen schrägen Typen?«
»Ich hatte, übrigens auch in deinem Sinne, an einen feurigen Latino gedacht. Als Anheizer oder Aperitif, nimm’s, wie du willst. Wie mein Traumsektor im Gehirn das Wort feurig interpretiert, kann ich nicht beeinflussen. Es wäre langweilig, wenn ich’s könnte.«
»Ich fange aber nichts mit ihm an, oder?«
»Doch, du nimmst alles mit, was uns an Männern über den Weg läuft. Du hast ja sogar mit einer Leiche gefummelt.« Kaum habe ich den Satz beendet, saust mir wieder ein Kissen entgegen. Jetzt hat sie ihre Munition verballert, und ich kann sagen, was ich will. Mach ich aber nicht. Sie weiß, es war nur Spaß. Obwohl …, nein, das wäre gemein.
»Du fängst natürlich nichts mit ihm an! Diego ist optisch zwar ein Hingucker, aber psychisch komplett verstrahlt. Er ist einfach too much , würde der Engländer sagen.
Wir wollten raus aus dem Fahrstuhl, aufrecht und bekleidet. Bekleidet schien okay, aufrecht stellte ein Problem dar. Diego schritt auf die Schwelle vor, uns den Rücken zugewandt. Unter Einsatz seines Lebens, zumindest tat er so, drückte er seine Hände links und rechts an den Türrahmen und stöhnte: ›Snell, meine Sönheiten, sonst sließen sich die Türen, und wir sind für immer hier eingeslossen.‹ Um Himmels willen! Eilig packten wir unser Gepäck, bückten uns und krochen notgedrungen unter seinen ausgestreckten Armen durch. Es war erniedrigend. Wir spürten, wie er sich an unserem Anblick ergötzte. Draußen konnten wir endlich wieder durchatmen. Diego sprang mit einem Satz zu uns herüber, und auf sein Kommando schloss sich die Fahrstuhltür. Komisch. Er wischte sich mit seinem Ärmel den nicht vorhandenen Schweiß von der Stirn und suchte in unseren Augen nach Bewunderung – fand aber nur Abscheu. Kein Grund für ihn, sich zurückzunehmen, im Gegenteil, das spornte ihn an.
Der Flur der vierten Etage bot angenehm viel Platz. Es wunderte uns, dass uns überhaupt niemand begegnete. Eine unheimliche Vorstellung, allein mit Diego in diesem Hotel zu sein. Bevor wir richtig durchatmen konnten, rückte er uns schon wieder auf den Pelz. Er drängelte sich zwischen uns und legte uns je eine Hand auf die Schultern. Seine Finger massierten unsere angespannte Muskulatur. ›So, meine Sönheiten, jetzt führe ich euch zu eurem Zimmer.‹ Das klang vielversprechend und vor allem kurzfristig. Wir schlenderten los – schlenderten und schlenderten. Eine Odyssee. Uns wurden die Arme lang. Diego nicht. Wir trugen ja seine auf unseren Schultern. Aus der Vogelperspektive müssen wir ausgesehen haben wie drei Knastbrüder beim Hofspaziergang. ›Jetzt reicht’s!‹, platzte es aus mir heraus, als wir zum x-ten Mal an einer Fächerpalme kehrtmachten, von der es nur eine einzige auf diesem Flur gab. ›Wenn Sie nicht sofort Ihre schmierigen Griffel wegnehmen und uns unser Zimmer zeigen, breche ich Ihnen das Genick. Ich bin staatlich anerkannte Karatemeisterin und im Besitz des karierten Gürtels, der eine globale Lizenz für tödliche Nackenschläge beinhaltet. Und Sie können von Glück sagen, dass ich Sie vorwarne.‹ Zu allem entschlossen, schüttelte ich ihn ab, ließ meine Koffer fallen und brachte mich in Pose. Du bist mir gefolgt und hast dich hinter mir versteckt.«
»So, so, karierter Gürtel?«
»Der hat mir eh nicht richtig zugehört, Charline. Oder wie erklärst du dir seine Antwort, die er uns vor Lust erschaudernd vor den Latz knallte: ›Släge und Smerz können etwas sehr Erotises sein.‹«
»Dieser Perversling.«
»›Unser Zimmer!‹, bohrte
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