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Auf Couchtour

Auf Couchtour

Titel: Auf Couchtour Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ramona Wickmann
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zerschmetterte das Ding auf meinem Oberschenkel und entsorgte die Bruchstücke auf Nimmerwiedersehen in der Themse. So.«
    »Der Mann war blind!«
    »Er war rücksichtslos.«
    »Und blind!«
    »Ein Schläger!«
    Charline schüttelt den Kopf. »Sag mal, sind Blindenstöcke nicht aus Karbon oder Alu?«
    »Der war aus Holz, Eiche, abgelagert und knüppelhart. Ich muss es wissen, ich wurde schließlich damit verprügelt.«
    »Du übertreibst.«
    »Mit welchen Hilfsmitteln Blinde durch meine Träume wandern, entzieht sich meinem Einfluss, entschuldige.«
    »Schon gut. Dann also Holz.«
    »Yes. Ich verwarf meinen Gedanken, rieb mir die Wade und knirschte: ›Alles in Ordnung. Sie haben mir lediglich das Schienbein zertrümmert. Ich lasse mir gleich morgen das Bein amputieren, dann hören die Schmerzen bestimmt auf. Kein Grund zur Sorge.‹«
    »Blödbröd.«
    »Ich verhielt mich genau so, wie du es dir gewünscht hättest: anständig und verlogen. Troy hatte nichts von dem Schlag mitbekommen, schlussfolgerte aber den Tathergang anhand meines Gesichtsausdrucks und der wiederholten, jetzt ungeduldigen Frage des Mannes: ›Hallo,ist daj emand?‹
    ›Ja‹, flötete ich. ›Verzeihen Sie, wir haben Sie nicht kommen sehen.‹«
    »Geht doch! Ich bin stolz auf dich.«
    »Na, dann hör dir mal seine Antwort darauf an: ›Passen Sie gefälligst besser auf‹, grollte der Rowdy und setzte seinen Weg ebenso drakonisch fort wie vor unserem Zusammenstoß. Soviel zu: Machen wir’s auf deine Art. Schönen Dank. Troy hockte sich hin und massierte meinen Stiefelschaft, der glücklicherweise die Wucht des Aufpralls abgedämpft hatte. ›Tut’s sehr weh?‹, wollte er wissen. ›Nein, ich habe mich nur erschrocken‹, schwindelte ich. Er erhob sich und küsste mich zum Trost auf die Stirn – eine ziemlich maue Fortsetzung unseres stürmischen Tête-à-tête. Da ich Heißes, statt Aufgewärmtes bevorzuge, musste ein Neuanfang her. Ich schlug eine Stadtrundfahrt vor – in einem Taxi, in einem von mir für Sexhungrige konzipierten Taxi, das nur diese Nacht, nur für uns, seine Runden drehte. Troy fand meine Idee klasse. Von meiner Sonderausführung ahnte er nichts.«
    »Du hattest Sex im Taxi?«
    »Na ja, Luigis Gästebett war belegt – du erinnerst dich?« Charline errötet.
    »Erst gegen halb fünf stiegen wir in den Wagen, den Troy via Handy für uns bestellte, so lange waren wir herumgeschlendert. Unsere gemeinsamen Stunden verflogen schneller als ein Eau de Toilette. Unglaublich. Um diese Jahreszeit schläft die Sonne länger, was ich in Anbetracht meiner Befürchtung, nicht mehr tageslichttauglich auszusehen, vorteilhaft fand. Der Taxifahrer, ein attraktiver End-Vierziger à la George Clooney, begrüßte uns freundlich. Sein Gefährt bot im hinteren Bereich immens viel Platz. Ich konnte meine Beine ausstrecken, ohne seinen Sitz zu berühren. Von außen Taxi, von innen Limousine, mit Lederausstattung, gedämpfter Beleuchtung und getönten Scheiben – fraglos ungeeignet für eine Sightseeing-Tour im Dunkeln –, für meine Absichten perfekt. Der Clou: ein Schiebefenster, das den Fahrgastraum blickdicht abschloss, falls man ungestört sein wollte. Wir streiften unsere Jacken ab und gaben dem Chauffeur die Instruktion, uns etwa drei Stunden durch die Stadt zu gondeln. Troy sprach mit ihm die Route ab. Er hatte wirklich vor, mir London zu zeigen! Charline! Er überlegte, machte Vorschläge, revidierte und klügelte etwas Neues aus, bis sich die beiden endlich einig wurden. Verdammt, das katapultierte mich wieder zurück auf Null. Leider. Erfolg ist nun mal kein Geschenk, sondern ein Siegesprämie, die man sich hart erkämpfen muss. Troy fühlte sich unwohl auf der linken Seite und zappelte unruhig auf seinem Platz herum. Schließlich bat er mich, mit ihm zu tauschen. Ich willigte ein – ich hatte kein Problem mit links. Er rutschte über meinen Schoß. Der Fahrer fuhr an. Wir stießen mit den Köpfen zusammen. Seine Entschuldigung folgte prompt. Wir rieben unsere Stirn und bestätigten lachend, dass wir den Aufprall überlebt hatten. Der Platz auf der rechten Seite sagte Troy noch weniger zu. Wir tauschten erneut … wieder und wieder. Er war unentschlossener als du in einem Schuhladen. Meine Geduld neigte sich langsam dem Ende zu. Im Rückspiegel sah ich ein verschmitztes Grinsen. Der Fahrer amüsierte sich – ich mich nicht. ›Schluss jetzt‹, beendete ich die Rangelei. Ich drückte Troy, der sich gerade erneut anschickte, seine

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