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Auf & Davon

Auf & Davon

Titel: Auf & Davon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Abigail Madeleine u . Roux Urban
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konnte.
    Unter Schmerzen rappelte er sich auf Hände und Knie hoch und kroch zu Ross, um bei ihm nach einem Puls zu suchen. Er zog eine Grimasse, als er keinen fand, und schob sich unbeholfen weiter zu Sears. Sie war auch tot. Mit einem gequälten Wimmern ließ er den Kopf hängen und warf dann einen Blick auf die Leiche des Mörders. Sinnlos, da noch einen Puls finden zu wollen. Das Gefühl grimmiger Befriedigung gab ihm die Kraft, nach dem Buch zu greifen, das er auf dem Sessel liegengelassen hatte. Irgendwo da drin stand die Antwort. Er war sich sicher, dass Henninger Ty als eines seiner Opfer gesehen hatte und nicht als jemanden, der ihm nur im Weg war. Breitbeinig auf dem Boden sitzend begann er erneut in dem Buch herumzublättern. Er zitterte am ganzen Körper und betete darum, irgendeinen Hinweis darin zu finden.
    „Scheiß auf dich“, zischte er der Leiche zu. „Gott, bitte… Ty“, wisperte er und blätterte weiter, Geschichte für Geschichte, immer mehr ergriffen von Qual und Angst bis er es nicht mehr aushalten konnte. Der Kummer packte und schüttelte ihn, er krümmte sich zusammen. Seine heißen Tränen fielen auf die Seiten. Vor Schmerz und Blutverlust konnte er kaum noch denken.
    Niedergeschlagen blickte er auf und musterte Henningers Leiche. Sein Haar war blutverklebt—Tys Blut? Er hatte auch Blut an den Händen, und außerdem Kies und Staub, weil er auf dem Zementboden der Tiefgarage gelegen hatte. Er musste Ty mit Chloroform betäubt haben, um ihn zu überwältigen—denn Zane wusste, dass Ty ihn andernfalls schwer verletzt hätte—und ihn dann irgendwo versteckt haben. Dann hatte er sich wahrscheinlich selbst gerade kräftig genug auf den Kopf geschlagen, dass Blut floss. Alles, was er dann noch zu tun brauchte, war sich hinzulegen und bewusstlos zu spielen, bis ihn jemand fand.
    Die Tränen wichen einem Gefühl der Resignation, bei dem Zane ganz übel wurde. Sein Blick streifte weiter an der Leiche des Mörders entlang, immer noch auf der Suche nach irgendeinem Hinweis. Henninger hatte auf den Knien gelegen und war dann seitlich umgefallen. Im Todeskampf hatte er die Beine gestreckt; Zane konnte seine Schuhsohlen sehen.
    Es dauerte eine Weile, bis Zane klar wurde, was er da sah. Die Sohlen von Henningers feinen Schuhen waren von grobkörnigem, grauem Schlamm bedeckt, der sich ins Profil eingetreten hatte und in den Nähten hing. Zane schleppte sich näher heran; er hatte fast keine Energie mehr. Er streckte den Arm aus und fuhr mit zitternden Fingern über die Sohle, streifte dicken, feuchten Matsch davon ab. Er starrte die Leiche an. Sie waren in der Stadt, und es hatte die ganze Woche nicht geregnet. Wo hätte Henninger in frischen Schlamm treten können?
    „ Sogar die Original-Tunnel unter dem Haus sind noch erhalten….“
    „Jesus“, zischte Zane und packte das Buch, ignorierte die Schlammflecken, die seine Finger auf den Seiten hinterließen. Er fand, was er gesucht hatte: Das Fass Amontillado . „Jesus Christus!“
    Er rappelte sich torkelnd auf die Füße und brach mit einem harschen Aufschrei gleich wieder zusammen, konnte sich gerade noch mit seinem gesunden Arm an der Sofalehne abstützen. Er war zu schwach, und er hatte so furchtbare Schmerzen, dass er es kaum aushalten konnte. Er konzentrierte sich mit alle Macht nur auf das Eine - Ty. Ty würde verrückt werden da unten, eingeschlossen in einem engen, dunklen Raum, wie in der Geschichte.
    Er brauchte etwas, das ihn aufputschen würde, bis er Ty gefunden hatte.
    Er stolperte ins Schlafzimmer, schafft es bis zum Nachttisch und schnappte sich die Pillendose, die Ty ihm gegeben hatte. Er zog den Deckel ab. In der Dose waren zehn längliche Tabletten mit der Prägung ‚OC‘, er schüttete sie aufs Bett. Ohne einen Gedanken an irgendwelche Dosierungen zu verschwenden, schaufelte er sich eine Handvoll davon in den Mund und fing an zu kauen. Der trockene, scharfe chemische Geschmack erfüllte alle seine Sinne, als er schluckte. Er schleppte sich wieder ins Wohnzimmer und steckte seine Pistole und das blutige Messer ein, dann nahm er obendrein noch Sears’ Waffe an sich. Er holte tief Luft, als die Medikamente eine erste Welle der Energie durch seinen Körper schickten, und ging gefährlich schwankend zur Tür. Die Wirkung der Medikamente setzte bereits ein, da er die Freisetzung des Wirkstoffs beschleunigt hatte, indem er die Tabletten zerkaute. Bis er bei den Aufzügen war, durchströmte ihn bereits das Hochgefühl des

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