Auf & Davon
gegen diese Jacke hast“, sagte Zane mit einem bewundernden Blick auf das schwarze Leder und klopfte mit seiner unangezündeten Zigarette auf der Tischplatte herum. Verdammtes Rauchverbot. „Ich hätte mir selber auch eine besorgen sollen. Hab‘ schon seit ein paar Jahren keine Lederjacke mehr.“
„Sie ist schwarz“, schnaufte Ty. „Und sie riecht neu.“
„Da gab’s auch braune“, versetzte Zane und ließ seinen Blick über die anderen Gäste schweifen. „Gegen den neuen Geruch kann man nichts machen. Es sei den, du wälzt dich im Dreck damit. Oder fährst ein paarmal mit dem SUV drüber.“
„Über die andere ist mir mal einer mit’m Motorrad drübergefahren“, erwiderte Ty hoffnungsvoll, stützte die Ellbogen auf den Tisch und beugte sich vor. „Und die braunen war’n alle zu klein.“
Zane musste lächeln, als er bemerkte, wie Tys Akzent stärker und seine Grammatik schlechter wurde, wenn er gereizt war. Je besser er Ty kennenlernte, desto offensichtlicher wurde es für ihn, dass sehr viel an Ty nur Fassade war—oder Schichten über Schichten von Masken. Zane war sich nicht sicher, ob er den wahren Ty je zu sehen bekommen würde, und das stimmte ihn etwas traurig. Denn den wahren Ty könnte er wahrscheinlich wirklich mögen. „Du hättest auch warten können“, verwies Zane. „Es gibt weiß Gott genug Läden in dieser Stadt.“ Er lehnte sich zurück und streckte seine langen Beine aus; sie reichten fast bis auf den Gang. „Vielleicht geh ich ja doch noch nochmal hin und hol‘ mir auch eine.“
„Ja, das wird lustig, dann sind wir Zwillinge“, nörgelte Ty vor sich hin. Schließlich schlüpfte er grollend aus der brandneuen Lederjacke und schmiss sie über den Tisch hinweg nach Zane. „Da, nimm sie schon“, grummelte er.
Zane fing die Jacke auf, ehe er sie ins Gesicht bekam, und schüttelte sie mit einem schadenfrohen Grinsen aus. Ohne auch nur einmal den Blick von der Jacke zu wenden, murmelte er: „Henninger ist da“, und sagte dann lauter: „Danke, Grady, dabei hab‘ ich heute nicht einmal Geburtstag.“
„Du kannst mich mal am Arsch lecken“, murrte Ty, laut genug, dass Henninger es hören konnte, während er sich dem Tisch näherte.
„Nun, es ist… gut zu sehen, dass Sie beide immer noch so ein goldiges Pärchen sind“, sagte Henninger. Er nickte ihnen zu und setzte sich nach einem beiläufigen Blick in die Runde neben Zane auf die Bank.
„Was soll ich sagen, wir sind eben noch in den Flitterwochen“, antwortete Zane trocken und hob sein Eisteeglas.
„Mein Beileid“, erwiderte Henninger, ohne eine Miene zu verziehen, und nickte Zane zu. „Was zum Teufel ist hier los?“, fragte er, als Ty nur ein wortloses Grollen von sich gab.
„Sagen Sie uns das“, konterte Zane. „Ich kann mir vorstellen, dass im Büro die Kacke immer noch am Dampfen ist.“
„Das können Sie laut sagen“, nickte Henninger zur Antwort. „Gibt es zufällig… einen bestimmten Grund, dass Sie beide seither nicht mehr dort waren?“, forschte er behutsam. „Geht es Ihnen gut?“ wandte er sich mit einem leichten Stirnrunzeln an Ty.
Zane warf einen Blick zu Ty, der gerade sehr überzeugend den Gelangweilten und Desinteressierten gab. Das, oder er hatte immer noch so schlimme Kopfschmerzen und hatte Henninger wirklich nicht zugehört. Für Zane war das schwer zu sagen. „Er hat ein bisschen Kopfweh. Sonst geht’s ihm bestens“, antwortete er für Ty. „Wir legen ziemlichen Wert darauf, am Leben zu bleiben“, fuhr er fort. „Und das Büro scheint im Moment ein guter Nährboden für Mordanschläge zu sein, also… Können Sie uns die Informationen beschaffen, die wir brauchen?“, fragte Zane.
„Sie glauben, dass jemand vom FBI Sie zu töten versucht“, wiederholte Henninger leise seine Worte vom Vortag, wobei er jetzt allerdings schon etwas überzeugter klang. Der Lärm in dem belebten Restaurant übertönte ihre Unterhaltung perfekt. „Wie hat er wohl herausgefunden, warum Sie wirklich hier sind?“, fragte Henninger. Anscheinend wollte er Zane und Ty zu verstehen geben, dass er ihre Auffassung teilte. „Und warum sollte er das Risiko eingehen, einen bis jetzt allenfalls vagen Verdacht zu bestätigen?“
Zane zog nur die Augenbrauen hoch und lehnte sich schweigend zurück, da gerade der Kellner kam, um seine und Tys Vorspeisen zu bringen und Henningers Bestellung aufzunehmen. Ty erwachte aus seinem vermeintlichen Dusel und schnappte sich ein Stück Hühnchen, auf dem er
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