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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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und jetzt langsamer auf eine Landstraße einbogen. Ihr Fahrer, ein Mann um die vierzig, drehte sich leicht herum und sagte etwas, das wie »Wir sind beinahe da« klang. Undtatsächlich bremsten sie kurz danach und bogen in eine lange Zufahrt ein. An deren Ende stand ein zweigeschossiges Farmhaus mit breiter Veranda. Lichter übersäten die Fläche, die von der Zufahrt zum Haus führte. Leuchtende Lampen zu beiden Seiten der Tür ließen die Veranda mit ihren Korbmöbeln und Topfblumen deutlich erkennen. Das Ganze erinnerte Laverne an etwas, was sie einmal in der Zeitschrift ›Country Living‹ gesehen hatte.
    Die Motorräder kamen zum Stehen. Als die Maschinen verstummten, war es plötzlich unheimlich still. »Ein hübsches Haus«, sagte Laverne.

26
    Jazzy stieg vom Motorrad, nahm den Helm ab und strich ihr zerzaustes Haar glatt. Carson sprang ebenfalls herunter und stellte das Fahrzeug auf den Ständer. Dann sah er sie an, die Daumen in die Gürtelschlaufen gesteckt. »Ich hoffe, die Fahrt war nicht zu holperig«, sagte er beinahe schüchtern. »Ich habe mich bemüht, unebenen Stellen auszuweichen.«
    Jazzy schob sich das Haar hinter die Ohren. Sie hatte getan, was ohne Kamm möglich war. Vorläufig war das gut genug. »Es war toll«, sagte sie. »Wirklich toll, vielen Dank.« Sie warf Carson einen langen Blick zu und versuchte, ihn einzuschätzen. Als sie sich auf der Motorradfahrt an ihn gelehnt hatte, hatte sie tiefe Einblicke gehabt. Er war ein interessanter Mann, dieser Carson, der eine Harley fuhr, auf dem Land lebte und im Alter von fünfundzwanzig Jahren gerne etwas mit seinem Dad und den Freunden seines Dads unternahm. Er war auf eine raue Art gutaussehend, wie ein Cowboy in einem alten Film. Er mochte Tiere und kleine Kinder und las gerne gute Bücher. Jeden Tag versuchte er, irgendetwas Nettes für jemand anderen zu tun, eine Gewohnheit, mit der er im College begonnen hatte. Er war der Meinung, dass die Welt ein besserer Ort wäre, wenn jeder es so hielte, und dass er die Pflichthatte, mit gutem Beispiel voranzugehen. Carson er zählte nie jemandem von dieser Überzeugung, aber Jazzy erspürte sie. All das und mehr fing sie in der Viertelstunde auf, die sie zusammen auf dem Motorrad fuhren. Wie üblich hatte sie keine Ahnung, warum einige Geister sich genötigt sahen, ihr diese Informationen mitzuteilen, oder was sie damit anfangen sollte.
    Um Jazzy und Carson herum stieg der Rest der Gruppe von den Motorrädern. Die Frauen beruhigten sich, zupften an ihren Kleidern und glätteten ihr Haar. Rita zog ihre Bluse zurecht, während Marnie sich nervös umblickte. Nur Laverne schien sich vollkommen wohl zu fühlen. Sie lief geradezu über vor Entzücken. »Huiuiui, das war ’ne verdammt gute Fahrt«, sagte sie und versetzte dem Arm des Kahlkopfs, der sie gefahren hatte, einen leichten Boxhieb. »Wenn ihr alle nich’ wärt, hätt’ ich wahrscheinlich nie so ein Abenteuer erlebt.«
    »Schön, dass es Ihnen gefallen hat«, sagte der Fahrer.
    »Mike?« Die Fliegengittertür ging auf, und eine Frau in Jeans und T-Shirt trat heraus. Sie war schlank und trug das dunkle Haar zu einem Knoten zusammengebunden. Nicht gerade die typische Motorradbraut, wie man sie im Kino sah. Eher wie eine Mom, die Pilates machte. »Ach, hallo.« Sie kam die Treppe herunter, scheinbar unbeeindruckt von der Schar von Frauen in ihrem Vorgarten.
    »Ich habe ein paar Übernachtungsgäste mitgebracht, Schatz«, erklärte Mike. »Diese Damen sind auf der Schnellstraße liegengeblieben.«
    »Ach, Sie Armen«, sagte sie, trat vor und streckte Rita die Hand hin. »Ich bin Beth, Mikes Frau.« Sie warf ihrem Mann einen strafenden Blick zu.
    »Tut mir leid, Schatz.« Er wandte sich den anderen zu. »Ich vergesse immer, meine Frau vorzustellen.«
    »Seit siebenundzwanzig Jahren vergisst er das jetzt schon«, meinte sie. »Allmählich nehme ich es persönlich.«
    Mike berichtete ihr von der Lichtmaschine und seiner Einladung an die Frauen, bei ihnen zu übernachten. Beth wirkte nicht im Geringsten bestürzt, dass ihr Mann und seine Freunde vier unbekannte Frauen nach Hause gebracht hatten. Sobald er die Geschichte erzählt hatte, ließ Mike sich von Rita den Autoschlüssel geben und erklärte, dass er und sein Sohn mit dem Pickup das Gepäck aus dem liegengebliebenen Wagen holen würden, sobald sie die Motorräder in der Scheune abgestellt hat ten.
    Nachdem alle Männer aufgebrochen waren, folgte die Gruppe von Frauen Beth ins Haus. Sie führte

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