Auf & Davon
dann herum kaute, während er Henninger nachdenklich beobachtete. Der junge Mann schien sich nur schwer mit der Tatsache abfinden zu können, dass der Serienkiller wirklich ein FBI-Angehöriger war.
„Er hat nicht nur uns im Visier“, sagte Ty zu dem jungen Agenten. „Falls Sie’s schon vergessen hatten, auf Sie wurde auch ein Anschlag verübt“, erinnerte er Henninger leise. „Der Bursche weiß schon im Voraus, was wir als nächstes vorhaben. Er weiß, wie man rein und raus kommt, ohne sich dabei von den Sicherheitskameras erwischen zu lassen. Er ist uns ständig einen Schritt voraus.“
„Sehen Sie mal, wir gehen da solange nicht mehr hin, und wir werden uns auch solange nicht zum Dienst zurückmelden, bis wir handfeste Beweise haben, die wir denen da oben vorlegen können“, sagte Zane. „Sie können uns die Informationen von drinnen beschaffen, die wir brauchen—und Sie haben ja bereits bewiesen, dass Sie den Mund halten können.“ Er griff nach einem Stück gefüllte Kartoffel. „Um den Rest kümmern wir uns schon.“ Er tauschte einen kurzen Blick mit Ty.
Ty saß nur da und starrte vor sich hin. Henninger runzelte die Stirn und schaute abwechselnd ihn und Zane an. „Das gefällt mir nicht“, murrte er schließlich. Er rutschte unbehaglich auf seinem Sitz hin und her und wandte den Blick ab. Er hatte mehrere halbverheilte Schnitte im Gesicht und eine genähte Risswunde am Hals.
Ty musterte ihn mit einem leichten Stirnrunzeln. Henninger hatte viel Mut bewiesen, indem er hierhergekommen war und sich mit ihnen getroffen hatte, obwohl er wusste, dass sie ohne offizielle Genehmigung vom Dienst abwesend waren. Und er schien sauber zu sein, was Ty beinahe überraschte. Soweit Ty sehen konnte, hatte ihn auch niemand beschattet. Der Junge hatte sich Tys widerwilligen Respekt erworben, indem er hier seinen Hals riskierte, nachdem ihm erst vor ein paar Tagen die Metall-und Plastiksplitter um die Ohren geflogen waren.
„Okay“, sagte Henninger schließlich leise und schaute erst noch einmal zu Zane und dann zu Ty.
Zane schenkte ihm ein schiefes Lächeln. „Gut. Also, wir brauchen folgendes...“
Z ANE stand neben dem SUV und rauchte eine Zigarette, während er darauf wartete, dass Ty sein Gespräch mit Henninger beendete. Danach würden sie wieder getrennter Wege gehen. Der Junge hatte Mumm, soviel war sicher. Trotzdem kam er ihm immer noch so verdammt naiv vor. Kopfschüttelnd lehnte Zane sich an die Autotür und tippte die Asche von seiner Zigarette auf den Boden.
„Die Scheißdinger bringen dich noch um, weißt du“, brummte Ty und blieb neben Zane vor dem SUV stehen.
Zane warf ihm einen amüsierten Blick zu und nahm die Zigarette aus dem Mund. „Das hier ist noch das am wenigsten destruktive von meinen Lastern. Gib du erstmal so viele auf wie ich, dann wirst du schon sehen, dass man ein Laster braucht, um bei den anderen nicht wieder schwach zu werden.“ Er dachte einen Moment lang darüber nach. „Vermutlich hätte ich stattdessen auch weiterhin herumhuren können.“
„Das hätte dich auch umgebracht“, antwortete Ty einfach.
Zane nahm noch einen Zug und legte den Kopf in den Nacken. „Vielleicht überlege ich es mir anders, wenn ich mal keinen Stressabbau mehr brauche“, sagte er und blies den Rauch in die Luft, weg von Ty. Er lachte, leise und dunkel. „ Dafür waren alle meine Laster gut.“
„Warum bist du nicht einfach durch die Bars gezogen?“, fragte Ty neugierig. Er konnte einfach nicht anders. „Du bist doch ein gutaussehender Typ. Hat’s dir einen Kick gegeben, dafür zu bezahlen?“
Zane lächelte. „Hast du mir da etwa gerade ein Kompliment gemacht?“ fragte er und schnippte die Asche ab. Dann blickte er angelegentlich auf seine Füße und nahm noch einen Zug von seiner halbgerauchten Zigarette, bevor er Ty antwortete: „Die Regeln zu brechen macht auch süchtig.“
Ty neigte leicht den Kopf und beäugte Zane kritisch durch die getönten Gläser seiner Fliegersonnenbrille. „Wie zum Teufel hast du es bloß durch die psychologische Untersuchung geschafft?“, fragte er schließlich genervt.
Zane atmete tief ein und blies dann resigniert den Rauch aus. „Du bist hier nicht der einzige, der nach Strich und Faden lügen kann.“
Ty sagte eine Zeitlang nichts dazu. Dann neigte er sich zu Zane und schob seine Brille soweit herunter, dass er ihm über die Gläser hinweg in die Augen sehen konnte. „Wenn es sich am Ende herausstellen sollte, dass du der Killer
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