Auf & Davon
knirschte er. „Sag mir, wo er ist, und ich ruf‘ dir einen Krankenwagen.“
Alles Blut wich aus Henningers Gesicht, als der Schmerz ihn überwältigte. „Du bist doch so schlau“, lallte er schwach. „Find’s selber raus.“
„Rede, oder ich lass‘ dich hier verbluten.“
Henninger lachte ihn nur heiser aus. Grollend holte Zane aus und schlug Henninger mit der Faust in den Bauch, direkt neben der Schusswunde.
Henninger wurde es schwarz vor Augen, er gurgelte und keuchte, aber als der Schmerz wieder nachließ, schaffte er es, wieder zu lachen. „Er hat gesagt, dass du mich töten würdest“, murmelte er. Aus einem seiner Mundwinkel rann Blut. „Er hat gesagt, du wirst dafür sorgen, dass es wehtut“, höhnte er.
Zorn und Entsetzen kochten gleichermaßen in Zane hoch. Er stand auf und riss Henninger das Messer aus der Schulter, ignorierte dessen gequälten Schmerzensschrei. Er hob seine Schusswaffe und drückte sie dem Mörder an die Stirn, starrte hinunter auf den Mann, der vor ihm kniete. „Er hat die Wahrheit gesagt. Wo ist er?“
Henninger schloss die Augen und schüttelte den Kopf. Er wusste, dass ihn die Todesstrafe erwartete, falls jemand Grady lebend fand. Tief in seinem Innern wusste er auch, dass Garrett ihn so oder so töten würde, selbst wenn er ihm sagte, wo Grady war. Garrett war einfach der Typ dazu. Grady hatte zu viel Ehrgefühl für so etwas, aber Garrett würde abdrücken, ohne mit der Wimper zu zucken. Wenn er jetzt so darüber nachdachte, hätte er Garrett wahrscheinlich doch zuerst ausschalten sollen.
Dafür war es jetzt zu spät, vor allem in Anbetracht der überraschenden Tatsache, dass er einen Bauchschuss hatte und langsam und schmerzhaft daran sterben würde, wenn Garrett es nicht schnell zu Ende brachte. Schnell war ihm lieber. Es würde nicht schwierig sein, Garrett wütend zu machen und ihn um die Beherrschung zu bringen und dann… süßes Vergessen.
Henningers Lippen verzogen sich zu einem langsamen, amüsierten Lächeln. „Du hast aber schon daran gedacht was passiert, wenn ich sterbe, oder etwa nicht?“, fragte er mit leiser, schmerzerfüllter Stimme. „Niemand wird dir glauben. Wenn Grady nicht da ist, um deine Aussage zu bestätigen, bist du der Verdächtige Nummer eins“, sagte er in stiller Zuversicht. „Wie willst du mit dem Wissen leben, dass du nicht aus Liebe so verzweifelt nach ihm gesucht hast?“, fragte er und öffnete seine schwarzen Augen. „Wie willst du nüchtern blieben?“, fragte er mit einem verächtlichen Grinsen. „Wo du doch weißt, dass es reiner Selbstschutz ist, der dich treibt?“
Zanes Gesicht wurde ganz still, als seine Emotionen sich zu einer soliden Gewissheit verdichteten, die ihn für einen Moment sogar den Schmerz vergessen ließ. Er schob Henningers Kinn mit dem Lauf der Pistole hoch, so dass er ihm in die Augen sehen konnte, und drückte ihm die Waffe dann wieder an die Stirn. Dann lächelte er kalt.
Henningers Augenlider öffneten sich flatternd. Plötzlich lag Zweifel in seinem Blick, verschwand aber rasch wieder unter der Oberfläche. Ausgerechnet Garrett hatte sich als sein größtes Problem erwiesen. Der Mann war wie ein Chamäleon, das sich nicht für eine Farbe entscheiden konnte. Erst war er berechenbar gewesen, aber dann hatte er sich in einem Maße verändert, dass Hennninger nicht mehr wusste, was er mit ihm anfangen sollte. Sogar jetzt wurde er noch nicht schlau aus ihm. Als Zane auf ihn herabschaute, kam es Henninger zum ersten Mal in den Sinn, dass er hier seiner Niederlage ins Gesicht blicken könnte.
Zane richtete sich auf und holte ruhig und gleichmäßig Luft, um zu sprechen. „Zum Glück brauchst du dir darüber keine Sorgen mehr zu machen“, sagte er leise, und dann drückte er ab.
Henningers Körper bäumte sich auf und fiel dann mit einem dumpfen Geräusch zu Boden. Zane sammelte sich und ging zum Fenster, um den Signalblocker zu suchen. Als er ihn endlich gefunden hatte, riss er das Kabel heraus, dann schnappte er sich das Handy aus Ross‘ schlaffer Hand und drückte mit dem Daumen die Tasten, wobei er gefährlich schwankte. Er sank auf die Knie. In seiner ganzen rechten Körperhälfte brannte und pochte teuflisch der Schmerz. Der Anruf wurde sofort entgegengenommen. Zane gab die Codes für Beamte am Boden und Täter am Boden durch und dann so genau wie möglich seinen Standort an, ehe er das Telefon auf den Couchtisch warf. Er legte nicht auf, damit der Anruf zurückverfolgt werden
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