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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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einen besonders lebhaften Traum von Troy und so nahm sie am Morgen, als sie darauf wartete, dass Laverne aus dem Badezimmer kam, das Mobiltelefon aus ihrer Handtasche und rief Troys Handynummer an. Als sie auf seiner Mailbox landete, legte sie auf, ohne eine Nachricht zu hinterlassen, und wählte die Nummer von Kimberlys Festnetzanschluss. Während sie den Freiton hörte, stellte sie sich vor, wie am anderen Ende der Leitung in Las Vegas das Telefon läutete. Von den Fotos, die sie gesehen hatte, wusste sie, dass Kimberly ein modernes Haus besaß, das mit eleganten, unbequem aussehenden Möbeln ausgestattet war und blendend weiße Wände hatte. Brian zufolge war Kimberly stolz auf ihre Empfänglichkeit für New-Age-Themen und glaubte, dass Zimmerbrunnen einem Haus zusätzliche positive Energie gaben. Es hatte irgendetwas mit dem ›Flow‹ zu tun. Außerdem besaß Kimberly merkwürdig geformte Chromskulpturen, die an verschiedenen Stellen in Wandaussparungen standen. Marnie kam das Haus so vor, als wäre es von einem Innenarchitekten gestaltet worden, der auch die Lobbys von Hotelketten einrichtete. Nicht, dass es schlecht aussah. Nur eben nicht sehr gemütlich.
    Sie drückte das Handy ans Ohr, bereit abzubrechen, falls Laverne ins Zimmer trat. Es läutete einmal, zweimal und dreimal. Sie wollte auflegen, tat es aber nicht.
    »Hallo, bei Beringer.« Eine weibliche Stimme, älter, mit einem leichten Akzent. Vielleicht die Haushälterin?
    »Guten Morgen«, sagte Marnie geschäftsmäßig. »Kann ich bitte mit Troy sprechen?«
    »Er ist im Augenblick nicht hier. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
    Marnie zögerte. Sie wollte die Bestätigung, dass es Troy gut ging. Der Traum war so verstörend gewesen. »Troy – ist alles in Ordnung mit ihm?«, fragte sie schließlich.
    »Er geht gerade mit seiner Mutter einkaufen. Soll ich ihm etwas ausrichten?«
    »Er geht einkaufen?«
    »Ja, ja, einkaufen.« Die Frau sprach das Ja so aus, dass es wie Ha klang. Einen Augenblick herrschte Schweigen und dann redete sie weiter: »Für sein Ferienlager. Wie lautet die Nachricht?«
    »Könnten Sie Troy bitte sagen, dass Marnie angerufen hat?«
    »Marnie?«
    »Ja, Marnie.« Marnie buchstabierte langsam ihren Namen, aber sie war sich trotzdem nicht sicher, ob die Frau ihn richtig verstand. »Könnten Sie ihm sagen, dass ich auf dem Weg nach Las Vegas bin? Um ihn zu besuchen?«
    »Ja, ja, das sage ich ihm«, versprach die Frau.
    »Vielen herzlichen Dank.« Marnie legte auf, erleichtert, die neuesten Nachrichten von Troy zu haben. Wenn er mit Kimberly einkaufen war, lebte er und war wohlauf. Sterbende gingen nicht shoppen. Und in ihrem Traum hatte er imSterben gelegen. Sie hatte geträumt, dass sie ihn besuchte, aber nicht bei Kimberly. Es war in einem anderen Haus, das nicht ganz so schick und sogar etwas rustikal war. Er hatte lang ausgestreckt auf einer Bahre gelegen und vor Schmerzen gestöhnt. Es war herzzerreißend gewesen. Sie hatte ihm den langen Pony aus dem Gesicht gestrichen und ihm die Hand auf die feuchte Stirn gelegt. Troy hatte die Augen aufgeschlagen, diese wunderschönen, dunklen Augen, dankbar zu ihr aufgeblickt und gesagt: »Ach Marnie, ich habe mir so gewünscht, dass du kommst. Ich sterbe.« Sie hatte sich neben ihm hingesetzt und im Traum geweint, denn sie hatte gewusst, dass er wirklich im Sterben lag. Der Traum hatte so echt gewirkt, dass sie beim Aufwachen ganz verwirrt gewesen war. Sie spürte noch immer den herzzerreißenden Schmerz, zu wissen, dass sie ihn verlieren würde. Sie hatte tatsächlich Tränen im Gesicht gehabt. Offensichtlich hatte sie im Schlaf geweint.
    Aber es war nur ein Traum gewesen. Troy ging es gut.
    Als Laverne, den Kopf in einem Handtuchturban, ins Zimmer zurückkam, ergriff Marnie ihren Kulturbeutel und ging ins Bad. Es war wirklich merkwürdig, in einem fremden Haus zu duschen. Sie konnte sich nicht vorstellen, einem Fremden dieselbe Gastfreundschaft anzubieten. War das nur vorsichtig von ihr oder doch schon gehemmt? Jedenfalls nicht gastfreundlich. Sie war sehr verschlossen, sehr auf der Hut, und wozu? Sie war nicht weit damit gekommen.
    Als Marnie zum Frühstück hinunterkam, saßen Laverne und Rita schon am Tisch und aßen Eier und Toast. Rita bedeutete ihr, sich an einen gedeckten Platz zu setzen, und ging zum Herd hinüber.
    »Gute Nachrichten«, sagte Rita, als sie mit einem Teller Essen und einer Tasse Kaffee für Marnie zurückkam, als wäre sie in ihrer eigenen Küche. »Mike ist zu

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