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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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Wagen kippte. Jazzy, die sonst immer ein sonniges Gemüt hatte, sah verärgert aus.
    »Ach, mach dir nichts draus«, sagte Marnie. »Es ist mir einfach so rausgerutscht.«
    Aber Jazzy war jetzt in Fahrt. »Die Geister – sie kommen und gehen. Sie kümmern sich nicht darum, ob es mir passt. Sie setzen mir zu und manchmal weiß ich nicht, was zum Teufel sie wollen. An manchen Tagen fühle ich mich, als hätte ich spirituelle Stalker, wenn du’s genau wissen willst.«
    »Ach je«, sagte Marnie. »Es tut mir leid, dass ich dir auf die Füße getreten bin.«
    »Ich bin da ein bisschen empfindlich, das ist alles.«
    Rita streckte die Hand aus und tätschelte sie mütterlich. »Mach dir deswegen keine Sorgen. Wir sind alle müde.«
    »Und ich muss wirklich mal Pipi«, sagte Marnie, was niemanden überraschte.
    »Was machen wir also jetzt?«, fragte Jazzy.
    Rita ging im Geist ihre Möglichkeiten durch. Es war finstere Nacht, sie waren fremd im Bundesstaat und wussten nicht genau, wo sie sich befanden. Was machte man unter diesen Umständen? Rief man die Polizei des Bundesstaats an oder wählte man eher den Notruf? Suchte man nach einem Abschleppdienst in der Gegend? Sie war sich nicht sicher.
    Unmittelbar neben ihnen, nur eine Handbreit entfernt, raste ein Pickup vorbei. Um die Sache noch schlimmer zu machen,ließ der Fahrer im Vorbeibrettern seine Hupe aufjaulen. Als wäre es ihre Schuld, dass sie am Straßenrand gestrandet waren.
    Der Lärm weckte Laverne, die verwirrt den Kopf hob. »Was ist denn los?«, fragte sie benommen. Sie rieb sich die Augen wie ein Kind und zwinkerte.
    »Der Wagen hat den Geist aufgegeben«, erklärte Marnie. »Wir glauben, dass die Lichtmaschine kaputt ist.«
    »Hast du AAA angerufen?«, fragte Laverne. Bisher war das der erste gute Vorschlag.
    Rita stöhnte. »Früher war ich da Mitglied, aber das habe ich auslaufen lassen.« Die Ausgabe war ihr überflüssig erschienen; sie war ja nur kurze Strecken gefahren und hatte immer das Handy dabei gehabt. Aber vielleicht konnte der Verkehrsclub ihnen trotzdem helfen. Sie wusste aus Erfahrung, dass der Versicherungsschutz für den Fahrer galt, nicht für den Wagen. »Ist hier vielleicht sonst einer Mitglied?«
    Jazzy und Marnie schüttelten die Köpfe. Laverne sagte: »Ich fahre ja nicht einmal mehr.«
    »Nach Brians Tod wollte ich dem Club eigentlich beitreten, aber ich bin nie dazu gekommen.«
    »Jetzt wäre das sehr nützlich gewesen«, meinte Rita mit müder Stimme.
    Ein paar Wagen zischten in schneller Folge gefährlich nah vorbei. »Du solltest das Warnblinklicht einschalten«, sagte Laverne.
    »Wir. Haben. Keinen. Strom.« Rita wusste nicht, wie sie sich deutlicher ausdrücken konnte.
    »Oh«, sagte Laverne und ließ sich in ihren Sitz zurücksinken.
    »Ich weiß ja nicht, wie es mit euch steht«, sagte Marnie, »aber ich muss jetzt mal so dringend verschwinden, dassich gleich platze. Jazzy, hast du noch diese Servietten von McDonald’s?«
    Jazzy klappte das Handschuhfach auf und reichte einen Stoß Servietten nach hinten. Marnie schnappte sich ihre Handtasche, öffnete die Tür und machte sich in die Dunkelheit davon.
    »Was treibt sie denn nur?«, fragte Rita.
    »Ich würde tippen, dass sie pinkeln geht«, antwortete Laverne.
    Da die Schnellstraße nicht beleuchtet war und sie keine Schweinwerfer hatten, kam das einzige Licht vom nahezu vollen Mond und Jazzys Handy. Sie schauten Marnie nach, wie sie die Böschung hinunter ins hohe Gras verschwand, bis sie gänzlich mit der Dunkelheit verschmolz und nicht mehr zu erkennen war.
    »Wenn das hier ein Horrorfilm wäre, würden wir sie nie wiedersehen«, meinte Jazzy fröhlich.
    »Sag so etwas nicht einmal im Scherz«, tadelte Rita.
    Jazzy kehrte ihre Aufmerksamkeit ihrem Smartphone zu. »Ich googele jetzt nach Pannendiensten in Colorado. Es wird schon jemand kommen.« Sie klang zuversichtlich, aber Rita war sich da nicht so sicher.

24
    Marnie hatte seit dem Zelten mit den Pfadfindermädchen im Alter von zwölf Jahren nicht mehr im Freien gepinkelt, aber im Rückblick war sie froh, dass die Leiterin damals das Thema behandelt hatte. Sie ging weit genug, um sicher zu sein, dass man sie von der Schnellstraße nicht mehr sehen konnte, aber durch das Schimmern von Jazzys Handy auf dem Vordersitz konnte sie den Wagen immer noch oben am Hang erahnen. Hin und wieder fuhr ein Auto vorbei. Ob sie eines anhalten sollten? Vielleicht würde der Rest der Gruppe in ihrer Abwesenheit eine Lösung finden.
    Sie

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