Auf & Davon
klopfte sich den Schmutz ab, griff dann nach der Waffe unter seinem Arm und rückte sie zurecht, wobei er das Gesicht verzog; seine Rippen hatten ganz schön was abbekommen. Er hob den Kopf und maß Zane mit einem ausdruckslosen Blick. „Hast du jetzt genug?“, fragte er kalt.
Zane rieb sich das Handgelenk und drehte es versuchsweise hin und her. Immer noch summte sein ganzer Körper geradezu vor Anspannung und Zorn. Aber was ihn erst so richtig zur Weißglut brachte, war die Tatsache, dass er einen unglaublichen Ständer hatte. Er hatte das erst bemerkt, als er Ty an die Wand gedrückt und mit seinem ganzen Körper dort festgehalten hatte. Was zum Teufel war bloß los mit ihm? Wie konnte es sein, dass ein brutaler Kampf mit einem Mann, der ihn mühelos töten konnte, ihn so geil machte?
„Lass mich künftig wegen der Drogen in Ruhe“, warnte er rau und schob die anderen Gedanken beiseite. „Du kannst hier Hackfleisch aus mir machen, solange du willst, aber davon will ich nichts mehr hören.“
„Die Frage war berechtigt, verdammte Scheiße“, fauchte Ty.
„Und ich hatte dir die Scheiß-Antwort schon gegeben“, fauchte Zane zurück. „Bei sowas lüge ich nicht!“
„Ist mir scheißegal ob du lügst, betrügst, stiehlst oder alles fickst, was dir über den Weg läuft“, brüllte Ty wütend. „Solange wir an diesem Fall arbeiten, gehst du in keine Bar mehr! Und halt dich aus meiner Vergangenheit raus!“ Ein gequälter Unterton lag in seiner Stimme.
„Was ist dein Scheiß-Problem, Grady? Du stocherst doch dauernd in meiner Vergangenheit rum. Dabei weißt du verdammt genau, dass Burns mich nicht wieder auf die Straße gelassen hätte, wenn ich nicht clean wäre“, knirschte Zane. „Kein Wunder, dass sich dein Partner hat versetzen lassen, wenn du ihm gegenüber auch so misstrauisch warst!“
„Er hat sich nicht versetzen lassen“, presste Ty hervor und versuchte sich zu beruhigen. Angesichts der schmerzhaften Erinnerungen ging seinem Zorn rasch die Luft aus.
Zane zuckte zusammen und starrte Ty an. Dann schloss er die Augen. Seine Wut verflog; stattdessen überlief es ihn kalt. Heilige Scheiße. Er kannte Serena Scott doch gut genug, um zu wissen, dass ihr nichts heilig war, nicht einmal der Tod eines Partners. Es sah ihr ähnlich, Salz in so eine Wunde zu streuen. Zane wäre niemals mit Absicht so tief gesunken. Er drehte sich rastlos hin und her und fuhr sich mit der Hand über sein kurzgeschnittenes Haar, bevor er sich wieder an die Wand lehnte.
Ty ging die paar Schritte bis zu seiner Lederjacke und hob sie mit spitzen Fingern auf. Während er den Schmutz von der Jacke klopfte, sagte er leise: „Stell‘ dir vor, du beerdigst einen Freund, und dann musst du seiner Frau und seiner kleinen Tochter sagen, dass du an seinem Tod schuld bist.“ Seine Stimme war heiser und angespannt. „Dann wollen wir mal sehen, wie gut du nachher noch mit anderen zusammenarbeiten kannst.“ Er legte sich die Jacke über den Arm, drehte sich um und ging langsam auf das Ende der Gasse zu.
„Ty.“ Zanes Stimme war gedämpft und bebte nicht länger vor Ärger.
Ty ging langsamer und blieb schließlich stehen, wartete mit gesenktem Kopf und angespannten Schultern.
Bei Tys knapper Erklärung waren Zane sämtliche erotischen Anwandlungen vergangen; jetzt fühlte er sich nur noch elend und ausgehöhlt. Er wusste, wie weh es tat, jemanden zu verlieren und sich selbst die Schuld daran zu geben.
„Ich entschuldige mich“, sagte er leise. „Das wusste ich nicht.“
Ty drehte leicht den Kopf, als hörte er über die Schulter hinweg zu. Dann wandte er ohne eine weitere Antwort seinen Blick wieder nach vorn, hob das Kinn und straffte die Schultern. Zane holte tief Luft und setzte sich in Bewegung. Bei jedem Schritt verspürte er eine schmerzhafte körperliche, beinahe seelische Erschütterung. Als er an Ty vorüberkam, sah dieser ihn mit undurchdringlichem Blick von unten herauf an.
In einem Versuch, seine Gelassenheit wiederzufinden, schloss Ty schließlich die Augen. „Willst du immer noch ins Büro zurück?“, fragte er ausdruckslos.
Zane schaute auf die Uhr und verzog das Gesicht. „Heute ist es zu spät. Das wird bis morgen warten müssen“, antwortete er, ohne sich zu Ty umzudrehen.
Ty ging weiter und machte eine Geste zum Eingang der Gasse. „Nach dir“, murmelte er.
„Wir sollten uns jetzt lieber ausruhen und dafür morgen ganz früh anfangen“, sagte Zane, während er auf die Hausecke zuging. Er
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