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Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition)

Titel: Auf dem langen Heimweg: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen McQuestion
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sie letztes Jahr, als er herauskam, selbst gelesen hatte. Sie wollte ihn gerade danach fragen, als er sagte: »Woher kennst du eigentlich die anderen Frauen? Freundinnen oder Verwandte?«
    »Genau genommen weder noch.« Sie hatte nicht vorgehabt, näher darauf einzugehen, aber er wirkte ehrlich interessiert, und da sie alle Zeit der Welt hatten, erzählte sie ihm die ganze Geschichte. Eine halbe Stunde später waren ihre Teller leer und Carson wusste beinahe alles über den Road Trip.
    »Du hast dich also einfach entschlossen, eine Autoreise mit drei älteren Frauen zu unternehmen, die du überhaupt nicht kanntest?«, fragte Carson.
    »Das trifft es ganz gut.«
    »Aber hattest du denn keine Bedenken, mit Wildfremden zu reisen? Eine von ihnen hätte eine Verrückte sein können und dann hättest du sie am Hals gehabt.«
    Das war ein Argument, obwohl es paradox war – er selbst war ja anfangs auch ein Fremder für sie gewesen. »Nein, ich habe mir keine Sorgen gemacht«, erwiderte Jazzy. »Ich habe eine sehr gute Intuition, was Leute angeht. Einen sechsten Sinn, könnte man sagen.«
    »Einen sechsten Sinn. Das wäre praktisch.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, die Füße auf den Boden gestemmt.»Meine Tante hat wirklich einen sechsten Sinn. Sie sieht sogar manchmal Geister.«
    »Das passiert mir auch manchmal.« Sie hatte es herausposaunt, ohne viel darüber nachzudenken. Ihre übliche Gewohnheit, diese Tatsache für sich zu behalten, war auf der Reise zum Teufel gegangen. Kurz hintereinander hatte sie es ihren drei Begleiterinnen und nun Carson erzählt.
    »Interessant«, sagte der.
    Sie hörte auf zu reden und wartete auf die Fragen, die unvermeidlich kamen, sobald jemand herausgefunden hatte, dass sie ein Medium war, aber er warf ihr einfach nur einen neugierigen Blick zu.
    Schließlich musste sie wissen, was er dachte. »Was geht dir durch den Kopf?«, fragte sie.
    »Ich dachte nur ...« Er verstummte und blickte sich in der Küche um, um sicherzugehen, dass sie immer noch allein waren. Als er dann sprach, verblüfften sie seine Worte. »Ich dachte gerade, dass ich nicht gewusst habe, dass es so jemanden wie dich überhaupt gibt.«
    »Ein Medium, meinst du?«
    »Nicht das. Ich dachte einfach, wie schön es ist, dass du extra nach Menschen suchst, die deine Hilfe brauchen. Die meisten Leute tun alles, um sich nicht für andere engagieren zu müssen. Aber du verhältst dich genau umgekehrt.«
    »Na ja, ich weiß nicht so recht ...«
    »Betrachte es doch mal auf diese Weise – wie viele Leute gibt es wohl, die sich frei nehmen und eine Autoreise mit jemandem unternehmen würden, den sie gerade erst kennengelernt haben, um ihm zu helfen?«
    »Also, drei von uns haben es ja tatsächlich getan«, erwiderte sie und strich sich das Haar zurück.
    »Aber für dich ist es etwas anderes«, entgegnete er. »Die anderen Damen sind älter. Sie hatten nichts Besseres zu tun. Für dich war es dagegen ein Opfer.«
    Das Lob stimmte nicht. Sie hatte eigentlich auch nichts Besseres zu tun, aber sie widersprach ihm nicht. Es konnte süchtig machen, sich von ihm beobachtet zu wissen. Er schenkte ihr seine ganze Aufmerksamkeit. In seine Augenwinkel gruben sich Fältchen, wenn er lächelte. Sie hatte eine plötzliche Vision, sah ihn vor sich, wie er in zehn, in zwanzig, dann in dreißig Jahren aussehen würde. Sein Haar würde etwas gelichtet sein und seine Schläfen würden sich grau färben, aber er würde immer noch dieses wunderschöne Lächeln haben, und es würde noch immer unmittelbar auf sie gerichtet sein. Direkt auf sie, weil sie noch immer zusammen sein würden. Bei diesem Gedanken durchfuhr sie ein Ruck.
    Er sah sie jetzt noch aufmerksamer an, sein intensiver Blick erforschte ihr Gesicht. »Ich mag dein Lachen.«
    Wieder blitzten Visionen vor ihr auf, diesmal sah sie künftige Kinder und Enkelkinder vor sich. Ein unwillkürlicher Schauder lief ihr über den Rücken, der Schreck darüber, dass sie Bilder aus ihrer eigenen Zukunft vor sich sah, denn das war ihr noch nie passiert. Bisher hatten sich solche aufsteigenden Bilder immer auf andere Personen bezogen. Das hier war ziemlich heftig. »Jetzt mal langsam«, sagte sie.
    »Alles in Ordnung mit dir?«, fragte er besorgt. »Ich wollte dir keinen Schreck einjagen.«
    »Das hast du auch nicht«, erwiderte Jazzy. »Mir geht es prima.« Das stimmte, aber trotzdem war sie erleichtert, als sieBeth und ihren Mann in diesem Moment die Treppe herunterkommen sah. Es war

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